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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sah nicht aus wie jemand, der … der ein Kind umbringen würde.«
    »Vielleicht hat er gesehen, wie der Junge sich deine Tasche gekrallt hat«, schlug Pete vor.
    »Nein, das war es nicht. Er wollte das Rad.« Ihre Stimme hörte sich an, als spräche sie aus großer Entfernung. »Das ist alles. Er wollte nur das Rad. Sein Auto … steckt wahrscheinlich irgendwo im Verkehr fest.«
    »Mit einem Rad könnte man jetzt richtig gut vorankommen«, meinte Pete.
    »Umgebracht wegen eines Fahrrads.«
    Heather seufzte. »Wir wollen mal nicht zu viel Mitleid mit diesem Idioten haben. Das war nur ein Taschendieb.«
    »Er …«, fing Barbara an.
    »Ich weiß, ich weiß. Deshalb hatte er es noch lange nicht verdient zu sterben. Ist er auch nicht dafür - er starb, weil ein anderer Idiot sein Rad haben wollte. Kein großer Verlust.«
    »Hör auf, so zu reden«, ermahnte Pete sie.
    Heather lief rot an. Sie drehte sich weg.
    »Lasst uns weitergehen«, sagte Barbara, »sonst kommen wir nie nach Hause.«
    Sie liefen um die Kinderleiche herum. Barbara übernahm die Führung.
    »Kannst du dir vorstellen, jemanden wegen eines Rads umzubringen?«, fragte Pete.

    Barbara drehte sich zu Pete und beobachtete ihn. »Das ist doch verrückt. Die ganze Sache ist verrückt. Man hört doch immer, wie die Leute bei einem Unglück zusammenhalten.«
    »Von Plünderern hört man aber auch«, fügte Pete hinzu.
    »Ja, stimmt schon. Aber meist ist die Rede von Entbehrungen, die Leute auf sich nehmen, von Heldentaten oder so. Von den Leuten, die durchdrehen, hört man nichts. Mir kommt es vor, als würden alle den Verstand verlieren. Mr. Wellen dreht mit dem Wagen durch, Earl versucht ein Auto zu klauen, der arme Junge klaut meine Tasche, und so ein Vorstandsfuzzi schlägt ihm wegen eines Fahrrads den Schädel ein. Das ist alles wie ein gigantischer, furchtbar schlechter Witz.«
    »Vielleicht ist bei dem Erdbeben ein Nervengas ausgetreten«, sagte Pete mit schiefem Lächeln, »und jetzt ticken alle aus.«
    Barbara musste beinahe selbst lächeln. »Klar.«
    »Ich habe Bücher über solche Sachen gelesen.«
    »Gruselgeschichten.« Es war keine Frage.
    »Ja, schon. Aber könnte doch sein.«
    Heather betrachtete Pete genau. »Gibt es wirklich ein Gas oder so was, das die Leute verrückt macht?«
    »Das bezweifle ich«, sagte er.
    »Bist du sicher?«
    »Wie könnte es so ein Gas geben?«, fragte Barbara sie.
    »Schau Pete und mich an. Wir sind nicht durchgedreht.«
    »Das ist das Erdbeben«, sagte Pete. »Das ist alles. Es hat den Leuten nur ein bisschen den Boden unter den Füßen weggezogen.«

    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Alle haben Angst.«
    Barbara nickte. »Alle haben Angst und wollen nach Hause und in Sicherheit.«
    »Ich nicht«, sagte Heather.
    »Klar willst du das«, meinte Pete.
    »Ach ja? Hättest du Lust nach Hause zu gehen, wenn du keine Mutter hättest?«
    »Aber du hast doch einen Vater, oder?«
    »Oh, ja.«
    »Der ist wahrscheinlich auf der Arbeit«, sagte Barbara. »Meiner ist es jedenfalls. Obwohl ich glaube, dass er gerade alles versucht, um nach Hause zu kommen.«
    Wenn ihm nichts passiert ist.
    »Ich weiß nicht, wo mein Vater ist«, sagte Heather. »Und es ist mir auch egal.« Sie gingen ein Stück weiter, dann fügte sie hinzu: »Ich hoffe, ein Haus ist über ihm zusammengestürzt.«
    Pete blickte sie missbilligend an. »Das kannst du doch nicht ernst meinen?«
    Sie gab keine Antwort.
    Aber Barbara hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen. »Ich glaube, sie meint es ernst.«

12
    »Oh-oh.«
    »Was?«, fragte Clint.
    »Das ist unser Haus«, sagte Em. Sie streckte ihren Arm zwischen den Rückenlehnen durch und zeigte darauf.
    »Dort, mit dem Pick-up in der Einfahrt.«
    »Sieht doch noch ganz gut aus«, meinte Clint. Tatsächlich schien keines der Häuser in dieser ruhigen Sackgasse vom Beben beschädigt. Die einzigen Schäden, die er wahrnahm, waren ein paar zerbrochene Fensterscheiben und kleinere Risse in einigen Stuckwänden. »Sieht aus, als ob deine Nachbarschaft glimpflich davongekommen ist.«
    »Ja«, sagte Em.
    Clint parkte den Wagen vor ihrem Haus.
    »Bye-bye, Emerald«, sagte Mary. »Es war mir ein Fest.«
    »Ja«, sagte Em wieder. Sie starrte immer noch durch die Windschutzscheibe.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Clint.
    »Dieser Pick-up. Der gehört da nicht hin.«
    Mary seufzte: »Ich dachte, wir hätten es eilig, Clint.«
    »Normalerweise steht da unser Cherokee«, sagte Em. »Wenn Mom zu Hause ist, lässt sie den Wagen

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