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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Aber all das war weit, weit weg - in der unmittelbaren Nachbarschaft war es merkwürdig ruhig.
    Eine Geisterstadt, dachte er. Meine Geisterstadt. Alles gehört mir.
    Vom Bürgersteig aus blickte er auf die andere Straßenseite und dann den gesamten Block entlang. Sah das Haus der Taylors, sein eigenes Haus, Judys Haus …
    Wie es Judy wohl ging?
    Ob er ihr einen Besuch abstatten sollte?
    Nein, nein, nein. Das wäre Zeitverschwendung. Sie liegt noch genauso in der Wanne, wie ich sie zurückgelassen habe. Man müsste schon Entfesselungskünstler sein, um sich aus der Wanne zu befreien, so wie er sie zwischen Stuhl und Wasserhähnen gesichert hatte.
    Beim Überqueren der Straße fiel sein Blick auf Judys Haus. Er erinnerte sich daran, wie sie ausgesehen und sich angefühlt hatte.

    Es würde ihn nur eine Minute kosten, mal vorbeizuschauen. Sicherzustellen, dass sie sich nicht losreißt.
    Er lachte leise.
    Es würde ihn bedeutend mehr kosten als eine Minute.
    Als Erstes müsste er die Kleiderbügel aufbiegen, ihre Hände befreien und den Stuhl von ihr heben. Dann könnte er seinen Spaß haben. Um zu vermeiden, sie zu töten, müsste er sie wieder fesseln, wenn er fertig war. Die ganze Leier mit dem Kleiderbügel und dem Stuhl wiederholen. Erst dann könnte er ins Haus nebenan zum Pool der Bensons gehen.
    Er wollte es.
    Er konnte nicht aufhören, daran zu denken.
    Beim Gedanken daran wurde er steif. Er hatte einen Steifen, als er an seinem Haus vorbeilief. Er betrachtete das zersplitterte Panoramafenster und stellte sich vor, dass Mutter irgendwo dahinter auf dem Wohnzimmerboden lag.
    Wenn sie mich jetzt sehen könnte!
    »Was glaubst du eigentlich, was du da tust, junger Mann? Hast du den Verstand verloren? Komm sofort rein und zieh dir was an. Was ist bloß in dich gefahren? Du siehst aus wie ein Perverser, so wie du dich hier rumtreibst. Das ist in höchstem Maße unanständig!«
    Über seine Lachanfälle flaute die Erregung ab. Er entschied sich gegen eine Stippvisite bei Judy.
    »Die hält sich schon«, sagte er, als er an ihrem Haus vorüberging.
    Außerdem hatte er sie schon gehabt. Sie war grandios gewesen, aber es wäre eine Schande, sich an einer drittklassigen Alten zu verausgaben, wo doch Sheila auf ihn wartete.

    Wie erkläre ich Sheila das mit Ben?, überlegte er. Ich lass mir besser was einfallen. Vielleicht erzähle ich ihr, dass wir das Mädchen gerettet haben, aber es nicht transportfähig war und Ben deshalb bei ihr geblieben ist.
    Quatsch, dachte er. Ich kann ihr alles Mögliche erzählen. Ist egal, sie kann eh keinen Ärger machen. Sie könnte dort unten allerhöchstens anfangen, rumzuschreien. Sollte sie das versuchen, werde ich sie ganz schnell zum Schweigen bringen.
    Er stellte sich vor, wie er sich auf sie stürzte.
    Was werde ich mit ihr machen?
    Was für eine Frage.
    Was werde ich nicht mit ihr machen?
    Die wichtigste Frage ist: Womit fange ich an?
    Erst mal damit, ihren Mund zu schließen.
    Stanley konnte den Gedanken nicht weiterverfolgen, da er vor dem Haus der Bensons angelangt war.
    Es erinnerte ihn an die Hausfassaden, die er bei den Straßenbahnfahrten über das Gelände der Universal Studios gesehen hatte. Die Vorderseite des Hauses stand noch. Es schien alles in Ordnung, abgesehen vom ausgeschlagenen Panoramafenster, durch das er den Himmel sehen konnte.
    Hinter der Fassade war das Haus eingestürzt.
    »Perfekt«, sagte er.
    Falls die Bensons nicht aus dem Haus gegangen waren, lagen sie darunter.
    In der Einfahrt parkte jedenfalls kein Wagen. Es war mehr als wahrscheinlich, dass die beiden an diesem Morgen zur Arbeit gefahren waren und nun irgendwo weit entfernt in ihren Schulen festsaßen.

    Stanley ging durch den Vorgarten zur Einfahrt. Das Rotholz-Tor auf der anderen Seite des Hauses war mit einem Schloss gesichert, doch rechts davon war die Stuckwand eingestürzt. Stanley schlug einen Umweg ein, überwand Berge von Stuckresten, Brettern und Verputzbrocken und setzte seinen Weg durch die Einfahrt fort.
    Auf seinem Weg zum Garten betrachtete er die Überreste des Hauses. Das Dach war komplett eingestürzt, hatte die meisten Innenwände mitgerissen und alles plattgewalzt, was sich im Haus befunden haben mochte. Die Vorderwand stand natürlich noch, genau wie der größte Teil der nördlichen Außenwand.
    Das Haus hatte weniger Schäden davongetragen als Sheilas Haus, aber nicht viel weniger.
    Er sah niemanden.
    Erst wollte er rufen, entschied sich dann aber dagegen.
    Wenn sich hier

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