Das Inferno Roman
irgendwelche toten Bensons in der Nähe befinden, werden sie mich sowieso nicht hören.
Wen interessiert es, ob irgendwo ein Benson verschüttet ist? Mich nicht.
Außerdem könnte jemand den Schrei hören und der Sache nachgehen.
Das kann ich auf keinen Fall gebrauchen. Ich brauche nur ein paar Minuten, um mich im Pool abzuwaschen, damit ich schön sauber bin für meine süße Sheila.
Hinter den Trümmern des Hauses entdeckte er den Pool. Schockiert blieb er stehen.
Leer! Nein! Das kann nicht sein.
Er konnte das kalte Wasser schon auf der Haut spüren . Er sehnte sich danach, hineinzuspringen und durch das
kühle Nass zu tauchen. Er musste das Blut von seinem Körper waschen. Das Jucken machte ihn wahnsinnig.
»Nicht fair«, brummelte er und spürte, wie seine Kehle trocken wurde. »Das ist nicht fair.«
Er hatte auf den Pool gezählt. Jetzt fühlte er sich verarscht, betrogen.
Alles war so gut gelaufen - bis jetzt.
Er schüttelte den Kopf und stapfte auf den Pool zu.
Lassen die Leute das Wasser im Juni ab? Zum Frühjahrsputz oder so? Nein, nie im Leben. Das ist doch die Zeit des Jahres, in der man den Pool benutzt .
Vielleicht sind die Bensons ja Idioten.
Wenn er sie doch jetzt antreffen würde, damit er sie töten könnte.
Es musste weitere Swimmingpools in der Nachbarschaft geben. Aber er wusste nicht, wo. Und Zeit zu suchen hatte er nicht. Sheila wartete auf ihn. Er musste zurück und sie befreien und …
Stanley musste plötzlich lächeln.
Am flachen Ende - mehr konnte er zunächst nicht sehen - war der Pool bis auf den Grund leer. Als er sich aber näherte, erkannte er, dass sich der blau geflieste Boden zu einem tieferen Ende hin absenkte. Dort glitzerte noch Wasser.
Er hetzte zum Pool und blieb an dessen Rand stehen.
Unter ihm das kühle blaue Wasser.
Die Bensons haben den Pool nicht geleert.
Das Becken sah unbeschädigt aus, also konnte das Wasser auch nicht durch irgendwelche Risse abgelaufen sein.
Das Erdbeben musste Tonnen von Wasser aus dem Pool gespült haben, ganze Flutwellen, bis auf ein paar Zentimeter am Grund des tiefen Endes.
Er fragte sich, wohin das verlorene Wasser verschwunden war. Es war keine Spur davon zu sehen. In den Stunden seit dem Beben musste sich das übergelaufene Wasser seinen Weg in Abflüsse und die nachbarlichen Gärten gesucht haben und dort im Boden vertrocknet sein. Die Pooleinfassung war offensichtlich von der Sonne völlig ausgedörrt.
Erstaunlich, dachte er.
Er hatte davon gehört, dass ein Erdbeben Swimmingpools zum Überlaufen bringen konnte, aber noch nie, dass ein Pool gänzlich geleert wurde.
Ist ja auch nicht ganz leer, erinnerte er sich. Ist immer noch genug Wasser für mich drin.
Mein Glück hat mich doch nicht verlassen.
Stanley eilte zum anderen Ende des Pools und stieg aus seinen Mokassins. Der Beton verbrannte ihm die Fußsohlen. Schnell zog er die Schuhe wieder an. Er ließ sie an den Füßen, als er die drei gefliesten Stufen herabstieg und auf dem Kachelboden auf das tiefe Ende zulief.
Als er den Wasserrand erreicht hatte, ging ihm die Pooleinfassung bis über den Kopf.
Er sah sich um.
Sehr gut, dachte er. Hier unten kann mich niemand sehen. Ist zwar keiner hier , aber selbst wenn Leute um mich herum wären, würde keiner was mitbekommen.
»Fantastisch«, murmelte er.
Mein eigenes Geheimversteck.
Das war besser als ein randvoll mit Wasser gefüllter Pool.
Viel besser!
Ich könnte sogar jemanden hierherbringen, dachte er. Sheila zum Beispiel. Wir wären an der frischen Luft, aber hätten die Privatsphäre, die wir brauchen.
Und wir hätten Wasser. Ich könnte sie nass machen. Ich könnte es im Wasser mit ihr tun, und sie wäre dabei sauber und kühl und feucht.
Mit den Gedanken bei Sheila stieg er aus seinen Mokassins und in das Wasser.
21
Heather hielt sich ein ganzes Stück vor Barbara und Pete. Die Katze stolzierte neben ihr her, und Heather bewegte sich in einem Tempo und mit einer Energie, die Barbara noch nie an ihr gesehen hatte. Sie hetzte von einer Straßenseite auf die andere, spähte über Gartenzäune und durch Tore und rannte in Einfahrten, auf der Suche nach einem Swimmingpool.
Nach zehn oder elf Versuchen kam sie aus dem Schatten eines Apartment-Parkbereichs zurück in das Gässchen gerannt und rief: »Ich hab einen!« Susie pirschte um ihre Füße herum. »Kommt schon! Sieht klasse aus!« Sie drehte ab und war wieder verschwunden. Die Katze reckte ihr den Kopf nach, dann sah sie Barbara an. Die
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