Das Inferno Roman
anzufeuchten. Es hatte gut geklappt.
Auch jetzt hatte Pete eine Idee. »Vielleicht finden wir einen Gartenschlauch, in dem noch Wasser ist.«
»Viel kann aber in so einem Schlauch nicht drin sein«, meinte Barbara. »Außerdem macht sie sich sowieso wieder blutig, wenn sie mit der Katze spielt.«
Heather wirkte auf einmal hocherfreut. »Lasst uns Susie waschen. Ich wette, wir finden hier in der Gegend irgendwo einen Swimmingpool oder so was.«
Pete verzog das Gesicht, schien aber nicht abgeneigt. »Ja«, sagte er nach einer Bedenkzeit, »man kann ja nie wissen. Das ist zwar ein lausiges Viertel, aber wenn wir in den Gärten nachsehen …«
»In den Höfen von Apartmenthäusern gibt es meistens Swimmingpools«, erklärte Barbara. »Bei vielen jedenfalls. Vielleicht sogar hier. Es schadet nicht, die Augen offen zu halten. Aber eins möchte ich mir erbitten.« Sie
sah Pete an und danach Heather. »Falls wir tatsächlich einen Pool finden, will ich ihn als Erste benutzen, bevor Blut und Katzen das Wasser ruinieren.«
Pete lächelte. »Ja, ich auch.«
»Dann wollen wir mal einen Pool suchen«, sagte Barbara.
20
Stanley öffnete einen Vorhang, um mehr Sonnenlicht hereinzulassen. Als er niemanden auf der andern Seite des Fensters erblickte, sah er an sich herab.
Er sah aus, als ob er in Blut gebadet hätte.
»Wunderschön«, murmelte er.
Er rieb mit den Händen über seinen Körper. Am besten gefielen ihm die Stellen, an denen das Blut noch glitschig war. Weniger begeistert war er davon, dass es an manchen Stellen schon trocknete und klebrig wurde. Wenn er es doch mit Öl mischen könnte, dann würde er an allen Stellen schön feucht und glitschig bleiben.
Ein großer Spiegel über dem Kamin hatte das Beben überstanden. Stanley trat näher. Sein Spiegelbild war groß, aber unterhalb seines Brustkorbs abgeschnitten. Deshalb entfernte er sich bis zum anderen Ende des Zimmers. Von dort aus zeigte der Spiegel ihn nur bis zur Hüfte. Also stieg er auf das Sofa.
Jetzt, wo er sich bis zu den Knien herab betrachten konnte, war er erstaunt, wie groß und mächtig und wild er wirkte. Ein nackter, gnadenloser Dschungelkrieger, getauft im Blut seiner Feinde. In seinem Gesicht sammelte sich das Blut vornehmlich um seine Lippen und an seinem Kinn.
»Man könnte denken, ich hätte ihn gefressen «, sagte er.
Er lachte, fand aber, dass sein Grinsen ihn dämlich aussehen ließ, und setzte ein grimmiges Gesicht auf. Schon besser. Er knurrte. Er zog seinen Bauch ein und spannte die Muskeln an.
»Oh ja«, murmelte er.
Das bin ich, dachte er. So sollte ich immer aussehen. Außer, dass ich mir noch ein paar Muskeln antrainieren muss. Und mein Haar wachsen lassen. Ich kann das. Keiner kann mir das mehr verbieten. Keiner macht sich mehr über mich lustig. Das bin ich. Nackt und wild und blutbeschmiert.
Das getrocknete Blut juckte ein wenig, aber damit konnte er leben. Eine kleinere Unannehmlichkeit. Etwa so, wie sich mit einem kratzigen Wollhemd abzufinden, weil man darin wie ein Holzfäller wirkte.
Er stand noch eine Weile auf dem Sofa, posierte und betrachtete sich im Spiegel.
Er wünschte, er könnte so nach draußen gehen.
Das wäre allerdings dumm. Ziemlich dumm.
Selbst wenn er das Glück hatte, niemandem zu begegnen, wollte er nicht, dass Sheila ihn so sah. Sie könnte sich denken, dass es nicht sein eigenes Blut war.
Er sprang vom Sofa.
Auf der Suche nach Wasser sah er sich in den Zimmern um, die nicht zerstört waren. Er fand kein Wasser. Auch keine andere Flüssigkeit, abgesehen von der Blutlache auf dem Teppich, in der Ben lag.
Er spürte den Drang, sich hineinzulegen und sich im Blut zu suhlen.
»Ich muss zurück zu Sheila«, sagte er vor sich hin. »Genug Spaß gehabt.«
Statt sich in der Blutlache zu suhlen, streckte er sich auf dem Sofa aus. Er wälzte und rieb sich am stoppeligen Polsterbezug. Er hinterließ jede Menge Blut auf dem Sofa. Nachdem er aufgestanden war, rieb er sich mit den Sofakissen ab. Mit den Kissen kam er besonders gut an seinen Hals, die Achselhöhlen, den Unterleib und in die Spalte seines Hinterns.
Als er mit den Kissen fertig war, war er nicht länger feucht. Aber seine Haut sah aus wie mit rotbrauner Schuhcreme eingerieben. Überall juckte und klebte es.
Er betrachtete sich im Spiegel und schüttelte den Kopf.
»Das muss besser gehen«, sagt er.
Er musste Wasser finden.
Einen Swimmingpool.
Und er wusste, wo einer war.
Er hatte ihn vom Dach des Hauses seiner Mutter - seines
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