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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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über die Stadt geflogen ist, sah aber genauso aus wie der zweite.«
    »Heutzutage sieht man ständig irgendwelche Hubschrauber«, sagte Tweed ohne großes Interesse.
    Ein Stück hinter ihnen spazierte Marier zusammen mit Newman die Fußgängerzone entlang. Auf einmal blieb er stehen und griff nach seiner Walther, die er in einem Schulterhalfter trug. Er dachte, er hätte gerade Barton gesehen. Als der fragliche Mann sich aber umdrehte, erkannte Marier, dass er sich getäuscht hatte.
    »Falscher Alarm«, sagte Newman grinsend.
    Noch ein Stück weiter hinten gingen Nield und Lisa. Nield hatte jede Menge Zeug in seiner Jackentasche und machte sich daran, die Dinge zu sortieren. Dabei fiel ihm seine Walther aus der Hand und schlug mit einem lauten Geräusch auf die Steinplatten der Fußgängerzone. Ohne dass Lisa, die ein paar Schritte vorausgegangen war, es bemerkte, bückte er sich, hob die Pistole auf und steckte sie in das Schulterhalfter, in das sie eigentlich hineingehörte. Dann sah er sich um, ob jemand sein Ungeschick mitbekommen hatte, aber die wenigen Leute, die in der Nähe waren, schauten alle nur in irgendwelche Schaufenster.
    Lisa war inzwischen allein weitergegangen. Sie schlenderte nach rechts durch einen Torbogen und gelangte auf einen kleine n, stillen Platz, von dem mehrere Seitenstraßen abgingen.
    Als sie ihn entlangspazierte, kam sie am Fremdenverkehrsamt vorbei in eine enge, kopfsteingepflasterte Gasse, von der sie annahm, dass sie zur Fußgängerzone zurückführen würde.
    Kurz vor einem alten Haus mit offen stehender Eingangstür hörte sie auf einmal ein Geräusch hinter sich und spürte, wie sich ihr eine Hand mit Lederhandschuh über den Mund legte.
    Lisa trat mit aller Kraft nach hinten, aber es kam ihr so vor, als ob sie gegen einen Baumstamm treten würde. Dann erschien eine zweite Hand vor ihren Augen, die ihr ein weißes, penetrant nach Chloroform riechendes Tuch auf die Nase presste. Obwohl Lisa versuchte, den Atem anzuhalten, spürte sie, wie ihr ganz schwummrig wurde. Trotzdem verlor sie nicht das Bewusstsein.
    Der Angreifer zog sie ins Haus, ohne den chloroformgetränkten Lappen von ihrem Gesicht zu nehmen.
    Sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und ein Riegel vorgeschoben wurde. Der Mann steckte das Tuch weg und packte Lisa mit beiden Händen an der Hüfte. Lisa ließ ihren Körper schlaff herunterhängen, um dem Angreifer vorzugaukeln, dass sie bewusstlos sei. Dabei war ihr ganz schwindelig, und sie hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein. Der Mann trug sie eine Treppe hinauf. Das Poltern seiner Stiefel auf den Steinstufen klang in ihrem benebelten Kopf so hohl wie weit entfernte Glockenschläge.
    Oben auf dem Treppenabsatz blieb der Mann kurz stehen und schob mit der Schulter eine weitere Tür auf. Dann trug er sie in ein Zimmer und schaltete das Licht an. Im trüben Schein einer nackten, höchstens vierzig Watt starken Glühbirne sah Lisa das Zimmer wie durch einen dicken Watteschleier, und die Bewegungen des Mannes kamen ihr so langsam wie in Zeitlupe vor. Vorsichtig atmete sie ein und wieder aus. Obwohl sie nur ganz wenig Chloroform abbekommen hatte, war ihr so schlecht, dass sie sich auf der Stelle hätte übergeben können.
    Als der Mann sie auf einem Stuhl absetzte, ließ sie den Kopf auf die Brust sinken. Obwohl sie große Angst hatte, kochte sie innerlich vor Wut. Der Mann drückte sie mit dem Rücken an die Stuhllehne, und dann spürte sie auf einmal kaltes Metall an ihren Handgelenken. Es waren Handschellen. Lisa öffnete vorsichtig die Augen einen winzigen Spalt und sah, dass die beiden Schellen mit einer etwa dreißig Zentimeter langen Stahlkette verbunden waren.
    Der Mann bückte sich und band ihre Füße mit einem Seil zusammen. Als er mit ihr fertig war, hörte Lisa, die die Augen wieder fest geschlossen hatte, wie sich seine Schritte von ihr entfernten. Sofort nutzte sie die Gelegenheit, um ein paar tiefe Züge der warmen, stickig riechenden Luft zu atmen.
    Dann hörte sie, wie der Mann sich wieder näherte, und spürte auf einmal einen Schwall kalten Wassers auf Gesicht und Oberkörper. Obwohl der unerwartete Guss ihr mit einem Schlag die Benommenheit vertrieb, blieb Lisa immer noch zusammengesunken auf dem Stuhl sitzen. Auch als der Mann ihr ohne Vorwarnung mit der flachen Hand erst rechts, dann links ins Gesicht schlug, reagierte sie nicht, sondern ließ den Kopf locker von einer Seite auf die andere fallen. Ihre Angst hatte sich jetzt

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