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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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»Vielleicht haben die Lisas Aufmerksamkeit erregt.«
    Tweed betrat den Platz und ging langsam in Richtung Fremdenverkehrsamt, wobei er immer wieder auf den Boden schaute. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass Lisa nicht in der Touristeninformation war, bevor er dann auf einen weiteren Durchgang zuschritt. Seine alten Instinkte aus der Zeit, in der er als Ermittler für Scotland Yard gearbeitet hatte, sagten ihm, dass sie vermutlich in diese Richtung gegangen war.
    »Was ist denn das?«, sagte er. Gleich hinter dem Durchgang bückte er sich und hob ein Taschentuch mit Spitzenrand vom Pflaster des Gehsteigs auf. Es hatte an einer Ecke eine Glockenblume eingestickt. Aus seiner Hosentasche zog Tweed ein identisches Tuch und zeigte es Harry.
    »Im Wagen wollte ich mich schnäuzen und hatte kein Taschentuch. Lisa gab mir eines von ihren, und jetzt habe ich genau das Gleiche hier auf dem Gehsteig gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lisa in eben diesem Haus ist.« Tweed rüttelte an der Tür, die aber keinen Millimeter nachgab. »Wir müssen da hinein. Und zwar schnell.«
    »Überlassen Sie das mir«, sagte Butler. Er trat ein paar Schritte zurück, holte tief Luft und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür, die daraufhin von der Wucht des Aufpralls aus den Angeln gerissen wurde und ins Innere des Gebäudes fiel. Vor ihnen führte eine Treppe mit Steinstufen hinauf in den ersten Stock.
    Tweed zog seine Walther und betrat vorsichtig den Hausflur, wo er stehen blieb und sich umhörte. Alles war still. Butler nahm aus seiner Umhängetasche eine starke Taschenlampe, schaltete sie an und leuchtete damit zum oberen Treppenabsatz, wo sich eine weitere Tür befand. Wie auf Kommando rannten die drei Männer gleichzeitig die Treppe hinauf.
    Vor der Tür blieb Tweed stehen und bedeutete den anderen, still zu sein. Dann hörte er ein leises Klopfen und eine ebenso leise Stimme.
    »Helfen Sie mir. Ich bin hier drinnen gefangen. Hilfe!«
    Butler gab Tweed die Taschenlampe. »Gehen Sie ein paar Stufen zurück«, sagte er. Tweed und Marier taten, was er verlangte.
    Butler hatte nicht viel Platz auf dem kleinen Treppenabsatz, aber er warf sich trotzdem mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür, die zwar in den Angeln verblieb, aber am Schloss splitterte und weit aufsprang. Butler, Tweed und Marier betraten einen großen Raum, an dessen anderen Ende Lisa stand. Sie deutete auf einen Tisch, vor dem eine reglose menschliche Gestalt lag.
    »Das ist Delgado«, flüsterte Lisa. »Ich habe ihn getötet. Er wollte mich foltern, aber ich habe ihn mit der Kette zwischen den Handschellen erwürgt. Dann habe ich ihm den Schlüssel aus der Tasche genommen und mir die Dinger abgemacht.« Ihre Stimme war ruhig. Zu ruhig für Tweeds Geschmack.
    »Marier«, sagte er rasch. »Bringen Sie Lisa zu Paula, und kommen Sie dann so schnell wie möglich hierher zurück.«
    »Wir haben ein Problem, Harry«, sagte Tweed zu Butler, nachdem Marier Lisa aus dem Raum geführt hatte. Er hatte Delgado am Hals den Puls gefühlt und sofort erkannt, dass er tot war. »Wenn jemand unten die kaputte Haustür sieht und heraufkommt, findet er unweigerlich die Leiche. Das wäre nicht gut für uns.«
    »Dann müssen wir sie eben verschwinden lassen.«
    »Genau das habe ich mir auch gerade gedacht.«
    Butler untersuchte den umgefallenen Leinensack in der Ecke und ging dann zu der merkwürdigen Doppeltür, die schon Lisa aufgefallen war. Nachdem er einen altertümlichen Schließmechanismus betätigt hatte, öffnete er beide Türflügel und schaute vorsichtig hinaus.
    »Wir sind in einem alten Lagerhaus«, sagte er. »Durch diese Tür hat man früher Waren nach oben gezogen.«
    Tweed trat an die Tür und blickte hinab auf die verlassene Straße. Aus der Wand des Hauses ragte ein dicker Eichenbalken mit einer Laufrolle am Ende, über die eine verrostete Kette lief.
    An ihrem Ende hing ein eiserner Haken. Tweed drehte sich um und entdeckte an einer der Zimmerwände eine alte Kurbel, die sich mit etwas Kraftanstrengung sogar noch drehen ließ. Als Tweed das tat, begann sich die Kette mit dem Haken draußen langsam zu senken.
    »Newman könnte den Wagen in diese Straße fahren«, schlug Butler vor. »Ich stecke inzwischen Delgado in diesen Sack hier, und dann könnten wir ihn an der Kette nach unten lassen direkt in den Kofferraum.«
    »Riskante Geschichte.«
    »Aber weniger riskant, als die Leiche hier liegen zu lassen.«
    Bis Newman durch das

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