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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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legte sechs Streifen Speck, Bratkartoffeln, Grilltomaten und Rührei darauf. Sie stellte den Teller vor Duke auf den Tisch und sagte: »Da. Und sag mir nie wieder, dass ich dich nicht lieben würde. Nie wieder.«
    Duke begann in seinem Essen herumzustochern. »Du willst mich wohl umbringen, was? Mit all diesem fettigen Zeug. Aber das schaffst du nicht.«
    »Duke, wenn ich dich tot sehen wollte, würde ich nicht auf deinen Herzinfarkt warten. So viel Geduld hätte ich nicht, glaube mir.«
    Duke hackte nun mit der Gabel auf sein Essen ein, als wollte er es ermorden. »Scheiße auch! Du willst mich umbringen, so ist es doch. Du verstopfst meine Arterien und bringst mich so um.«
    Bonnie hörte ihm stumm zu und ließ den Kopf hängen. Was sollte sie auch darauf sagen. Nach einer Weile stand sie auf, nahm seinen Teller und kratzte das ganze Frühstück in den Mülleimer unter der Spüle: Eier, Speck, Kartoffeln, Toast – einfach alles. Duke beobachtete sie. Seine Faust verbog fast die Gabel.
    »Ich gehe heute Abend weg«, verkündete Bonnie.
    »Weg? Sagt wer?«
    »Ich. Ich gehe zu Ruth. Wir werden Kuchen essen, uns die Nägel lackieren und darüber reden, was Männer für Sauhunde sein können.«
    »Ach ja? Und wer kümmert sich um Ray? Dein Sohn ist praktisch ein Krüppel, kommt gerade aus dem Krankenhaus und du machst dir einen schönen Abend?«
    »Allerdings. Ray hat nämlich zwei Elternteile, nicht nur einen. Du bist übrigens der andere. Also kümmerst du dich gefälligst um ihn. Hackfleisch ist im Kühlfach. Du brauchst es nur in die Mikrowelle zu schieben.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Bonnie…«, sagte Duke, doch kam in diesem Moment Ray auf seinen Alukrücken in die Küche gehumpelt. »Hi Mom! Wie läuft’s denn so? Der Speck duftet vielleicht.«
    »Den kannst du dir aus dem verdammten Mülleimer holen«, sagte Duke, stand auf, rammte seinen Stuhl an den Tisch und verließ die Küche.
     

 
    Was sie trug
     
     
    Weil sie nicht wusste, was sie anziehen sollte, brauchte Bonnie fast zwei Stunden, um sich fertig zu machen. Was hatte Kyle Lennox mit »locker« gemeint? Locker war doch zum Beispiel auch ein Seidenanzug von Anne Klein mit Sandalen von Blahnik, oder? Probeweise zog sie auch noch mal das rote Kleid mit den pinkfarbenen Blumen an, das sie für die Bar Mizwa von Ruths Sohn gekauft hatte.
    Aber erstens hatte sie seit damals etwas zugelegt und zweitens sah sie darin aus wie das Opfer einer Messerstecherei.
    Sie versuchte es mit den brausen Hosen, aber die hatten einen Fleck am Knie. Die Jeans kamen nicht in Frage, weil sie unter den ganzen Armani-Trägern nicht die Einzige mit einem Lands-End-Schild auf der Hose sein wollte.
    Eine Weile stand Duke vor der halb geöffneten Schlafzimmertür. Wahrscheinlich fragte er sich, warum sie so einen Aufstand um ihre Klamotten machte, obwohl Bonnie nur zu Ruth ging. Ihr Gesichtsausdruck sorgte aber dafür, dass er sich jeden Kommentar verkniff. Schließlich sagte er: »Ich geh mit Ray rüber zum Supermarkt, um ein paar Bier zu kaufen. Wenn ich schon Babysitter spielen muss, hab ich mir das doch verdient, oder?«
    »Im Popeye-Glas sind noch fünfzehn Dollar.«
    »Ich weiß. Hab ich schon genommen.«
    »Und beeilt euch bitte. Um spätestens halb sechs muss ich weg.«
    »Yessir!« Duke salutierte und drehte sich um. Sie wandte sich wieder ihrer Garderobe zu und begann mit wachsender Verzweiflung, durch die Kleiderbügel zu blättern. Plötzlich sahen all die Sachen in ihren Augen irgendwie billig aus. Entscheide dich endlich, sagte sie sich. Entscheide dich endlich. Aber denk dran, dass die Leute, die du heute Abend triffst, ihre Kleider auf dem Rodeo Drive kaufen. Die wissen nicht, dass deine Klamotten von Wal-Mart sind, weil sie noch nie da waren.
    Endlich legte sie sich auf navyblaue Hosen und eine cremefarbene Bluse mit Rüschen fest. Die Hose war bequem und die Rüschen hatten zwar ein bisschen was von Country und Western, dafür kaschierten sie etwas ihren großen Busen. Sie legte die Sachen aufs Bett.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass man bei einer Pool-Party wahrscheinlich auch ins Wasser steigen musste. Sollte sie besser einen Badeanzug mitnehmen? Sie wühlte in ihrem Wäscheschrank und fand den mit den türkisen Punkten. Doch als sie ihn anprobierte, fand sie sich darin zu plump. Der lila Lycra-Badeanzug mit dem hohen Beinausschnitt passte schon besser. Obwohl er oben rum so eng war, dass es aussah, als hätte sie vier Brüste.
    Kurz nach fünf war sie so

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