Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
Ränder waren mit Zucker verziert.
    »Na, das sieht ja toll aus«, sagte Bonnie. »Champagner und Erdbeeren – auf die Idee bin ich ja noch nie gekommen. Nicht dass Duke und ich allzu oft Champagner trinken würden. Eher nie. Duke hat mal eine Essiggurke in sein Bier geworfen, aber das war mehr ein Unfall.«
    Kyle führte Bonnie nach draußen. Auf einem weißen, schmiedeeisernen Stuhl saß Gus Hanson umringt von sechs oder sieben kichernden langbeinigen Blondinen. Er hatte dunkle Locken, eine römische Nase und das Hemd bis zum Nabel geöffnet. An den nackten Füßen trug er Flipflops.
    »Gus… ich wollte dir die Lady vorstellen, von der ich dir erzählt habe. Sie macht das Marrin-Haus sauber.«
    Gus Hanson nahm seine goldgetönte Sonnenbrille ab und lächelte Bonnie an. »Hallo, schön dass Sie da sind. Kyle spricht die ganze Zeit von Ihnen. Er kann einfach nicht fassen, was Sie da machen.«
    Bonnie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. »Na ja«, sagte sie, »irgendjemand muss es ja machen. Ist eigentlich eine Dienstleistung wie jede andere.«
    »Aber an so was denkt man ja nie. Man fragt sich nie, was passiert, nachdem irgendjemand ausgeflippt ist und seine Familie abgeschlachtet hat. Man denkt ja nie daran, wer das nachher wegwischt, stimmt’s?«
    »Und das machen Sie?«, fragte eine der langbeinigen Blondinen und zog dabei ihre kleine Nase kraus.
    »Genau. Ich mache Ordnung am Tatort. Wie ich schon sagte, es ist eine Art Dienstleistung.«
    »Waren Sie schon drüben bei den Marrins?«, fragte Gus Hanson.«
    »Klar. Ich musste ja einen Kostenvoranschlag machen.«
    »Und wie ist das so? Ich meine… da sind ja Menschen gestorben.«
    »Eigentlich ist alles verbrannt. Da gibt’s nicht viel zu sehen.«
    Kyle Lennox mischte sich ein. »Die Leiche von dem Jungen hing an der Tür, kannst du dir das vorstellen? Er brannte schon wie eine Fackel, aber wollte aus dem Haus und ist dann sozusagen mit der Farbe an der Tür verschmolzen.«
    »Heilige Scheiße«, sagte Gus Hanson. »Und das kann man noch sehen? Also wo er drangeklebt hat und so?«
    Bonnie war heiß. Sie hatte das Gefühl, viel zu warm angezogen zu sein. Sie spürte Schweißtropfen ihr Rückgrat herunterrinnen und unter dem Bund ihres Höschens verschwinden. Als sie einen Schluck Champagner nahm, blieb Zucker an ihrer Oberlippe hängen. »Moment«, sagte Kyle Lennox und wischte mit einem Leinentaschentuch die Kristalle von ihrer Lippe. Eine intime und höchst peinliche Geste, wie Bonnie fand. Sie kam sich vor wie ein Kind.
    In diesem Moment kam ein kleiner wohlbeleibter Mann um den Pool auf die Gruppe zu. Seine Glatze glänzte wie ein verbeulter, bronzener Türklopfer, die Augen waren unsichtbar hinter der dicken schwarzen Sonnenbrille. Er trug ein knallbuntes Hemd mit roten, grünen und gelben Streifen und eine weite grüne Leinenhose.
    »Bonnie«, sagte Kyle, »das ist mein Produzent Gene Ballard. Gene, das ist Bonnie.«
    Der Produzent streckte Bonnie etwas entgegen, das mehr wie ein Schweinefuß mit Goldringen als wie eine Hand aussah. Er hatte eindeutig zu viel Fahrenheit Aftershave benutzt. »Eine Riesenfreude, Sie kennen zu lernen, meine Liebe. Kyle hat die Gabe, immer die interessantesten Leute auf seinen Partys zu versammeln. Raten Sie mal, wer bei seinem letzten kleinen Treffen auftauchte. Tasha Malova. Dieser Transvestit, der was mit dem Polizeichef hatte. Sie hätten ihn sehen sollen. Sie sehen sollen. Es. Wie auch immer. Sah einfach phantastisch aus. Wirklich überwältigend. Ist über eins neunzig und hat eine Stimme wie ein verdammtes Nebelhorn. Und dazu dieser blaue Minirock, der nicht mal den Arsch bedeckte.« Er lachte bauchig glucksend in die Runde, wie um sicherzugehen, dass alle mitlachten.
    »Hey Bonnie«, rief Gus Hanson, »haben Sie mal irgendetwas abgelehnt, weil es sogar Ihnen einfach zu eklig war?«
    »Und Sie?«, schoss Bonnie zurück. »Haben Sie mal etwas abgelehnt, das Ihnen zu eklig war?«
    »Klar. Ich habe abgelehnt, mich für Playgirl fotografieren zu lassen.«
    »Sie haben abgelehnt, sich für Playgirl fotografieren zu lassen?«
    »Genau«, tönte Gus. »Ich will für meine Rollen respektiert werden und nicht für mein Sexappeal. Eine Sexszene im Film ist natürlich was anderes, da werde ich kaum Hemd und Krawatte anlassen, aber mir geht es um das Sein und nicht um den Schein.«
    »Also«, sagte Gene Ballard, »wie kommt eine hübsche Lady wie Sie denn dazu, Leichen wegzuräumen?«
    »Ich kümmere mich nicht um menschliche

Weitere Kostenlose Bücher