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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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wurden, die gegen Regierungen agierten, für die sie sich eigentlich hätten einsetzen müssen, und die mit an der Planung des Staatsstreichs beteiligt waren, der den Umsturz zur Folge hatte. Manche von ihnen ergriffen selbst die Staatsgewalt, andere zogen es vor, graue Eminenzen ihrer Marionettenregierungen zu bleiben. Und schließlich gab es noch solche, deren Arroganz sich auf ausgefallenere, ungewöhnlichere Weise ausdrückte.
    Jost und Brand traten ihr Amt in den frühen fünfziger Jahren an und richteten sich während der bitteren Jahre des Kalten Krieges im Geheimdienst der NATO ein.
    Ende der fünfziger Jahre wußten sie beide, daß sie denselben Fehler begangen hatten, der so vielen anderen ehrgeizigen Männern unterläuft: Sie hatten sich zu früh spezialisiert. Jene Posten, die ihnen in jüngeren Jahren erstrebenswert erschienen waren, hatten sich als Sackgassen erwiesen. In den ohnehin bescheidenen Hierarchien der Armeen, denen sie angehörten, gab es für sie keine Aufstiegsmöglichkeit mehr.
    Es wäre leicht, ihre Desillusionierung einfach als das Ergebnis beruflicher Frustration und finanzieller Enttäuschung hinzustellen; es würde keine Mühe kosten, das Bild von verbitterten Obersten zu zeichnen, die durch ihre eigenen, von niemandem bezweifelten Fähigkeiten ihren beruflichen Aufstieg verbaut sehen, die unterbezahlt sind und denen jeder Ausgleich versagt wird, bis sie schließlich soweit sind, daß sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Ein solches Bild freilich müßte verzeichnet sein.
    Natürlich, es gab immer wieder unangenehme Dinge. Ihr legaler Zuständigkeitsbereich – und dementsprechend auch ihre Möglichkeiten der Information – war im Laufe der Jahre immer größer geworden, ohne daß sich dies in einer Verbesserung des Gehalts oder der Rangstufe bemerkbar gemacht hätte. Die meisten ihrer Kollegen im Ausland – wenn auch nicht alle – standen im Rang eines Generalmajors. Beide hatten zwar versucht, eine Aufwertung ihrer Stellung zu erreichen, Erfolge jedoch blieben ihnen versagt. Darum ist es verständlich, warum sie zivile Kleidung der Uniform vorzogen. Man würde jedoch die Ursachen ihres Verhaltens über das erlaubte Maß hinaus vereinfachen, wollte man in dem, was sie taten, allein eine simple Reaktion auf die im Laufe der Jahre aufgestaute Verbitterung sehen. Ihre Desillusionierung und all das, was sich daraus ergab, hatte tiefere Ursachen.
    Wenn sowohl Jost wie auch Brand Berufssoldaten waren, so hatten sich ihre Ansichten über den Krieg und ihre Menschenkenntnis doch nicht während ihrer Dienstzeit bei der aktiven Truppe geformt, sondern durch das, was sie in der Widerstandsbewegung gelernt hatten. Die Behauptung, man könne sich einem mächtigen Gegner nur mit einer zumindest gleichstarken Macht erfolgreich widersetzen, zählte bei ihnen nicht. Um einem starken Gegner Widerstand zu leisten, mußte man ihrer Meinung nach zunächst erfahren, wie man seinen inneren Zusammenhalt zerstören kann, um sich dann mit den Fragmenten seiner Macht auseinanderzusetzen. Sie dachten, wie sie immer gekämpft hatten: als Partisanen. Es fiel ihnen schwer, sich damit abzufinden, daß ihre Länder sich dem Verteidigungsbündnis angeschlossen hatten. Und sie konnten nur resignierend einsehen, daß ihre Länder innerhalb der NATO keine größere Rolle spielten als Rumänien oder Bulgarien innerhalb des Warschauer Pakts – sie waren Zwerge, in einen Kampf der Giganten verwickelt. Und was sie erst recht nicht konnten: ihre Ansichten über diese Giganten ändern.
    Sie hatten den deutschen Giganten kennengelernt, der seinerzeit so allmächtig gewesen war, und hatten geholfen, ihn in die Knie zu zwingen. Nun waren sie in der Lage, von einem besonders günstigen Standort aus die beiden neuen Riesen zu beobachten und ihre Kraft abzuschätzen: Amerika und die Sowjetunion.
    Was sie über diese beiden Giganten dachten, war nicht allzu schmeichelhaft: Das verblüffendste an ihnen – so meinten sie – war nicht ihre Stärke oder das laute Drohgeschrei, das sie immer wieder anstimmten, sondern ihre eigenartige Unbeholfenheit.
    Brand drückte seine Gefühle den beiden Großmächten gegenüber eines Abends in Brüssel so aus: »Wenn man ihnen an den Kragen will, könnte man allen Ernstes an dunkle Nächte und Stolperdrähte denken.«
    Zu dieser Zeit währte ihre Freundschaft schon sieben Jahre, und in Brands Bemerkung drückte sich ihre Haltung einigermaßen exakt aus. Sie waren nicht nur

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