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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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verladen. Welche Idioten!«
    »Eine halbe Million Pfund finde ich gar nicht idiotisch.«
    »Aber idiotisch, sie sich in Gold zu verschaffen.«
    »Das verstehe ich nicht. Für Gold gibt es immer einen Markt. Man braucht nicht einmal einen Hehler zu bezahlen. Jeder Tölpel kann sein Gold verkaufen, wenn er an die richtige Stelle kommt.«
    »Und wenn er das Gold dorthin befördern kann, ja. Elfhundert Kilo!« Brand schnaubte. »Wenn ich schnell zu viel Geld kommen wollte, würde ich etwas anderes verhökern.«
    Jost grinste. »Eine halbe Million Pfund in Banknoten wäre natürlich leichter, aber das wäre immer noch ein mächtiges Paket.«
    Brand antwortete nicht sofort. Er ließ seinen Blick über den ganzen Raum wandern, bis er sich wieder Jost zuwandte. Und als er jetzt sprach, flüsterte er. »Wer Zugang zu Informationen hat – wie Sie und ich –, kann Besseres anbieten.«
    Wieder entstand eine Pause. Jost verspürte ein Gefühl in seinem Magen, das er nur zu gut kannte, das er aber seit mehreren Jahren nicht mehr empfunden hatte. Da war eine Gefahr, der er gegenüberstand. Um Gewißheit zu erlangen, um sicher zu sein, daß sein Freund scherzte, erinnerte er sich der alten Phrase: » Verstehen Sie mich bitte nicht falsch«, sagte er, »wie jeder Mensch bin auch ich daran interessiert, meine Pension aufzubessern, aber« – und nun seufzte er traurig – »ist das Spezialwissen, über das wir verfügen, in seinem Wert nicht viel zu unbeständig? Auf einer dermaßen schwierigen und gefährlichen Straße würde ich mich mit flüssigem Nitroglyzerin sicherer fühlen.«
    Brand lächelte nicht mehr. »Es gibt sehr viel Spezialwissen, das durch eine besondere Prozedur ungefährlich gemacht werden kann. Wissen zumal, dessen Preisgabe das Gewissen nicht zu belasten braucht.«
    »Oh – Spielmaterial also.« Jost war erleichtert, aber auch ein wenig enttäuscht. ›Spielmaterial‹ nannte man im Fachjargon die als weniger geheim klassifizierten Informationen, mit denen man den Gegner durch Doppelagenten fütterte. Aber es war so gar nicht Brands Art zu scherzen.
    Brand schüttelte den Kopf. »Nein, kein Spielmaterial. Etwas viel Besseres.« Er beugte sich vor. »Massive Ware, die jedoch wahrscheinlich schon bekannt ist.«
    »Und darum aller Wahrscheinlichkeit nach nutzlos? O ja, ich verstehe.«
    »Nutzlos, aber nicht ohne Wert.« Brand lächelte wieder. »So gut wie Gold, würde ich sagen.«
    Jost verspürte wieder die Nähe der Gefahr, aber sie war ihm jetzt nicht unangenehm. »Wie Gold, das mag sein«, sagte er, »aber nicht mit dem gleichen Markt.«
    »Ein Markt kann aber zweifellos gefunden werden.«
    »Können Sie sich vorstellen, wie ausgerechnet wir nach einem suchen?«
    »Nein.« Brand zuckte die Achseln. »Vielleicht sollten wir uns für diese Art Ware einen eigenen Markt schaffen.« Er nahm wieder die Abendzeitung zur Hand. »Acht Mann waren dabei«, sagte er. »Und bestimmt waren ebenso viele an den Vorbereitungen beteiligt. Kein Wunder also, daß es um ihre Sicherheit nicht sehr gut stand. Kein Wunder auch, daß die Polizei einen Hinweis bekommen hatte.«
    Das war zunächst einmal alles, was darüber gesagt wurde.
    Die erwartete Umorganisation fand statt, und die offiziellen Gelegenheiten für ihre privaten Zusammenkünfte wurden seltener. Ein Jahr verging, bis sie sich wieder einmal über dieses Thema unterhalten konnten. Diesmal war es Jost, der damit begann.
    Es war in Rom, als sie gemeinsam in einem Restaurant zu Abend aßen.
    Gegen Ende meinte Jost beiläufig: »Ich hörte neulich, daß eine seltsame Ware verkauft wurde – auf einem vielleicht noch seltsameren Markt.«
    Er sah, wie Brands Blick über die benachbarten Tische huschte; er wollte sicher sein, daß niemand ihr Gespräch belauschte, denn er wußte, daß sein Freund ihre Londoner Unterhaltung nicht vergessen hatte. Die Worte Ware und Markt hatten die von ihm gewünschte Wirkung gehabt. Ruhig und aufmerksam sah er ihn an.
    »In Mexiko lebt ein Fälscher«, fuhr Jost fort. »Ein alter Mann, aber immer noch sehr geschickt, und er hat es fertiggebracht, über Jahre hinaus erfolgreich zu arbeiten.«
    »Erfolgreich? Sie meinen damit, man hat ihn nicht gefaßt?«
    »In Mexiko hat er kein Verbrechen begangen.«
    »Ist Fälschung dort denn nicht strafbar?«
    »Fälschung von Banknoten, ja. Fälschung von Aktien, von Schecks oder von anderen wertvollen Dokumenten ist auch dort eine sehr ernste Sache. Aber so etwas tut unser alter Mann nicht. Er fälscht

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