Das Intercom-Komplott
geblieben, denn der Dampfer legte bei. Er erhob sich.
»Nun denn, mein Freund«, sagte er, »da bleibt mir wirklich nichts mehr, als Ihnen zu Ihrem ersten Erfolg zu gratulieren. Hoffentlich wird mein Anteil an der gemeinsamen Arbeit ebenso erfolgreich erledigt werden.«
»Bestimmt. Sie unterrichten mich darüber, wie Sie vorwärtskommen?«
»Wie immer. Passen Sie auf sich auf. Wie geht es Ihrer Familie?«
»Allen bestens.«
Sie gaben sich kurz, fast verstohlen die Hand; Jost ging nach achtern und verschwand zur Landungsbrücke.
KAPITEL 3
THEODORE CARTER
Tonbanddiktat
Ich werde Sie wohl immer Mr. L. nennen.
L. für Latimer, Lewinson, listenreich und louche.
Zunächst einmal, Mr. L.: Sie sollten sich ein wenig in acht nehmen – ich habe das Gefühl, dem Wolf beginnt das Schafsfell zu verrutschen. Als ich mich bereitfand, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, mußte ich mir Ihr scheinheiliges Gerede über Ehrlichkeit, Treu und Glauben und das strikte Festhalten an erwiesenen Tatsachen anhören. Ich hatte damals zwar den Eindruck, daß Sie gewaltig übertreiben, aber ich dachte nicht, daß die Sache so bald an Reiz verlieren würde. Ich hielt Sie für stark genug, einen Monat lang durchzuhalten. Aber nein: Zwei Wochen waren es, nicht mehr.
Lieber Mr. L. es macht mir nicht viel aus, daß Sie sich ein privates Tonband angeeignet haben, das sich im Besitz meiner ehemaligen Sekretärin Nicole Deladoey befand, und es ohne meine Erlaubnis abschrieben; schließlich gehört diese Kuh jetzt in Ihren Stall, und wahrscheinlich haben Sie zusammen mit ihren Diensten auch ihre Loyalität gekauft. Das war ein übler Trick, Nicole! Es macht mir auch nichts aus, daß Sie – erstaunt und offensichtlich unaufrichtig – einwerfen, Sie hätten dadurch, daß Sie das Band unredigiert gelassen haben, nur einem Punkt unserer Vereinbarung entsprochen, auf dem ich bestanden hatte. Das ist eine Form von Ehrlichkeit und Treu und Glauben, die ein Mann von Welt verstehen kann. Was mir jedoch etwas ausmacht – und wogegen ich mich heftig widersetze –, ist, daß Sie offensichtlich vollkommen verfälschte Tatsachen untergemauschelt haben.
Wir sollten die Sache aus der Welt schaffen. Ich weiß nicht, aus welchen Töpfen Sie Ihre halbgaren Gerüchte und Tratschereien haben. Sie können mir zwar erzählen, Sie hätten alles von Ihrem ›Oberst Jost‹ erfahren, aber manches muß aus anderen Quellen stammen.
Bei dieser Gelegenheit will ich zugeben, daß die Szene mit den beiden alten Geiern, die spät am Abend über Spielzeug und ihre Altersversorgung plauderten, sich tatsächlich so abgespielt haben könnte. Schadenfreude ist wohl das Wort, mit dem man ihre Habgier umschreiben könnte, aber wahrscheinlich haben Sie es bewußt nicht so ausgedrückt. Aber lassen wir besser alle schmückenden Adjektive und Adverbien, Mr. L.; Enten haben Schonzeit.
Wo war ich gerade?
O ja, Tatsachen. Wie ich schon sagte, weiß ich nicht, über welche Quellen Sie verfügen und wie Sie sie bezahlten, aber wenn dieser kleine Rufmord an mir, den Sie als Vignette eingeflochten haben, ein typisches Beispiel für das ist, was Sie sich beschafft haben, kann ich Ihnen etwas sagen: Sie haben sich übelsten Plunder aufschwatzen lassen. Mir wurde beigebracht, daß Informationen immer wieder überprüft werden müssen, ehe man sie als erwiesene Tatsachen hinstellen darf. Und Dinge, die mich betreffen, hätten Sie wohl zuallererst verifizieren sollen. Vielleicht weiß ich selbst noch nicht bis in die letzte Faser, in welche Geschichte ich verwickelt war, aber ein wenig darüber habe ich doch schon herausbekommen.
Zusammenarbeit setzt guten Willen auf beiden Seiten voraus. Diese Anspielungen auf meine Trinkerei gefallen mir gar nicht. Sie sind nicht nur nicht wahr, sondern schaden auch meinem Ruf. Ich verlange, daß sie aus dem Text gestrichen werden. Verstehen Sie mich bitte richtig, Mr. L. Ich bin kein Säufer. Ich trinke so viel, wie ich brauche. Und was ich brauche, ist von Zeit zu Zeit sehr verschieden. So einfach ist das alles.
Bedeutungsvoll für alle weiteren Ereignisse war jener Abend, als der General das Zeitliche segnete. Und was in dieser Nacht geschah – Sie sollten es unbedingt wissen –, bestimmte auch in gewisser Weise die Einstellung der Polizei und der Leute von den Nachrichtendiensten mir gegenüber.
Der General kam gegen halb sechs Uhr abends mit einer verspäteten Swissair-Maschine von New York in Genf an. Wie immer holte ich ihn am
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