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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Wolkenfeld gestreut, bis es regnet. Das ist sehr angenehm für die Bauern, deren Äcker darunterliegen, aber ziemlich ärgerlich für diejenigen, die sonst den Regen abbekommen hätten.«
    Aber so schnell war er nicht abzuwimmeln. »Nein, Ted. Dahinter steckt mehr. Großwetterlage , Beeinflussung der Großwetterlage durch Veränderung der Atmosphäre, darum ging es. Ich möchte alles über diese World Meteorological Organization erfahren, wer dahinter steckt, wie sie arbeitet – und ich will es bald wissen. Ich glaube, hier sollten wir tiefer bohren.«
    Hatte er erst einmal damit angefangen, tiefer bohren zu wollen, konnte ihn nichts mehr bremsen. Sonst gingen wir immer auf sein Zimmer und tranken einen Schluck, bevor wir zu Abend aßen; heute jedoch hatte ihn die WMO schier aus dem Häuschen gebracht, und ich mußte noch einmal in mein Büro, um dort zusammenzutreiben, was über die WMO zu finden war.
    Ich entdeckte einen Aufsatz über künstlichen Regen und die WMO in einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Aber viel war nicht daran. Man habe, so hieß es dort, ein Diskussionspapier über die Möglichkeiten einer internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Erforschung von Wolkenbildung und der Auslösung von Niederschlägen vorbereitet. Später dann hatte die WMO-Kommission für Aerologie (was auch immer darunter zu verstehen ist, ich weiß es nicht) eine »wissenschaftliche Arbeitsgruppe« gebildet, deren Aufgabe es war, neue Fortschritte auf diesem Gebiet zu erzielen. In Kürze sollte eine von der International Union of Geodesy and Geophysics (Internationale Vereinigung für geodätische und geophysikalische Forschung) einberufene Konferenz stattfinden.
    Das war nicht viel, wie ich schon sagte, aber dem General genügte es. Das Wort ›international‹ ließ ihn immer hellhörig werden. Und kaum hatte sein Adlerauge entdeckt, daß der bulgarische Professor Krastanow nicht nur Autor des Diskussionspapiers war, sondern gemeinsam mit dem Sowjetmenschen W. T. Nilandrow auch der Arbeitsgruppe angehörte, fuhr er schier hoch. Daß auch Wissenschaftler aus Arizona, Indien und Japan zu diesem Team gehörten, wischte er mit der Aufforderung beiseite, daß wir uns einmal auch um deren Privatleben und politische Ansichten kümmern sollten. Gegen neun Uhr abends war der General drauf und dran, einen neuen kommunistischen Anschlag zur Zerstörung der Freien Welt zu enthüllen, dessen Ziel diesmal darin lag, das Klima so zu verändern, daß alles fruchtbare Ackerland – unser Herzland, wie er es nannte – in trockene Sandwüste verwandelt werden sollte.
    Etwa um diese Zeit klagte er zum erstenmal über Unwohlsein. Bald darauf ging er ins Bad und erbrach sich. Als er wieder herauskam, sah er sehr schlecht aus; er sagte, er habe ein Gefühl, als laste ein Zentnergewicht auf seiner Brust. Offensichtlich litt er Schmerzen; er behauptete, vergiftet worden zu sein. Ich legte ihn auf sein Bett und bat bei der Reception, man möge den Hotelarzt schicken. Ich nahm an, daß ihm der Blinddarm zu schaffen machte.
    Der General war in diesem Hotel ein häufiger Gast, und der Arzt kam nach kurzer Zeit. Er stellte einen Herzanfall fest und rief einen Krankenwagen. Gegen halb zehn Uhr lag der General in einem Bett der Policlinique unter einem Sauerstoffzelt. Der Klinikarzt, mit dem ich über ihn sprach, sagte, sein Zustand sei ernst.
    »Wie ernst?« fragte ich.
    Ärzte haben solche Fragen nicht gern. »Um Endgültiges zu sagen, ist es noch zu früh«, antwortete er. »Aber er ist sehr angegriffen. Es wäre unter Umständen angebracht, seine Angehörigen zu unterrichten.«
    Das brachte mich in eine verzwickte Lage. »Die einzige Verwandte, von der ich weiß, ist eine Tochter, die in Amerika lebt, Herr Doktor. Natürlich, ich kann ihr ein Telegramm schicken, aber ich kann ihr nicht einfach mitteilen, daß er einen Herzanfall hatte, und es dabei bewenden lassen. Vielleicht könnte ich sie auch anrufen. Aber was soll ich ihr sagen? Daß sie mit dem erstbesten Flugzeug kommen muß?«
    Er zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete. »In ein oder zwei Stunden, wenn sich sein Zustand stabilisiert hat, kann ich Ihnen mehr sagen. Ich möchte Sie bitten, hier solange zu warten – oder, besser noch, später wiederzukommen.«
    Ich sagte ihm, ich sei einverstanden.
    Ich war mit dem Krankenwagen in die Klinik gefahren; mein Renault stand also noch vor dem Hotel. Wäre er hier gewesen, wäre ich wahrscheinlich nach Hause gefahren. So jedoch zog ich

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