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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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INTERCOM, ein weltumspannender Informationsdienst, Redaktionsbüro Novak, Genf . In meinem Nachruf auf den General wollte ich versuchen, die Situation so darzustellen, daß Novak zwar tot war, daß aber das von ihm ins Leben gerufene Informationsnetz weiterhin existierte und Intercom auch in Zukunft ein Kämpfer für die Freiheit bleiben würde. Dr. Bruchner gab mir zum Schluß zwar nicht direkt den Rat, mich nach einer neuen Tätigkeit umzusehen, aber daß er mir freundlich lächelnd riet, mich auf mein eigenes Urteilsvermögen zu verlassen und aus der gegenwärtigen Lage das Beste zu machen, sollte wohl dasselbe bewirken.
    Zwei Wochen verstrichen. Da erhielt ich einen Brief Dr. Bruchners, der mich darüber unterrichtete, daß der amerikanische Nachlaßverwalter beschlossen hätte, Intercom zu verkaufen. Da der General stets so große Stücke auf mich gehalten hatte, würde ein Kaufangebot von mir mit besonderem Wohlwollen behandelt werden.
    Dr. Bruchner wußte nur zu gut, wie es um meine Finanzen und die der Firma bestellt war, um weiter auf diesen Vorschlag einzugehen. Er fragte freilich, ob ich mir vorstellen könnte, wer unter Umständen als Käufer in Frage käme. Aus seiner Formulierung spürte ich, daß er absolut keine Ahnung hatte. Er schrieb auch, daß eine Entscheidung bald getroffen werden müßte. Das war mir natürlich nicht neu. Die geringe Zahl der Abonnenten hatte schon immer zur Folge gehabt, daß Intercom von der Hand in den Mund leben mußte. Ich rechnete damit, daß nach dem Tod des Generals höchstens drei Monate vergehen würden, bis Dr. Bruchner dem Testamentsvollstrecker mitteilen müßte, daß die Intercom Publishing Enterprises AG in Konkurs gehen müsse.
    Ich sprach mit Valerie darüber.
    Meine Tochter Valerie ist so hübsch, wie ihre Mutter es war, als ich sie kennenlernte; nur fehlt ihr die Boshaftigkeit meiner Frau. Sie arbeitet, wie Ihre fleißigen Jungs auch herausbekommen haben, als Bibliothekarin in der Universität. Ich möchte hier nicht noch mehr über sie sagen. Wenn Sie auch nur einigermaßen fair sind, werden Sie alles von ihr selbst erfahren wollen. Außerdem weiht sie mich durchaus nicht in alles ein. Ein Wort noch als Warnung: Val hat ein paar verrückte Vorstellungen. Passen Sie auf, daß Sie es nicht mit ihrem Freund, diesem Psychiater, zu tun bekommen. Er ist kein übler Kerl – eher ein Nichtschwimmer, der sich als Rettungsschwimmer ausgibt.
    Nein, streich die letzten Sätze über Michel wieder. Schließlich hat er versucht, uns zu helfen.
    Wie gesagt, ich sprach also mit Valerie darüber.
    Wenn ich ehrlich sein will, muß ich sagen, daß ich von Valerie nicht mehr erwartete als töchterliche Sympathie und Anteilnahme. Ihr gegenüber nichts anderes zu zeigen als Selbstmitleid, wäre wirklich idiotisch gewesen. Ich hatte das Gefühl, daß ich ihr sagen mußte, worum es ging. Wenn ich mir einen neuen Job suchen mußte, würde das aller Wahrscheinlichkeit nach bedeuten, daß ich Genf zu verlassen hatte. Und das würde sich auch auf ihre Zukunft auswirken. Sie mußte Zeit haben, über alles nachzudenken und Pläne zu machen.
    Zu meiner größten Überraschung hatte sie schon einen Plan zur Hand – und zwar für mich.
    Genf ist Verwaltungssitz der verschiedensten internationalen Organisationen, und immer finden irgendwelche Konferenzen statt. Ich meine nicht nur die politischen Palaver, sondern auch Konferenzen, auf denen es um die internationale Zusammenarbeit auf einem technischen Spezialgebiet geht. Val hatte während ihrer Arbeit an der Universitätsbibliothek bemerkt, daß an technischen Übersetzern, die für solche Konferenzen gebraucht werden, größter Mangel bestand. Nicht an Dolmetschern, davon gibt es genug, wenn auch wirklich gute Simultan-Dolmetscher rar gesät sind; aber an solchen Leuten, die innerhalb kürzester Zeit technische Texte richtig und verläßlich übersetzen können und in der Lage sind, die Konferenzteilnehmer mit Protokollen, Redetexten und anderem in ihrer Muttersprache zu versorgen, solange der Kongreß noch im Gange ist. Wenn also die Intercom Publishing Enterprises AG in Liquidation gehen sollte, so riet sie mir, sollte ich die Konkursmasse aufkaufen, zur Finanzierung der notwendigen Anschaffungen den Adressographen verkaufen, aber den Mietvertrag, die Möbel und Schreibmaschinen sowie die Vervielfältigungsmaschine behalten, um damit ein ›Technisches Übersetzerbüro‹ zu gründen.
    Ich hielt das für keinen schlechten Plan. Ich

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