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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Besucher ihn in verwirrende Gespräche verwickelt hatten.
    Das Basler Advokaturbureau Rungholt & Winkler ist eine alteingesessene Firma. In ihr haben sich acht Anwälte zusammengeschlossen, die sich hauptsächlich auf das Steuer- und Körperschaftsrecht spezialisiert haben.
    Dr. Bruchner erinnert sich noch gut an das Interview vom 12. Dezember; Goodman und Rich waren in seinem Büro erschienen, ohne sich zuvor schriftlich oder telefonisch angemeldet und um einen Termin gebeten zu haben. Zu einem Gespräch fand er sich erst dann einverstanden, als die beiden sagten, sie seien aus Paris nur deshalb gekommen, um sich mit ihm unterhalten zu können.
    Das Interview selbst war recht kurz. Sobald Goodmans Absichten klarwurden, wimmelte er sie mit dem Argument ab, seine Verbindung zur Intercom Publishing Enterprises AG beruhe allein auf rechtlichen und steuerlichen Erwägungen, die Redaktionspolitik hingegen sei nicht seine Sache. Was dies betreffe, müsse er sie an Carter verweisen. Auf weitere Fragen der Amerikaner antwortete er allerdings, Besitzer der Aktienmehrheit sei Herr Arnold Bloch; dies zu verschweigen hielt er für unnötig, da die Fakten durch den Eintrag ins Zuger Handelsregister ohnehin bekannt waren. Nur auf ein einziges kleineres Täuschungsmanöver ließ er sich ein: Er ließ sie in der Meinung, seine Weigerung, ihnen weitere Informationen über Bloch zu geben, sei durch die Schweigepflicht des Rechtsanwalts begründet. Seine Vorsicht allerdings war nur zu verständlich. Herr Dr. Bruchner selbst fand es einigermaßen seltsam, daß er über Bloch so wenig wußte, und er wollte nicht in die Verlegenheit kommen, diese erstaunliche Tatsache erklären zu müssen. Als Goodman ihm sagte, er habe vor, Bloch unter Umständen persönlich zu interviewen, hielt Bruchner dies für einen guten Gedanken und wünschte ihm viel Glück dazu. Nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, wies er seine Sekretärin an, während der nächsten Wochen die internationale Ausgabe des World Reporter zu kaufen und auf Meldungen über Intercom hin durchzusehen.
    Am Vormittag nach dem Besuch Goodmans und Richs in Carters Wohnung, also am 14. Dezember, rief ihn der Chefredakteur aus Genf an.
    Carter wirkte äußerst erregt; Bruchner fiel es zeitweise schwer, überhaupt zu verstehen, was er sagte. Er wollte wissen, wie er Arnold Bloch persönlich erreichen konnte. Es sei sehr wichtig, meinte er, aber er wollte nicht verraten, warum. Auch über den Inhalt des Interviews ließ er sich nicht aus. Als Dr. Bruchner ihm die Münchner Nummer gab, sagte Carter etwas auf englisch – »taking the finger out« –, was Dr. Bruchner nicht so recht verstehen konnte, und teilte ihm dann mit, er hätte den ganzen Vormittag über schon versucht, ihn dort anzurufen, habe jedoch keine Verbindung bekommen können. Dr. Bruchner wollte ihm gerade den Rat geben, es mit einem Telegramm zu versuchen, als Carter unvermittelt aufhängte.
    Fünf Stunden später versuchte auch Dr. Bruchner, Bloch zu erreichen.
    Das war nach seiner Besprechung mit Herrn Dr. Schwob.
    Das Basler Bankhaus Schwob gehörte zu den angesehensten der Stadt, und Dr. Julius Schwob, Privatbankier in dritter Generation, verfügte über ein beträchtliches Vermögen. Eine kurzfristige Einladung zu einem Treffen mußte selbst einem Rechtsanwalt vom Rang und von der Erfahrung eines Dr. Bruchner schmeicheln. Er sagte alle Termine für den Nachmittag ab, um dem Bankier zur Verfügung zu stehen.
    Das Gespräch fand in Schwobs überraschend armselig eingerichtetem Büro statt; außer dem Anwalt und dem Bankier nahm noch ein Prokurist des Hauses daran teil.
    Der Prokurist machte sich Notizen; den größten Teil der Verhandlung bestritt Dr. Schwob.
    »Wir haben einen Kunden«, begann er, »der sich für eine Ihrer ausländischen Gesellschaften interessiert.«
    Dr. Bruchner war Geschäftsführer mehrerer solcher Firmen; da er nicht wußte, um welche von ihnen es ging, nickte er höflich und schwieg.
    »Intercom Publishing Enterprises AG«, fuhr Dr. Schwob fort.
    Dem Anwalt gelang es nicht, ein überraschtes Räuspern zu unterdrücken.
    Dr. Schwob interpretierte dieses Geräusch als Ausdruck der Verärgerung. Sein geringschätziges Achselzucken machte deutlich, daß das Bankhaus Schwob sich mit den Wünschen seines Kunden nicht identifizieren mochte und darüber auch kein Urteil abgeben wollte. »Eine unbedeutendere Angelegenheit, nehme ich an«, fuhr er fort, »und ich glaube nicht, daß Sie viel von

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