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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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bestellte Bündnerfleisch mit Sauerkraut und ein Glas Bier – und kam dann wieder auf sein Thema zu sprechen. »Niemand scheint etwas über ihn zu wissen«, sagte er.
    »Über wen?« Ich hatte keine Lust, ihm weiterzuhelfen.
    »Ich meine natürlich diesen Arnold Bloch.«
    Daß er Blochs Namen kannte, überraschte mich nicht. Zeitungsleute sind ein vertratschtes Völkchen, und da Novak in Genf gestorben war und Intercom , so wenig angesehen es auch sein mochte, hier veröffentlicht wurde, war es nur natürlich, daß man sich darüber Gedanken machte. Verwirrt war ich nur, daß Goodman den harten Weg gewählt hatte und es in Basel von Dr. Bruchner erfahren hatte. Wahrscheinlich hätte er es einfacher haben können, wenn er auf einen Drink in die Bar des Intercontinental gegangen wäre.
    »O ja«, antwortete ich. »Da gibt es eigentlich nicht viel zu wissen. Er ist ein PR-Mann.«
    »Public-Relations? Sonst nichts?« Strommin schien ziemlich enttäuscht zu sein.
    »Public Relations-Berater für die Industrie. Mit Büros in München, Paris und Rom.«
    »Ich verstehe«, sagte er und nickte gedankenverloren.
    Ich war froh, daß er verstand, denn in diesem Augenblick hatte ich etwa dasselbe Gefühl, wie Sie, Mr. L. es bei Dr. Bruchner beschrieben hatten, als dieser von Goodman interviewt wurde – ich wollte nicht zugeben, daß ich überhaupt nichts über jenen Mann wußte, für den ich doch offensichtlich arbeitete, und mir wurde schmerzhaft bewußt, daß ich, im Gegensatz zu Bruchner, noch nicht einmal mit ihm telefoniert hatte.
     
    Ich überlegte gerade, wie ich Strommins nächste Frage parieren sollte, als dieser plötzlich mit einem Eifer zur Tür hinwinkte, als hätte er einen seit langem nicht mehr gesehenen Freund entdeckt.
    Auch ich schaute dorthin. Ein Mann und eine Frau hatten das Restaurant betreten und kamen nun, da sie Strommin entdeckt hatten, auf unseren Tisch zu.
    Okay, Mr. Latimer, es war ein abgekartetes Spiel, das Zusammentreffen war vorausgeplant. Strommin war in die Brasserie gekommen, weil er wußte, daß er mich hier finden würde (vielleicht war er mir, um ganz sicherzugehen, vom Büro aus gefolgt), und hatte dies aus keinem anderen Grund getan, als um mich mit diesen beiden Leuten unter offensichtlich harmlosen Umständen bekannt zu machen.
    Und doch war dieser Versuch nur teilweise geglückt. Strommin waren Fehler unterlaufen. So hatte er mich zum Beispiel gefragt, ob er an meinem Tisch Platz nehmen dürfe. Da ich allein am Tisch saß, hätte ich nicht leicht ablehnen können. Als aber nun die beiden zu uns kamen, dachte er nicht einmal daran, mich um Erlaubnis zu bitten. Mag sein, daß er nervös war, zu sehr darauf bedacht, die Sache hinter sich zu bringen – jedenfalls war es plötzlich sein Tisch und ich sein Gast. Ich erinnere mich noch, daß ich überlegte, wenn es schon seine Party sei, solle er, verdammt noch mal, auch mein Essen bezahlen. Aber das allein war noch nicht ausschlaggebend. Der Haken lag bei der Frau. Soweit es mich betraf, hätte Strommin nichts sagen oder tun können, um sie mir harmlos erscheinen zu lassen.
    Madame Coursaux war eine Frau in den Vierzigern, eine Weltergewichts-Juno mit schwarzem, grau durchsträhntem Haar, unreinem Teint und den bösen Augen eines überkorrekten Amtsvorstehers. Ihr skeptisches Lächeln schien jeder Antwort auf den Grund zu gehen, ihre Himmelfahrtsnase sah aus, als wollte sie die Furcht des Antwortenden erschnüffeln, und die mächtigen Wangenmuskeln wiesen darauf hin, daß jeder Versuch einer Verteidigung gnadenlos zunichte gemacht werden würde. Sie trug einen militärisch wirkenden blauen Tuchmantel mit schweren Kupferknöpfen und hatte den Gang eines Grenadiers.
    Pierre Morin, ihr Begleiter, war ein recht stämmiger Mann mit braunem ungepflegtem Vollbart, randloser Brille und von Zigarrenasche graugetönter Weste. Mühelos hob er mit seiner sommersprossigen Hand eine schwere Schweinsledertasche zur Wand hinüber, und als er sie absetzte, erbebte der Fußboden. Seine Augenbrauen waren buschig, seine langen Zähne voller Nikotinflecken, und der Ausdruck seines Gesichts, der sich nie zu verändern schien, ließ amüsierte Skepsis vermuten.
    Beide sprachen französisch mit Pariser Akzent.
    »Madame Coursaux«, erklärte Strommin, nachdem er uns einander vorgestellt hatte, »ist eine angesehene französische Expertin für seltene und alte Manuskripte.«
    Sie blickte ihn geschmeichelt an, während sie ihre Handschuhe abstreifte. »Mein lieber

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