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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Basel. Und dann hätte ich noch Lust, Ihnen ein Memorandum Blochs zu zeigen, in dem er mich daran erinnert, daß jedes Eingreifen ausländischer Nachrichtendienste in die Tätigkeit eines Schweizer Unternehmens von den hiesigen Sicherheitsbehörden mit größtem Mißfallen zur Kenntnis genommen wird. Und wenn Sie eine Weile darüber nachgedacht haben, könnten wir die Polizei anrufen.«
    Schneider hob seine Hände, als wären ihm schließlich doch die Worte ausgegangen, und schenkte sich noch einmal einen Whisky ein. Morin lachte. »Was wollen Sie der Polizei denn sagen, Carter? Daß Sie eine Autopanne haben? Daß wir zufällig vorbeikamen und Sie auf ein Glas einluden, bis der Wagen wieder flott war? Daß Sie beim Plaudern aus Versehen Ihren Whisky verschüttet haben? Ich glaube nicht, daß sich die Polizei sehr dafür interessieren würde.«
    Madame Coursaux kam wieder ins Zimmer zurück. »Der Wagen ist fertig«, sagte sie.
    »Schön, schön.« Morin lachte meckernd. »Es war hoffentlich nicht so schwer, die Plastikbombe einzubauen. Geht sie hoch, wenn er die Tür öffnet, oder erst dann, wenn er die Zündung einschaltet?« In gespieltem Schrecken hob er plötzlich die Hand. »Nein, sagen wir es ihm noch nicht. Es soll eine Überraschung werden.«
    Ich stand auf.
    »Sie verlassen uns?« fragte er.
    »Was bin ich Ihnen schuldig, Madame?«
    »Wofür, Monsieur?«
    »Für die Reparatur meines Wagens. Denn ich nehme an, daß es das war, was Sie uns so lange ferngehalten hat.«
    Sie warf mir einen bösen Blick zu. Morin pfiff eine Melodie.
    »Seine Erfahrungen in den Händen der CIA haben ihn auf seltsame Gedanken gebracht«, sagte Morin, an Schneider gewandt. »Aber wir müssen so etwas verstehen, nicht wahr?«
    Schneider beobachtete mich schweigend. Dann sagte er: »Diesmal sind Sie uns nichts schuldig, Carter – diesmal. «
    Er entließ mich mit einem Kopfnicken. Morin folgte mir in den Flur hinaus. Als er mir in den Mantel half, sagte er mir: »Ein gutgemeinter Rat, Carter. Es kann ein nächstes Mal geben. Wir haben Kollegen, die Ihnen weitere Fragen stellen und andere Vorschläge machen könnten. Machen Sie es sich bitte nicht dadurch schwerer, daß Sie zur Polizei oder zu den Schweizer Sicherheitsbehörden gehen. Dort finden Sie keine Hilfe. Sie schaden dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch anderen. Denken Sie lieber an das, worüber wir uns vorhin unterhielten: an das Ende der Männer und Frauen, die für die Résistance gearbeitet hatten. Und es war nicht nur der Herausgeber, der damals ums Leben kam. Sie haben mich verstanden?«
    »Ja.« Ich wollte jetzt nichts anderes als fort von hier.
    Lächelnd öffnete er mir die Tür. »Bon appétit«, verabschiedete er sich gutgelaunt.
    Ich ging.
    Meine Knie waren weich, aber als ich erst wieder frische Luft atmete, fühlte ich mich wohler. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto.
    Als ich ein paar hundert Schritte zurückgelegt hatte und sich die Kopfschmerzen allmählich legten, sah ich den Fiat mit dem Fribourger Kennzeichen, der mich überholte und vor der nächsten Straßenkreuzung einparkte.
    KAPITEL 7
    VALERIE CARTER
     
    Tonbanddiktat
     
    Mein Vater sah furchtbar aus, als er nach Hause kam. Sein Gesicht war blaß und voller Flecken, seine Brille verbogen, und das Atmen schien ihm schwerzufallen. Er roch stark nach Alkohol.
    Im ersten Augenblick dachte ich, er habe zuviel getrunken und sei gestürzt. Er murmelte etwas davon, man habe ihn aufgehalten, und ging dann zum Wohnzimmerfenster, um einen Blick hinunterzuwerfen. Er zog noch nicht einmal seinen Mantel aus.
    »Was ist denn los?« fragte ich. »Sind sie dir wieder nachgefahren?«
    »Ja«, antwortete er, »und offensichtlich sind sie noch immer unten. Mach dir nichts draus, Valerie.«
    »Das Essen ist gleich fertig.«
    »Zuerst muß ich noch ein Glas trinken. Ich rieche vielleicht wie ein ganzer Schnapsladen, aber das ist nur äußerlich.«
    Ich widersprach nicht. Denn zu dieser Zeit war mir schon klar, daß er nicht betrunken, sondern furchtbar aufgebracht war.
    »Was ist denn passiert?«
    Er erzählte es mir nicht sofort. Er sagte nur: »Ich muß erst noch einmal darüber nachdenken, Valerie, ich muß mir erst selbst alles genau überlegen.«
    Ich schenkte ihm also einen Whisky ein und ging wieder in die Küche.
    Er stand noch immer am Fenster, als ich das Tablett hereinbrachte und damit begann, den Tisch zu decken.
    Es gab Kalbsmedaillons in Weinsauce, ich erinnere mich noch gut daran;

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