Das Intercom-Komplott
»Sie dürfen nicht glauben, daß wir diese Fragen stellen, um unsere private Neugierde zu befriedigen.«
»Wie komisch«, sagte ich. »Genau dieser Gedanke kam mir eben in den Sinn. Aber Sie hätten viel schneller ohne diesen ganzen Hokuspokus zum Kern der Sache kommen können.«
Er überhörte es. »Wie Schneider schon sagte, haben wir ein ganz besonderes Bedürfnis, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Und für Sie wäre es am besten, wenn Sie sich damit abfinden, daß es uns gelingt.«
Im Glas war noch ein Rest Whisky; ich trank ihn aus. »Einverstanden«, sagte ich. »Ich finde mich damit ab. Aber wenn ich es mit solchen Rohlingen wie Sie zu tun habe, möchte ich auch gern wissen, wer Sie sind. Das macht die Angelegenheit weniger langweilig. Sie geben sich als Franzosen aus, also sind Sie wahrscheinlich nicht vom SDECE. Bleiben die CIA, der KGB und der BND. Mich interessiert es wirklich: Zu wem gehören Sie?«
Madame Coursaux schnaubte angewidert und kam mit der Flasche herüber.
»In unserer Akte über Sie steht, daß Sie ein intelligenter Mann sind, Carter«, sagte sie, während sie mir nachschenkte. »Wenn Sie heute abend das vorzügliche Mahl genießen wollen, das Ihnen Ihre Tochter bereitet hat, wenn Sie fit genug bleiben wollen, es überhaupt zu können, dann müssen Sie sich auch dementsprechend benehmen.«
»Sonst könnte es Ihnen übel ergehen«, fügte Schneider grimmig hinzu. »Sie sagten also, Sie hätten die Informationen Skriabins nicht direkt erhalten. Wie aber kamen sie in Ihre Hände? Auf welchem Umweg?«
»Über den Besitzer von Intercom , über Arnold Bloch.«
»Und der bekam sie von wem?«
»Das weiß ich nicht.« Schneiders Gesichtsmuskeln spannten sich; ich zog es also vor, meine Antwort laut zu wiederholen. »Ich weiß es nicht. Ich bekam den ganzen Bericht so, wie Sie ihn gelesen haben. Kein Wort daran wurde geändert; ich habe freilich gebeten, es tun zu dürfen.«
»Warum? Was wollten Sie damit erreichen?«
»Ich wollte Skriabins Namen streichen. Das nämlich hätte auch im Einklang mit unseren Gepflogenheiten gestanden. Keine Nennung von Namen. Ich schickte ein Telegramm nach München, in dem ich Herrn Bloch bat, die Quellenangabe streichen zu dürfen. Er antwortete mir, er könne es mir nicht gestatten.«
»Gab er einen Grund dafür an?«
»Nein. Er wies mich nur an, die Geschichte unverändert zu drucken.«
»Haben Sie Beweise dafür?«
»Die Korrespondenz wird im Büro aufbewahrt, aber warum zum Teufel, warum bin ich verpflichtet, Ihnen irgend etwas zu beweisen …«
Er unterbrach mich mit einer Handbewegung.
»Sie sagten, Sie hätten den Bericht bekommen. Wie?«
»Mit der Post. In einem Kuvert, das in Kopenhagen aufgegeben worden war. Aber auf Blochs Papier mit Münchner Anschrift.«
»Irgendeine Kopenhagener Adresse?«
»Nein. Mir fielen nur die dänischen Briefmarken und der Kopenhagener Poststempel auf.«
»Sie sagten gerade, N. W. Skriabin sei Funktionär des KGB. Darüber steht in dem von Ihnen veröffentlichten Bericht nichts. Wissen Sie das auch von Bloch?«
»Nein.«
»Aha. Sie hatten also noch eine andere Quelle. Wer war es?«
»Die Handbibliothek der Vereinten Nationen.«
»Sie wollten uns doch nicht mehr verulken, Carter!«
»Ich verulke Sie nicht. Wie ich Ihnen schon sagte, zögerte ich, Skriabins Namen zu drucken. Ich fühlte mich nicht wohl dabei. Ich mußte etwas über ihn erfahren. Ein Bekannter in der UN-Bibliothek grub ein paar biographische Daten über ihn aus – Erziehung, berufliche Laufbahn, Ehrungen und ähnliche Dinge. Auf seine Verbindung zum KGB schloß ich deshalb, weil seine Versetzung zu einer unbedeutenden Handelsmission nicht zu seinem früheren Lebenslauf paßte. Dieser neue Posten sollte offensichtlich als Tarnung dienen.«
Eine Weile sah er mich prüfend an, dann nickte er. »Für den Augenblick wollen wir das gelten lassen. Aber jetzt zu dem Bericht in der Ausgabe vom 22. November über die Operation Dreieck. Woher hatten Sie den?«
»Von Bloch.«
»Aber Sie wußten, was die Operation Dreieck war?«
»Nein. Ich hatte keine Ahnung. Ich weiß es immer noch nicht.«
»Haben Sie sich nicht danach erkundigt?«
»Fragen zu stellen war nicht meine Sache.«
»Nicht Sache des Chefredakteurs?«
»Ich veröffentlichte Informations-Bulletins technischen und kommerziellen Inhalts, die Anweisungen kamen von dem Besitzer, von Herrn Bloch.«
»Hätte man Ihnen gesagt, daß ›Operation Dreieck‹ der Codename für die erste
Weitere Kostenlose Bücher