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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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»Jetzt erst recht. Und jetzt gehe ich ins Büro.«
    »So spät noch? Warum?«
    Er trank sein Glas leer und goß einen kräftigen Schuß Cognac in den Kaffee. »Weil mir gerade einfiel, daß der einzige Beweis dafür, daß ich die Wahrheit gesagt habe, in einem Aktenordner auf Nicoles Schreibtisch liegt – die Bulletins, die Korrespondenz mit Bloch, alles. Ich selbst habe sie dorthin gelegt, ehe ich ging. Aber nach dem, was sich heute abend ereignet hat, werde ich über das Wochenende besser schlafen können, wenn ich weiß, daß der Ordner an einem sichereren Ort aufgehoben ist.«
    »Soll ich dich hinfahren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bis du das Geschirr gespült hast, bin ich wieder zurück.«
    Bevor er ging, trank er noch seinen Kaffee mit Cognac.
    Das war kurz vor zehn Uhr. Um elf machte ich mich zum Schlafengehen fertig. Daß er noch nicht zurückgekommen war, bekümmerte mich nicht. Wenn er erst einmal im Büro saß, würde er kaum noch auf die Zeit achten; das wußte ich. Vielleicht arbeitete er noch – oder nahm es sich jedenfalls vor, um es bald wieder zu vergessen. Als ich gegen halb zwölf allmählich müde wurde, wollte ich ihn anrufen, um ihm zu sagen, daß ich nicht mehr auf ihn wartete. Aber niemand meldete sich. Ich nahm an, daß er noch auf einen Whisky in ein Café gegangen war. Dagegen war nichts mehr zu machen. Ich legte mich ins Bett.
    Um sieben Uhr am nächsten Morgen kam der Anruf vom Krankenhaus.
     
    THEODORE CARTER
     
    Tonbanddiktat
     
    Ich will offen zugeben, daß ich Valerie gegenüber nicht vollkommen ehrlich war. Ich war nicht nur deshalb ins Büro gegangen, um den Bloch-Ordner an einen sicheren Ort zu bringen, sondern ich wollte noch einmal einen Blick in das Electret-Bulletin werfen, bevor ich mir endgültig darüber schlüssig wurde, ob ich es drucken sollte oder nicht.
    Denn wenn ich es ihr gegenüber auch brüsk abgestritten hatte, erschien es mir in diesem Augenblick doch nicht besonders erstrebenswert, auch die Engländer zum Eintritt in den rasch wachsenden Klub der Carter-Jäger einzuladen. Nicht daß ich etwa befürchtet hätte, die Briten würden irgendwelche bulligen Typen schicken, die mich mit Schlägen traktieren und mir Whisky ins Gesicht schütten sollten, aber ich wußte doch, daß ihre Geheimdienstleute nicht immer jene Gentlemen sind, die zu sein sie oft vorgeben. Sie können ziemlich nachtragend werden. Wenn sie sich vornahmen, wirklich häßlich zu sein, und wenn sie es richtig einfädelten, würde es ihnen wahrscheinlich gelingen, meine, die kanadische Botschaft dazu zu bringen, mir ordentlich auf die Pfoten zu klopfen.
    Andererseits war ich aber auch nicht bereit, das Handtuch nur deshalb zu werfen, weil man ein wenig ruppig wurde. Ich lasse mich nicht gern unter Druck setzen – das macht mich ziemlich blutrünstig –, und wenn ich Bloch auch nicht kannte, so blieb doch die Tatsache, daß er es schließlich war, von dem ich mein Gehalt bekam. Wenn er also seine verdammten technischen Bulletins in seiner Zeitschrift erscheinen lassen wollte, wie hätte ausgerechnet ich etwas dagegen einwenden dürfen? Als Herausgeber hatte ich das Recht, mich einer Änderung der Redaktionspolitik zu widersetzen; ich konnte, wenn darauf keine Rücksicht genommen würde und ich mich stark genug fühlte, kündigen. Wenn das für die Veröffentlichung vorgesehene Material verleumderisch oder obszön war, konnte ich juristische Gründe geltend machen. Ich hatte mir wegen des Hinweises auf Skriabin keine weiteren Gedanken gemacht, und niemand – außer vielleicht Monsieur Schneider vom KGB – hatte eine Verleumdung darin gesehen. Goodman hatte mir nicht vorgeworfen, wir hätten eine Falschmeldung über die FG 115 verbreitet, und ein Electret war gewiß nichts Obszönes, wenn man der Erklärung in Websters Third International Dictionary glauben durfte. Intercom hatte nicht die Aufgabe, einen Popularitätswettbewerb zu gewinnen. Solange nicht jemand kam – jemand, der dazu berechtigt war –, der mir den Auftrag erteilte, diese Veröffentlichungen einzustellen, schien es für mich keinen begründeten Anlaß zu geben, es von mir aus zu tun.
    Und dennoch machte ich mir Sorgen. Auf dem Weg zum Büro hatte ich wenigstens einen Entschluß gefaßt: wenn ich das Electret-Bulletin noch einmal gelesen und mich endgültig dazu entschlossen hatte, es abzudrucken, wollte ich Blochs Vorschlag entsprechend seinen Namen als Quelle angeben. Wenn die Engländer wirklich jemanden suchten, den

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