Das Intercom-Komplott
Baustufe eines Anti-Raketen-Radarnetzes ist und auf der Geheimhaltungsliste der NATO steht – hätten Sie den Bericht auch dann veröffentlicht?«
»Ich kann nicht sagen, ob ich es getan hätte oder nicht. Das hätte davon abgehangen, wer es mir gesagt hätte und ob ich ihm glauben sollte.«
»Mir können Sie glauben, Carter.«
»Dann muß die NATO eben ihre Geheimhaltungsprozedur überprüfen«, antwortete ich. »Wahrscheinlich schreibe ich einmal eine Geschichte darüber, ohne natürlich Sie zu erwähnen.« Wieder spannten sich Schneiders Gesichtsmuskeln, also fuhr ich rasch fort: »Sehen Sie, Monsieur Schneider. Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie sich so mit mir abplagen. Arnold Bloch ist Inhaber von Intercom . Er kontrolliert das Blatt. Er ist außerdem Public-Relations-Berater für die Industrie. Die beiden Informations-Bulletins, von denen Sie sprachen, aber auch andere, die Sie noch nicht erwähnten, wurden auf seine Anweisung hin gedruckt, um die geschäftlichen Interessen seiner Geschäftsfreunde zu fördern.«
»Welcher Geschäftsfreunde?«
»Franzosen und Deutsche. So jedenfalls sagte er es mir. Sonst weiß ich nichts über sie. Und was den Inhalt dieser Bulletins betrifft, so konnte ich meistens überhaupt nichts damit anfangen. Ich übernahm sie von Herrn Bloch in der Annahme, daß zumindest ein Teil unserer Leser sie verstehen würde. Und offensichtlich habe ich mich darin nicht geirrt. Sie scheinen erhebliches Interesse zu wecken, und Sie wissen wahrscheinlich, warum dies so ist. Jedenfalls besser als ich.«
»Können Sie wirklich so unschuldig sein, wie Sie es behaupten, Carter?«
»Unschuldig woran?« erwiderte ich. »Wollen Sie damit andeuten, daß jemand gegen die Gesetze verstoßen hat, daß der Besitzer oder der Herausgeber von Intercom sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat?«
Er schüttelte schwer den Kopf; nicht, um damit meine Frage zu verneinen, sondern um seine Verzweiflung über meine Unvernunft auszudrücken. »Erinnern Sie sich noch, daß Sie uns fragten, wer wir wären? Sie stellten Ihre Frage auf eine ganz besondere Weise. Wenn Sie nichts zu verbergen haben und keinen Verrat begangen haben – warum sollten Sie dann befürchten, von einem ausländischen Nachrichtendienst verhört zu werden?«
»Weil ich, Madame erinnerte mich liebenswürdigerweise daran, nicht dumm bin und weil dies in einer Woche nicht das erste Mal ist, daß vollkommen fremde Menschen mich mit denselben Fragen belästigen.«
Er nickte. Offenbar war er darüber nicht erstaunt. Nebenan begann das Telefon zu läuten. Er wartete, bis Madame Coursaux das Zimmer verlassen hatte, ehe er antwortete.
»Die CIA?«
»Möglich, aber ich habe nicht danach gefragt. Ihre Methoden«, fügte ich noch hinzu, »waren weniger grob als Ihre, aber sie ließen durchblicken, daß sie unangenehm werden könnten, wenn ich stur bliebe. Darum fragte ich, ob auch Sie von der CIA kämen. Jetzt sehe ich natürlich, daß ich mich darin irrte.«
»Warum?« fragte Schneider scharf.
»Weil die CIA sich wahrscheinlich nicht so sehr um den Genossen Skriabin gekümmert hätte, sondern um eine Geschichte über den neuen FG 115.«
»Kam das auch von Arnold Bloch?«
»Ja. Ist das nicht bezeichnend? Er lieferte auch das Bulletin über den Ärger der Russen mit ihrem Raketentreibstoff. Nehmen Sie es ruhig in Ihr Protokoll auf.«
Wie nebenbei schüttete er mir den Rest seines Drinks ins Gesicht. Ein Eiswürfel rutschte an meiner Krawatte hinunter zum Whisky, der allmählich in der Unterhose versickert war.
»Und jetzt erzählen Sie uns etwas über Arnold Bloch«, sagte er. »Aber nicht mehr frech werden wollen!«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe ihn noch nie gesehen. Ich habe noch nicht einmal mit ihm gesprochen. Wir haben uns bis jetzt nur brieflich oder telegrafisch verständigt. Wenn Sie mehr über ihn wissen wollen, müssen Sie ihn schon selbst fragen. Zufälligerweise hat er mich gerade heute ausdrücklich angewiesen, alle Nachfragen bezüglich der Bulletins, die Sie erwähnten, dahingehend zu beantworten, daß – wer immer der Fragende sei – ich auf ihn persönlich verweisen sollte. Seine Adresse ist …«
»Wir kennen seine Adresse. Wenn wir jetzt mit Ihnen in Ihr Büro gehen, können Sie uns dann dieses Telegramm zeigen?«
»Natürlich.« Ich schnippte den Eiswürfel von meinem Bein. »Ich kann Ihnen auch die Adresse von Dr. Bruchner geben, dem Schweizer Geschäftsführer der Gesellschaft. Er wohnt in
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