Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
lautete: ›Eine unheilige Allianz‹, und als Untertitel las ich: ›CIA-Gangster fanden neue Verbündete‹.
    Die Story selbst begann folgendermaßen:
     
    Wie sehr sich die Central Intelligence Agency der friedlichen Koexistenz und einer brüderlichen internationalen Zusammenarbeit verpflichtet weiß, ist weithin bekannt. Und es war wohl unausbleiblich, daß eine solche Haltung gelegentlich auch auf seltsame und recht häßliche Nebenwege führte. Wie seltsam und häßlich diese Nebenwege aber sein können, wird sogar den Kongreß und das Volk der Vereinigten Staaten – und erst recht seine NATO-Verbündeten – überraschen.
    Es wird sie überraschen und erschrecken.
    In der neutralen Schweiz hat sich die CIA nun mit dem berüchtigten sowjetischen Komitee für Staatliche Sicherheit, besser bekannt unter der Abkürzung KGB, zu einer gemeinsamen Verschwörung des Terrors und der Nötigung verbündet.
    Unglaublich, so hätte man annehmen und hoffen müssen. Unglücklicherweise ist dies aber traurige Wahrheit, und wir können es beweisen.
    Unsere Beweise beruhen nicht auf Hörensagen. Sie sind hieb- und stichfest. Sie stammen aus erster Hand. Das letzte Opfer dieser schändlichen und verbrecherischen Zusammenarbeit zwischen Ost und West war kein anderer als der Herausgeber der Zeitschrift Intercom, und dieser Bericht erreicht Sie direkt von seinem Krankenhausbett aus.
    Und dies sind die häßlichen Fakten: …
     
    Wenn mein Vater es sich vorgenommen hat, kann er fast alle ›Fakten‹ in einem häßlichen Licht erscheinen lassen, und hier ging er mit einer solchen Liebe zum Detail ans Werk, daß ich Mühe hatte, einige von ihnen wiederzuerkennen. Der Besuch von Goodman und Rich in unserer Wohnung erinnerte nun fast an die Schilderung eines grausamen Gemetzels. Er sagte zwar nicht ausdrücklich, daß wir beide am Ende in einer Lache von Blut lagen, aber sehr viel anderes konnte man seinen Worten nicht entnehmen. Die Beschreibung seiner Unterhaltung mit Morin und Schneider im Château Europa war natürlich ungeheuerlich. Wie er in seinem Büro attackiert wurde und von dort entkommen konnte, war ein Alptraum, der einem alten deutschen Stummfilm entnommen sein konnte. Aus seinem Autounfall wurde der Versuch, Intercom ein für allemal dadurch zum Schweigen zu bringen, daß man seinen Herausgeber ermordete. Ich mußte darüber lachen.
    Er war nicht beleidigt. »Das wird wirken, meinst du nicht auch?«
    »Es wird. Aber hast du nicht Angst, daß der Schuß in die verkehrte Richtung losgeht? Willst du nicht wenigstens den Ton ein wenig mildern?«
    »Für solche Kleinigkeiten ist jetzt keine Zeit.«
    »Du willst doch, daß man dir glaubt.«
    Er begann, den Bericht noch einmal zu überarbeiten. Nach zehn Minuten gab er ihn mir wieder. Der Anfang war unverändert geblieben, aber die ›häßlichen‹ Fakten standen nun in einem völlig anderen Licht. Sie waren zwar immer noch häßlich genug, klangen aber nicht mehr allzu unglaubwürdig. Immerhin hatte er die wildesten Adjektive und Adverbien gestrichen.
    Ich steckte die Papiertücher in meine Handtasche, außerdem die Liste jener Leute, die ich anrufen oder denen ich schreiben sollte. Ich versprach, am Abend wiederzukommen und ihm über die Reaktion zu berichten.
    Ich muß sagen, daß Nicole an diesem Tage sehr nett war. Sie hatte natürlich noch nichts von dem Unfall gehört, aber als ich ihr alles erzählt und den neuen Leitartikel gegeben hatte, war sie sofort bereit, ins Büro zu gehen und beim Abschreiben zu helfen. Dadurch war es mir möglich, schon bald nach Mittag mit den Telefonaten zu beginnen.
    Die Reaktion des Amerikaners, der die Liste anführte, war ziemlich typisch. Nachdem ich ihm die Meldung vorgelesen hatte, entstand ein Augenblick des Schweigens. Dann sagte er: »Jetzt ist Ted tatsächlich vollkommen übergeschnappt.«
    »Er ist nicht übergeschnappt.«
    »Das will er wirklich drucken?«
    »Donnerstag erscheint die Meldung.«
    Er seufzte: »Okay, Miss Carter. Zuhause soll man auch einmal lachen. Ich lasse eine Kopie bei Ihnen abholen.« Als er sich gerade verabschieden wollte, kam ihm noch ein Gedanke. »Was mir gerade einfällt, Miss Carter – in welcher Klinik liegt Ihr Vater?«
    Ich sagte es ihm.
    Bei den anderen ging es nicht ganz so glatt.
    Mein Vater hatte bei seinen häßlichen Fakten nicht alle Namen genannt. Aus Goodman zum Beispiel war ein ›übler Gauner, der als amerikanischer Journalist posierte‹, geworden, Madame Coursaux war eine

Weitere Kostenlose Bücher