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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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›französisch sprechende Agentin, die behauptete, mit alten Manuskripten zu handeln‹, und Morin war ›Bullyboy Nummer zwei‹. Der Franzose, mit dem ich sprach, wollte Namen wissen, und als ich sagte, ich würde sie selbst nicht kennen, glaubte er überhaupt nichts mehr.
    Mit dem Deutschen war es gar noch komplizierter. Er nahm mich fast in ein Kreuzverhör. Die Behauptung meines Vaters, er sei das letzte Opfer der CIA-KGB-Verschwörung, sagte er, deutete doch einwandfrei darauf hin, daß er auch über andere Fälle etwas wußte. Wollte er etwa damit behaupten, daß Generalmajor Horst Wendland, der stellvertretende Chef des Bundesnachrichtendienstes, und Konteradmiral Hermann Luedke, der NATO-Chef für das Nachschubwesen, zu diesen Opfern gehörten?
    Als ich ihm sagte, ich hätte von diesen Leuten noch nie etwas gehört, wurde er sarkastisch. Der angebliche Selbstmord General Wendlands und der Mord an Admiral Luedke, so unterrichtete er mich, seien von der Presse schließlich nicht totgeschwiegen worden. Wie war es möglich, daß ich davon nichts gehört hätte? Und auch er wollte wissen, in welchem Krankenhaus mein Vater lag.
    Es war sechs Uhr abends, als ich wieder in die Klinik zurückkam.
    Aber dort sagte man mir, ich könne meinen Vater nicht sehen. Ich müßte Dr. Loriol sprechen.
    Ich fragte, warum man dies angeordnet habe. Es sei auf Anweisung Dr. Loriols geschehen. Nein, im Befinden meines Vaters sei keine Änderung eingetreten.
    Ich bat darum, Dr. Loriol sprechen zu dürfen. Er sei nicht verfügbar, erwiderte man mir.
     
    DR . MICHEL LORIOL
     
    Schriftliche Aussage {*}
     
    Meine Anweisungen hinsichtlich Valerie waren mißverstanden worden. Ich war nämlich deshalb ›nicht verfügbar‹, weil ich Commissaire Vauban in seinem Büro aufgesucht hatte.
    Am frühen Vormittag war ich von der Polizei unterrichtet worden, daß sich Monsieur Carters Aktenmappe nun auf dem Kommissariat befinde und ich, wenn ich überhaupt noch daran interessiert sei, ihren Inhalt dort ansehen könne.
    Ich fuhr also auf das Kommissariat. Nachdem ich den Schriftwechsel mit Arnold Bloch durchgelesen hatte, rief ich Commissaire Vauban in seiner Wohnung an und teilte ihm mit, daß die Aussagen Carters meiner Meinung nach nicht aus der Luft gegriffen seien. Was er am Tage zuvor dem Stationsarzt, der Polizei und mir gegenüber ausgesagt hatte, sollte man mit allem Ernst als zutreffend betrachten.
    Er sagte, er wolle sofort in sein Büro kommen und bat mich, ich möge ihn hier erwarten. Da man mich unterdessen im Hospital erwartete, rief ich dort an und sagte, daß ich erst später eintreffen werde. Man teilte mir mit, zwei Journalisten hätten darum gebeten, Monsieur Carter interviewen zu dürfen.
     
    Ich gab die Anweisung, daß außer Mlle. Carter niemand zu ihm gelassen werden dürfe. Ich fügte allerdings noch hinzu, daß ich Mlle. Carter sprechen wolle, bevor sie zu ihrem Vater ging, wenn sie am Abend käme. Ich gebe zu, daß mir viel daran lag, ihr persönlich die doch offensichtlich recht erfreulichen Nachrichten zu überbringen. Unglücklicherweise interpretierte irgend jemand in der Klinik meine Anweisungen als Anweisung, Mlle. Carter dürfe ihren Vater erst nach Rücksprache mit mir aufsuchen.
    Nachdem Vauban angekommen war, berichtete ich ihm ausführlich von meiner Unterhaltung mit Carter und zeigte ihm die Bloch-Akte. Er las sie und meinte, er wolle dies alles gern selbst zu Protokoll nehmen. Er fragte mich, ob dies noch am Abend in der Klinik möglich sei.
    Ich gebe zu, daß es wahrscheinlich weitaus besser gewesen wäre, wenn ich sofort meine Zustimmung gegeben hätte. Die Sicherheitsbehörden wären früher alarmiert worden, und wenn auch die Presseagenturen im Besitz von Carters Version der Geschichte waren, so hätte er doch zumindest noch Zeit genug gehabt, von einer Veröffentlichung in seinem Blatt abzusehen.
    Aber wie dem auch sei, ich gab ihm meine Zustimmung noch nicht; ich versuchte Zeit zu gewinnen. Vor allem dachte ich dabei natürlich an die Vorwürfe, die man gegen Valeries Vater erhob. Wenn man die Gefährlichkeit seines Zustands etwas übertrieb, so meinte ich, und wenn man an die psychische Belastung erinnerte, der Carter unterworfen war, könnte man den Commissaire vielleicht dazu bewegen, die Anzeige fallenzulassen. Ich sagte ihm deshalb, ich könnte einer Vernehmung nicht widersprechen, wenn sie absolut notwendig sei, daß ich es jedoch lieber sähe, wenn man sich damit noch etwas Zeit ließe. Der

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