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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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"Offensichtlich schafft Ivy nicht einmal zehn Ausfallschritte", sagte sie zur Klasse. "Also werdet ihr Mädchen sie für sie machen müssen. In der Zwischenzeit sollten wir etwas finden, das Ivy
kann,
zum Beispiel essen."
    Als hätte sie es vorher genau geplant, holte Miss Rowe einen großen Karton mit Schokoriegeln aus ihrer obersten Schublade. Die Direktorin hielt den Karton hoch, damit alle ihn sehen konnten.
    "Iss, Ivy", sagte sie und reichte der bestürzten Schülerin den Karton. "Iss schnell, denn deine Klassenkameradinnen werden Ausfallschritte machen, bis du den Karton geleert hast."
    Tränen liefen Ivy über das Gesicht, als sie den Karton ansah. Sie schüttelte sich, als ob sie krank werden würde. Nach einem langen grauenhaften Moment sah sie jedoch hoch, fing Matties Blick auf und nickte ihr zu. Sie würde es tun, schien Ivy zu sagen. Sie musste es tun.
    Mattie schüttelte den Kopf.
Tu es nicht, Ivy. Du musst es nicht tun.
    Aber Ivy riss den Karton auf, nahm einen der Riegel hinaus und schlang ihn hinunter.
    "Fangt an, Mädchen", rief Miss Rowe. "Wenn Ivy die gesamte Box geschafft hat, könnt ihr aufhören. Vorher nicht."
    Mattie hatte große Lust, Miss Rowe die Schokolade samt Karton in den Hals zu stopfen. Sie stürzte sich in die Übungen. Entweder das, oder sie würde die Frau angreifen. Wenn ich mich unter Kontrolle habe, hält Ivy vielleicht durch, sagte sich Mattie still. Wenn ich es nicht schaffe, kann alles Mögliche passieren. In der Hoffnung auf Unterstützung, schaute sie zu Breeze, die eine Reihe hinter ihr saß.
    Breeze hielt die Augen geschlossen, so als wäre sie ebenfalls kurz davor, krank zu werden.
    "Weiter, Mädchen – und vergesst nicht, warum ihr das tun müsst – weil dieses
faule
Schwein es nicht geschafft hat. Wenn sie mit den Riegeln fertig ist, könnt ihr aufhören."
    Sie deutete auf Ivy, die damit kämpfte, sich Riegel für Riegel in den Mund zu schieben. Tränen kullerten ihr über die Wangen, und sie würgte bei jedem Bissen.
    Schweiß trat auf Matties Gesicht. Abrupt stoppte sie, streckte die Beine, starrte die Direktorin an und brachte atemlos einige Worte hervor. "Wenn in diesem Raum jemand ein Schwein ist, dann sind Sie es."
    Miss Rowe sah wirklich überrascht aus. Als sie sprach, klang ihre Stimme seltsam sanft. "Komm nach vorn, Matilda."
    Mattie zeigte ihr den Mittelfinger.
    "Wenn du nicht herkommst", sagte Miss Rowe und dosierte ihre Worte, als wären sie Gift, "rufe ich den Sicherheitsdienst und lasse dich wegbringen. Ich weiß, dass man hoffnungslose Fälle in eine Erziehungsanstalt bringt. Du wärst die Erste in der Geschichte der Rowe-Akademie. Was für eine Ehre."
    "Mattie, geh", bat Jane. "Du machst es doch nur noch schlimmer."
    Jeder Schritt war ein Kampf für Mattie. Sie wollte die Direktorin anschreien und wegrennen. Als sie vorn angekommen war, drehte sie sich um und sah die anderen Schülerinnen an. Die meisten schauten zur Seite oder auf den Boden. Nur Lane und ihre Truppe grinsten ihr frech ins Gesicht.
    "Aus welcher sozialen Klasse kommt diese hier, Ladys?", fragte Miss Rowe und zeigte auf Mattie. "Aus der niedrigsten der niedrigen? Vielleicht sollte sie lieber in die Erziehungsanstalt?"
    "Da würde ich lieber in der Hölle verrotten", stieß Mattie zwischen zusammengepressten Lippen hervor.
    Die Direktorin lachte kalt. "Wie schön, dass ich dir diesen Wunsch erfüllen kann. Geh in mein Büro, Matilda. Du weißt, was du tun musst, wenn du dort bist. Ich werde dich nicht lange warten lassen."
    Mattie stand am Fenster, schaute zu dem Kiefernwald, der den Campus umgab, und wünschte, sie könnte sich in den kühlen, dunklen Tiefen des Gehölzes verstecken. Sie sollte auf dem Stuhl neben Miss Rowes Schreibtisch sitzen, die Füße auf dem Boden, die Hände im Schoß gefaltet, und über ihr Fehlverhalten nachdenken. Das war die vorgegebene Verhaltensweise, wenn man sich Ärger eingehandelt hatte. Aber Mattie schmiedete einen Plan, der nichts mit dem üblichen Vorgehen zu tun hatte, und wenn sie ihn durchführen könnte, dann wären alle anderen Regeln sowieso egal.
    Dass ihre Bestrafung sehr hart ausfallen würde, wusste Mattie. Wenn Miss Rowe ihren Willen würde brechen können, dann hätte sie auch von den anderen keinerlei Widerstand zu erwarten. Mattie war die Rebellin, und die Direktorin musste die Kontrolle wiedererlangen, besonders über die Stipendiatinnen. Absichtlich hatte sie diese Gruppe von dem Rest der Mädchen isoliert, wahrscheinlich, damit

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