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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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nicht tust."
    "Wenn wir aufstehen", gab Mattie zurück, "wird Ivy in Stücke gerissen."
    "Wenn wir nicht aufstehen, wird sie alle drei von uns in Stücke reißen.
Komm schon."
    Als Jane sich erhob, schnaubte Mattie spöttisch. Sie war enttäuscht von Jane, aber vor allem war sie wütend auf sich selbst. Innerlich bebte sie. Allein konnte sie das nicht durchziehen. Dazu hatte sie nicht die Nerven. Und jetzt würden sie es alle wissen, besonders diese verrückte Hexe von Schulleiterin.
    Insgeheim fürchtete Mattie Miss Rowes Reaktion. Seit die Direktorin aus ihrem viermonatigen Sommerurlaub in Europa zurückgekehrt war, hatte sie sich verändert. Sie benahm sich zornig und voller Hass, besonders den Stipendiatinnen gegenüber, und schon der Anblick Ivys schien sie wütend zu machen.
    "Gibt es ein Problem, Matilda? Ich bespreche das gern mit dir in meinem Büro."
    Mattie befeuchtete die Lippen und fühlte die Narben, welche die – vor nicht allzu langer Zeit von Miss Rowe verabreichte – Lauge in ihre Zunge geätzt hatte. Sie konnte die beißende Mischung aus Blut, Schweiß und Angst immer noch schmecken.
    Mattie trat den Stuhl nach hinten weg, als sie aufstand. Er quietschte laut, aber er fiel nicht um.
    Miss Rowe lächelte. "Vielen Dank, Mattie."
    Im Raum ertönte Gekicher und kurzes Gelächter. Um die anderen zum Schweigen zu bringen, setzte Mattie ihren drohendesten Blick auf. Einige starrten tatsächlich zurück. Diese Schlacht hatte sie verloren, und sie wusste es. Die Bande konnte Blut riechen.
    "Lane", sagte Miss Rowe und zeigte auf das Mädchen im hinteren Teil des Klassenraums, wo ein Videorekorder auf einem Stativ stand, "machst du das bitte aus? Ich bezweifle, dass diese Lektion sehr lehrreich sein wird."
    Augenblicklich sprang Lane auf, um die Anweisung der Direktorin zu befolgen. Der Liebling der Lehrerin war auch verantwortlich für die audiovisuelle Technik. Sie stellte sicher, dass der Rekorder startklar war und lief, wenn Miss Rowe eine Stunde aufnehmen wollte, und Lane kümmerte sich auch um die Aufbewahrung der Bänder. Was die Direktorin nicht wusste, war, dass die süße Lane in der Schule verbreitete, dass sie einige der peinlichen Aufnahmen stehlen würde, um damit die Schülerinnen zu erpressen, die sie nicht leiden konnte.
    Sobald Lane das Gerät ausgeschaltet hatte und auf ihren Platz zurückgekehrt war, wies Miss Rowe die Klasse an, mit den Ausfallschritten zu beginnen.
    "Zwanzig, ab jetzt!" Sie wandte sich Ivy zu. "Pass gut auf. Wenn sie fertig sind, bist du dran."
    Mattie machte zwanzig wütende Ausfallschritte und beendete die Übung vor den anderen. Jane war nicht sportlich, getrieben von Entrüstung, schlug sie sich jedoch ebenfalls gut. Zwar schafften einige Schülerinnen nicht alle Ausfallschritte, aber Miss Rowe schien das nicht zu bemerken. Sie interessierte sich für niemanden außer für Ivy, so als ob sie die Verletzlichkeit des Mädchens spürte und es dafür verachtete.
    Ein Opferlamm auf dem Weg zur Schlachtbank, dachte Mattie. Sie war sich bewusst, dass sie für ihre Freundin nichts tun konnte. Von allen Gefühlen, die in ihr tobten, hasste sie die Hilflosigkeit am meisten.
    Beim fünften Ausfallschritt fing Ivy an zu schwanken. Sie streckte eine Hand aus, um sich abzufangen, bevor sie hinfiel. Vor Schadenfreude jauchzten die anderen Schülerinnen, aber Ivy stellte sich stur auf die Füße und fing wieder von vorn an. Ihr gelangen noch ein paar Schritte, dann wurden ihre Beine wackelig, und sie verlor das Gleichgewicht. Mattie glaubte nicht, dass es an der körperlichen Anstrengung lag. Ivy war demoralisiert und gab sich schon fast geschlagen.
    Den nächsten Ausfallschritt konnte sie nicht mehr abfangen. Sie landete seitlich auf dem Fuß und konnte sich mit der Hand nicht mehr halten. Es war furchtbar, sie auf den Fußboden stürzen und dort sitzen zu sehen und wie sie versuchte, sich zusammenzureißen. Im Stillen drängte Mattie sie, aufzustehen, und schließlich tat Ivy das auch. Mit gesenktem Kopf und zu Fäusten geballten Händen weigerte sie sich, einen weiteren Ausfallschritt zu machen. Ihre Haltung verriet, dass sie sich nicht weiter demütigen lassen würde. Mattie war froh darüber.
    Unterdessen warf Mattie einen Blick zu Jane hinüber, die schluckte. Über der Oberlippe der Freundin entdeckte Mattie einen roten Fleck, und sie fragte sich, ob Jane schon wieder Nasenbluten hatte.
    Miss Rowe zuckte die Schultern, als ob sie sagen wollte, dass es hoffnungslos sei.

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