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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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haben.«
    »Kann ich verstehen.«

    Sie wandte sich ab, nickte Alex zu, der sie nachdenklich musterte, und ging ins Haus. Die Männer verschwanden wieder im Stall. Sie setzte sich mit Kaffee ans Fenster und gab sich ihren Gedanken hin.
    Ein Hotel war das, was sie immer schon wollte, sogar unter Dick Rogers toleranter Führung hatte sie davon geträumt, eines Tages etwas Eigenes zu besitzen. Und Tim besaß genau das richtige Haus. Er würde nichts dagegen haben, das wusste sie. Im Gegenteil, er würde sich freuen, wenn sie mit einstieg. Gerade jetzt, wo Nina fort war. Und die Lage war ideal. Nur zehn Minuten von Galway entfernt lag der Hof in einer noch recht ursprünglichen Umgebung mit viel Land. Und der Atlantik war auch nicht weit. Sie suchte ein Blatt Papier, fand schließlich eines in einer der Küchenschubladen und zeichnete den Grundriss eines Hotels auf. Die große Halle, daneben zwei Speiseräume, dahinter die Küche und die Hauswirtschaftsräume.
    Die Rezeption sollte ein kleiner abgetrennter Bereich sein. Dann die Zimmer in der oberen Etage, die sie aber noch nicht kannte. Wie viele mochten es sein? Sie musste unbedingt mit Tim sprechen.
    Eine halbe Stunde später kam er aufgeregt zu ihr.
    »Es ist da, ein Stutfohlen. Du musst es dir unbedingt ansehen.«
    Er sah aus wie ein kleiner Junge, seine Haare waren zerzaust, seine Augen glänzten. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft sah sie ihn wieder fröhlich. Sie schlüpfte rasch in eine Strickjacke und ging mit ihm hinaus. Alex stieg gerade in den Wagen und rief: »Ich bin dann weg. Wenn was ist, ruf an.«
    Tim hob die Hand.
    »Mach ich, und nochmals vielen Dank.«
    Zusammen betraten sie den Stall. Neugierig sah sie sich um. Die Stallungen waren sauber, die Wände weiß gekalkt, die Gitterstäbe blitzten noch. Nichts war baufällig oder sanierungsbedürftig.
    »Ich habe hier angebaut«, bestätigte Tim ihre Vermutungen. »Der hintere Teil stand schon und war in Ordnung. Die Boxen sind schön groß. Aber auf Dauer wäre es zu wenig gewesen.«
    »Weiß du genau, wie ein Stall beschaffen sein muss?«, fragte sie und ärgerte sich über sich selbst. Natürlich wusste Tim das.
    »Ja, da habe ich auch nicht gespart«, sagte er. »Verzinkte Futtertröge, Automatiktränken und zwei Halter für Salz- und Minerallecksteine.«
    Sie gingen an den Pferden vorbei, an den ordentlich beschrifteten Schildern mit Namen und Abstammung der Tiere. Sie fragte ihn leise, wie viele Pferde er besaß, und er sagte stolz: »Sechs, mit dem Fohlen sind es jetzt sieben.«
    Die Stute stand in einer etwas größeren Box am Ende des Stalles, die durch eine Mauer von den anderen Boxen getrennt war. Tim trat an die Tür und öffnete sie, Claire blieb etwas zurück. Die Stute hob den Kopf, als nehme sie Witterung auf, und legte dann die Ohren an.
    »Schon gut«, brummte Tim mit tiefer Stimme. Sofort schnellten die Ohren wieder nach vorne und das Tier gab ein zufriedenes Schnauben von sich und reckte den Hals. Tim hielt ihr ein Stück trockenes Brot hin, das die Stute vorsichtig zwischen die Lippen nahm.
    Langsam kam Claire auf Tims Kommando näher und stellte sich neben ihn. Ihr Herz klopfte etwas schneller, als sich der große Kopf in ihre Richtung wandte. Die Stute beschnupperte sie und kam ihrer Nase bedrohlich nahe und sie verscheuchte das Bild von einem nasenlosen Gesicht. Aber die Stute blieb friedlich, berührte sie mit ihrem weichen Maul leicht an der Schulter, hob dann den Kopf und blies ihr warme Luft ins Gesicht.
    »Ich glaube, sie mag dich«, sagte Tim leise. »Normalerweise ist sie sehr eigen und hat auch schon einmal zugebissen.«
    Die Nase. Tim drückte die Stute sacht ein Stück zur Seite und sie konnte das braune Fohlen sehen, das noch alle Mühe hatte, auf seinen staksigen Beinen das Gleichgewicht zu halten. Es machte zwei unsichere Schritte auf die Stute zu, hob den Kopf und begann am Euter der Mutter zu saugen. Es sah erschöpft aus, sein noch kurzer Schwanz schlug hin und her, sein Fell war stellenweise noch feucht. Einmal hörte es kurz auf zu trinken und sah zur Tür hin und Claire sah winzige braune Sprenkel auf der weißen Stirn, wie verirrte und etwas zu groß geratene Sommersprossen.
    »Oh, wie süß«, sagte sie leise.
    Tim erläuterte ihr stolz die guten Anlagen des Tieres, sprach von dessen gut ausgebildetem Sprunggelenk und davon, dass es groß werden würde, was er an der Länge des Hinterbeins schon zu erkennen glaubte.
    Sie verstand kein Wort, nickte aber

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