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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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und hatte sogar eine Tribüne mit Holzbänken. Zum Schluss zeigte er ihr die Sattelkammer. Sie sah sieben Sättel, die auf aus der Wand ragenden Halterungen hingen, Trensen, Decken, verschiedene Gurte, Peitschen.
    »Hast du noch deinen alten Sattel?«, fiel ihr ein. »Den du damals zu Weihnachten bekommen hast?«
    Den Sattel hatte er nur bekommen, weil Claire sich daran mit einem großen Betrag beteiligte. Er war Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk in einem, wie ihre Mutter seinerzeit mehrfach betonte.
    »Klar«, er trat an einen der Sättel.
    »Das ist er, und den benutze ich auch, obwohl die Polster mittlerweile ziemlich dünn geworden sind.«
    Daneben hing eine Trense, an die sie sich auch noch erinnerte. Sie war ein Geschenk ihrer verstorbenen Tante. Sie erkannte sie an dem weißen Stirnband und dem rötlichen Gummizügel. Aber sie war ziemlich verschlissen, das Leder war rissig, die Zügel an zwei Stellen genäht.
    »Das ist doch deine, oder?«, fragte sie.
    »Ja, aber sie ist nicht mehr schön, obwohl ich sie nach wie vor regelmäßig einfette.«
    »Weißt du was? Ich schenke dir eine neue«, sagte sie spontan. »Eine mit rundgenähtem Leder. Die gefielen dir doch immer so gut. Lass uns in die Stadt fahren.«
    Sie erinnerte sich an einen Abend, an dem Tim beim Essen begeistert von einer Trense sprach, die er bei einem neuen Pensionskunden gesehen hatte. Eine mit rundgenähtem Leder, die er ungeheuer elegant fand. Der allerletzte Schrei. Ihre Mutter hatte ihm schließlich gesagt, er solle endlich das Thema wechseln. Was er artig tat.
    »Oh, wirklich?«
    Tim war wieder der kleine Junge, der etwas bekam, womit er nicht gerechnet hatte.

6
    A m nächsten Morgen gingen sie nach dem Frühstück zusammen los. Sie drehte sich noch einmal um. Nein, das Steinhaus war vom Hof aus durch die hohen Hortensienbüsche nicht ohne Weiteres auszumachen. Nur wenn man genauer hinsah, konnte man die Dachschindeln erkennen.
    »Was suchst du?«, fragte Tim.
    »Ach, ich wollte nur sehen, wieso mir das Steinhaus nicht sofort aufgefallen ist.«
    »Ja, die Sträucher müssen unbedingt weg«, sagte Tim.
    »Auf keinen Fall«, fiel Claire ihm ins Wort. »Ich liebe Hortensien.«
    »Okay, dann bleiben sie«, sagte Tim unkompliziert. Sie hielten kurz an der ersten Weide, auf der nun Fever stand, und Tim erzählte, dass er lieber eine große statt vier kleine Weiden hätte.
    »Aber das ist nun mal nicht zu ändern. Und andererseits ist es ganz günstig. Princess zum Beispiel muss alleine stehen.«
    Leichter Tau lag noch auf den Grashalmen. Es war frisch, der Himmel bewölkt. Fever kam langsam mit schlendernden Schritten an den Zaun und stupste Tim an. Claire blieb etwas zurück.
    Sie dachte an die schlammverkrusteten Wege, mit denen sie gerechnet hatte und sah in Gedanken Gäste über den weißen Kies gehen, einen kleinen Jungen, der sein widerspenstiges Pony hinter sich herzog, um auszureiten, ein älteres Paar, das von einem Ausritt zurückkam. Im Hotel würde ein ständiges Kommen und Gehen sein, die Tür sollte immer offen bleiben und die Kinder sollten jederzeit hineinlaufen dürfen, um sich ein Brot oder eine Limo zu holen. Auch das Foyer musste unbedingt familienfreundlich sein mit einer Spielecke für Kinder, vielleicht etwas abgetrennt vom Rest der Halle, aber so, dass die Eltern ihre Sprösslinge beobachten konnten.
    Tims Stimme riss sie aus ihren Tagträumen. Er erzählte, dass Princess erst kürzlich Piet gebissen habe.
    »Einfach so, ohne jeden Anlass. Pferde sind eben unberechenbar.«
    Sie gingen weiter, umrundeten die Weide und kamen zur Rückseite der Stallungen. Die Geräusche der Pferde drangen bis nach draußen, eines der Tiere trank gerade. Die Stallungen lagen etwas nach vorne versetzt, sodass ein kleines Stück Weide an der Rückseite übrig geblieben war. Sie war nicht eingezäunt und wurde nicht genutzt.
    Claire trat in die Lücke.
    »Hier habe ich gestanden«, sagte sie. »Ist das nicht ein toller Anblick?«
    »Ja«, Tim nickte. Ein wehmütiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    »Nina hat immer gesagt, die ganze Anlage sei wie eine Märchenkulisse, alles verwinkelt und verhuscht. Es würden nur noch der Prinz und die Prinzessin fehlen.«
    Dabei war Tim sicher für Nina der Prinz gewesen. Sie ging zu ihm, legte ihm den Arm um die Schultern und sagte spontan: »Ich könnte mir denken, dass sie eines Tages wieder vor der Tür steht.«
    »Meinst du?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Sie wusste es nicht, nicht einmal, ob sie das

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