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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Beim Schimmel handelt es sich um eine vorzeitige Vergreisung. Daher ist er auch am Kopf dunkler. Er ist ein Wallach aus Holstein und ein ganz guter Springer.«
    Wenn Claire vor etwas noch mehr Angst hatte als vor Pferden, war es der Springsport. Die wenigen Male, die sie sich mit Tim zusammen Mächtigkeitsspringen im Fernsehen angesehen hatte, saß sie nervös neben ihrem begeisterten Bruder und befürchtete, Pferd und Reiter könnten sich alle Knochen brechen. Tim selbst zog es mehr zur Dressur, während Nina lieber sprang. Aber sie hatte auch einfach vor nichts Angst.
    Das nächste Pferd war noch jung, was sogar Claire an seinen weichen Gesichtszügen erkannte.
    »Ja, er ist erst vier Jahre und unerfahren. Ein Wallach, in den Nina sich seiner Farbe wegen verliebt hatte. Sie liebt Fahlbraune.«
    »Aber züchten kannst du mit ihm nicht«, stellte sie fest.
    »Stimmt. Farewell habe ich auch übernommen. Er ist lieb und hat schöne Gänge.«
    Gänge?
    Ihm gegenüber stand eine Rappstute mit dem Namen Fever. Das Tier war erst fünf Jahre alt. Das Fell glänzte schwarz, Mähne und Schweif wirkten sehr gepflegt.
    »Der Name passt eigentlich nicht«, erklärte Tim. »Fever passt eher zu einem Wallach. Aber Nina gefiel er, weil sie immer ein wenig Temperatur hat.«
    »Und mit ihr willst du auch züchten?«, fragte sie.
    »Ursprünglich ja. Aber ich habe da etwas zu schnell zugeschlagen.« Er grinste verlegen. »Ihre Papiere sind nicht in Ordnung, wahrscheinlich sogar gefälscht. Und damit ist sie zwecklos in der Zucht. Aber sie ist schön zu reiten, ganz weich und legt sich nicht auf die Hand.«
    »Aha«, sagte sie, ohne etwas zu verstehen. Die Stute hatte einen schönen, kleinen Kopf ohne jedes Abzeichen.
    Dann kam Princess, die sofort die Ohren anlegte und ihre Zähne zeigte.
    »Sie ist etwas schwierig im Umgang. Ich vermute, man hat ihr ein Fohlen zu früh weggenommen. Aber sie hat tolle Papiere. Ein vielversprechendes Pferd. Wir haben sie auf einer Auktion ersteigert. Ich werde sie aber erst in einem halben Jahr zum Hengst bringen. Vielleicht ist sie bis dahin etwas sanfter geworden.«
    Die Stute beäugte sie misstrauisch und begann dann mit dem Vorderhuf zu scharren. Sie war eben erst frisch eingestreut worden. Tim ging weiter.
    »Cora kennst du ja schon.«
    Das Fohlen lag im Stroh und schlief. Die Stute stand mit geschlossenen Augen daneben.
    »Pferde legen sich nicht gerne hin, oder?«, fragte Claire.
    »Doch, das tun sie. Das Kleine liegt doch«, bei seinen Worten öffnete die Stute die Augen und stieß ein leises, heiseres Wiehern aus.
    »Ist ja gut«, Tims Stimme hörte sich ruhig und souverän an. So ganz anders als bei ihrem Telefonat. »Nur ganz alte Pferde legen sich nicht mehr hin, weil sie dann vielleicht nicht mehr hochkommen würden. Das ist der Grund.«

    Im Stall war es warm. Eines der Pferde raschelte im Stroh, ein anderes benutzte die Tränke und ein surrendes Geräusch ertönte. Tim starrte gedankenverloren auf das Fohlen, das friedlich schlief, bewacht von seiner Mutter. Das ist seine Welt, dachte Claire. Hier ist er zu Hause. Und Nina war es ebenso ergangen. Sie verstand plötzlich, warum sie alles aufgegeben hatten und nach Irland gegangen waren. Aber etwas war vorgefallen. Und es musste schon etwas Schwerwiegendes gewesen sein, wenn Nina ihn einfach so verließ. Ihn und die Pferde.
    »Ich habe von einer Stute gehört, einer Staatsprämienstute«, sagte Tim nachdenklich. »Sie steht zum Verkauf und ist angeblich verhaltensgestört.«
    Sie sah ihn an. Seine Nase war etwas spitzer geworden und er hatte tatsächlich winzige Fältchen um die Augen bekommen.
    »Sie lässt keinen an sich heran und kann nur zum Schmied, wenn sie vorher eine Beruhigungsspritze bekommt. Sie scheut vor allem Möglichen, der Eigentümer will sie nun loswerden. Ich wollte sie mir ansehen. Was meinst du?«
    Er fragte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte.
    »Ja, tu das ruhig.«
    Cora begann sich hinzulegen und Tim zog sie fort. Weiter hinten waren noch zwei separate Boxen, die leer waren. Dann kamen einige kleinere Verschläge, die sich noch im ursprünglichen Zustand befanden. Tim wollte diese als Nächstes in Boxen umwandeln. Er geht vorsichtig mit seinem Geld um, dachte Claire erleichtert. Hinten durch ging es zur Futterkammer und Scheune, in der Heu und Stroh lagerte. Ihre Hände brannten immer noch. Zur Anlage gehörte sogar eine kleine Reithalle, die Tim gebraucht gekauft hatte und aufbauen ließ. Sie war gar nicht so klein

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