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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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bist«, mutmaßte er.
    »Eifersüchtig?« Der Gedanke war ihr noch nie gekommen. »Nein, ich mag das Tier einfach nicht.«
    »Und was hast du in diesem Buch nun über Pferde gelesen?«
    »Es ging in diesem Buch nicht um Pferde, sondern um ein Zebra.«
    »Ein Zebra?«
    Sie erzählte ihm von einem Tierpfleger in einem Zoo, der ein Zebra zutraulich machte, indem er es einfach ignorierte.
    Tim schüttelte den Kopf. »Und das hat funktioniert?«
    »Ja, das Tier ließ sich später sogar striegeln.«
    »Und das hast du mit der Stute auch gemacht?«
    »Ja, und es hat geholfen.«
    Tim schüttelte wieder den Kopf.
    »Du bist wirklich manchmal unberechenbar«, sagte er. »Aber es ist ja Gott sei Dank nichts passiert. Du musst mir versprechen, dass du das nie wieder tust,« bat er.
    Claire sah ihn nur stumm an.
    »Claire, ich will nicht, dass du zu dem Tier gehst.«
    »Ach, Tim. Ich glaube, ich kann sie an mich gewöhnen. Und es wäre doch gut, wenn jemand mit ihr zurechtkommt.«
    »Aber nicht du«, sagte er entschieden.
    »Aber sonst ist keiner hier«, argumentierte sie. »Das Tier hat etwas Schlimmes erlebt, wovon es sich nicht erholt hat. Vielleicht gelingt es mir, ihr dabei zu helfen.«
    Dann fiel ihr etwas ein: »Wie heißt sie eigentlich?«
    »Samira«, sagte Tim. »Der Name passt überhaupt nicht zu ihr.«
    »Doch«, widersprach sie. »Er passt supergut.«
    »Lenk nicht ab.«
    Sie grinste und versprach, ihm das nächste Mal rechtzeitig Bescheid zu geben, damit er im Stall bleiben konnte.
    Ihm blieb nichts übrig, als nachzugeben.
    Dass Viktor eine Katze hielt, hatte sie damals auch gewundert. Sie wäre nie im Traum auf die Idee gekommen, dass er Tiere in seiner sterilen Wohnung duldete. Er hatte auch keine wirkliche Beziehung dazu. Hunde waren für ihn › Köter ‹ , vor Fischen im Teich oder Aquarium ekelte er sich. Meerschweinchen ordnete er Ratten zu und Pferde sah er nur als Teil der Nahrungskette. Aber Ascot war ein reinrassiger heller Siamkater. Viktor bekam ihn als noch junges Tier vom Züchter, weil er von seiner Mutter nicht angenommen wurde. Der Züchter wollte nicht einmal Geld dafür. Er nahm ihn mit und päppelte ihn auf. Der Kater gedieh und sah aus wie ein Windhund mit langen, dünnen Beinen und schmalem Rumpf.
    Ascot mochte keine Frauen, wie Viktor ihr sagte. Bei Frauen reagiere er kühl und manchmal sogar aggressiv. Claire hatte keine Angst vor dem Tier, ärgerte sich aber, weil Ascot sie entweder ignorierte oder stundenlang nicht aus den Augen ließ und fixierte. Wenn sie bei Viktor übernachtete, konnte es sein, dass das Tier plötzlich aus einer dunklen Ecke auftauchte und sie anfauchte. Einmal saß sie in Viktors Badewanne, als Ascot plötzlich mit einem Satz aus der Dusche sprang und zur Tür hinauslief. Sie erschreckte sich fast zu Tode.
    Manchmal lag Ascot auch am Fußende auf Viktors Füßen, was sie störte, Viktor aber als ein Zeichen großer Zuneigung deutete.
    Claire dachte insgeheim, dass Viktor nur Ascots reinrassige Herkunft schätzte. Und Ascot umgekehrt Viktors Affenliebe.

10
    D iesmal saß sie neben einer jungen Frau, die sich in einen Roman vertieft hatte. Claire versuchte, ihr Alter zu schätzen. Fünfundzwanzig? Oder sogar jünger? Sie wirkte kein bisschen schüchtern und reiste immerhin alleine. Und sie trug teure Sachen, was sie an ihrer Handtasche sah. Eine echte Vuitton, um die sie sie sofort beneidete. Sie liebte Handtaschen und gab auch viel Geld dafür aus. Aber es gab Grenzen. Und Vuitton war eine Grenze.
    Das Kostüm der jungen Frau stammte von Chanel. Sehr elegant, für sie aber eine Spur zu streng. Auch ihre Schuhe sahen nicht nach Massenware aus. Sie schien keine Geschäftsfrau zu sein, da sie weder Aktentasche noch eine Wirtschaftszeitung bei sich hatte. Wahrscheinlich war sie von zu Hause aus vermögend oder hatte einen Mann mit Geld geheiratet.
    Unvermittelt musste sie an Nina denken, die so ganz anders war. Nina kannte sie nur in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen, die sie tatsächlich trug, bis sie auseinanderfielen. Sie hatte sie noch nie in einem Rock oder Kleid gesehen. Und sie besaß auch keine Handtasche, sondern stopfte sich den Autoschlüssel einfach in die Hosentasche. Nina ging auch nie zum Friseur. Sie schnitt sich ihre Haare selbst, ziemlich kurz, etwas fransig, es sah nicht einmal so schlecht aus. Sie schminkte sich auch nie und fand Lippenstifte grässlich.
    Einmal hatte sie Nina dezent geschminkt. Die Wirkung war verblüffend. Nina sah völlig anders aus,

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