Das irische Erbe
Hand kurz auf ihre.
»Sie bleiben am Ball. Das gefällt mir.«
»Es ist wirklich mein Wunschtraum«, sagte sie. »Und mein Bruder kann weiter mit seinen Pferden arbeiten. Es wäre die perfekte Ergänzung.«
Das Essen war vorzüglich, der Wein, den McConell ausgesucht hatte, exzellent. Sie wurden von einem noch jungen Kellner bedient, der sehr unsicher wirkte. Als er die Käseplatte brachte, überlegte Claire kurz und wollte sich dann ein Stück Camembert nehmen. Aber der Kellner hatte ihr Zögern falsch verstanden und die Platte wieder fortgezogen, sodass der Käse in ihren Schoß fiel. Der junge Mann wurde blass und begann zu stottern. Sofort erschien der Maître und wollte ihn mit einem geflüsterten Befehl fortschicken. Aber Claire stand auf und hielt den jungen Kellner fest und überzeugte den Maître davon, dass es ihr Fehler war.
Die beiden Männer am Nachbartisch blickten zu ihr hin. Rasch setzte sie sich wieder.
»Das finde ich ganz großartig, dass Sie die Sache bagatellisiert haben«, sagte McConell. »Mir ist als junger Kerl etwas Ähnliches passiert. Ich habe auf einem Kreuzer gelernt und bin einer Dame auf den Saum ihres Kleides getreten, der natürlich sofort riss.« Er spielte mit seinem Glas. »Ich bekam vom Oberkellner eine Ohrfeige, aber die Dame nahm mich in Schutz. Nur deshalb verlor ich die Stelle nicht.«
Kurz vor elf Uhr wurde Claire schlagartig müde. McConell erhob sich und holte ihre Jacke. Sie musste zugeben, dass sie einen angenehmen Abend verbracht hatte. Als sie am Nachbartisch vorbeikamen, sahen beide Männer zu ihr hin. McConell hatte seinen Arm um sie gelegt und sie fühlte sich einen Moment unbehaglich.
Sie schwiegen während der kurzen Fahrt. Als sie aber ankamen und er ihr die Tür öffnete, fragte sie vorsichtig: »Wann, glauben Sie, können Sie mir etwas sagen?«
Er nahm ihre Hand.
»Ich habe mich schon entschieden. Ich verkaufe Ihnen das Land.«
Sie sah seinem Wagen hinterher, als er vom Hof fuhr, und blickte zum Steinhaus. Sie hatte es geschafft. Sie würde ein eigenes kleines Hotel haben, das nur ihr und Tim gehören würde. Ein Hotel, das sie nach ihren Vorstellungen einrichten und leiten konnte und das nicht so war wie andere. Ihres sollte etwas ganz Besonderes sein.
Tim saß im Wohnzimmer am Schreibtisch, als sie eintrat. Erleichtert blickte er sie an und sagte: »Gott sei Dank. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Wie ist es denn gelaufen?«
Sie sagte ihm, dass McConell ihnen das Land geben würde.
»Dann kündigst du jetzt?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Ja, ich versuche für übermorgen einen Flug zu bekommen und möchte alles an einem Tag erledigen. Ich muss morgen noch einige Telefonate machen. Und wenn ich wieder da bin, gehen wir zum Notar und setzen den Kaufvertrag auf. Da musst du aber natürlich dabei sein.«
Er lachte und wurde dann ernst.
»Nina hätte sich genauso gefreut wie ich, wenn sie wüsste, dass du hier bist und einsteigst.«
Ja, das wusste sie. Nina war für sie immer wie eine jüngere Schwester gewesen.
Sie sah auf die Uhr. Es würde noch ungefähr zwei Stunden dauern, bis Tim zurück war, und Piet würde erst gegen sechs Uhr kommen, um die Pferde zu füttern.
Sie überlegte, ob es zu gefährlich war, wahrscheinlich schon. Niemand war da, der ihr notfalls helfen konnte. Sie konnte verletzt werden und noch schlimmer. Andererseits würde Tim es nie zulassen, wenn sie ihn vorher fragte, ganz abgesehen davon, dass er ihr so etwas auch nicht zutrauen würde.
Nein, sie würde es besser nicht tun, dachte sie, lief aber hoch und zog sich eine bequeme Jeans, eine Strickjacke und Turnschuhe an. Dann steckte sie ein Taschenbuch in den Hosenbund, füllte ihre Tasche mit Brotkrumen und ging hinaus.
Im Stall war es ruhig. Sie ließ die Tür einen Spaltbreit auf und ging leise nach hinten durch. Die Stute hob sofort den Kopf und wich zurück. Sie zögerte einen Moment, ging dann in die leere Nachbarbox und kletterte auf den Mauervorsprung, in den der Futtertrog eingelassen war. Sie wartete, aber die Stute hatte sie bemerkt, denn sie schnaubte laut mit hoch erhobenem Kopf. Rasch kletterte sie über die Boxenwand und hockte sich wieder hin. Auch in der Box der Stute gab es den Mauervorsprung. Die Stute machte einen Satz, drängte sich gegen die Tür und begann zu zittern. Claire wartete und setzte sich dann langsam mit angezogenen Beinen neben den leeren Trog. Vorsichtig zog sie das Buch unter der Strickjacke hervor und schlug es auf. Die Stute blieb
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