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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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fertig waren, gab sie ihm die Schlüssel.
    »Und Sie gehen also nach Irland?«, fragte er interessiert.
    »Ja«, bestätigte sie.
    »Irland ist sehr schön«, begann er. »Ich war schon einige Male dort. Wunderschöne Landschaft, freundliche Leute.«
    Er nickte zu seinen Worten.
    »Dort können Sie wirklich einmal ausspannen.«
    Dann trat er einen Schritt auf sie zu und senkte zu ihrem Erstaunen die Stimme.
    »Sie sind natürlich noch jung, aber lassen Sie sich von einem Mann mit Erfahrung sagen, dass es manchmal besser ist, nicht alles bis ins Letzte auszuloten. Sie sind ziemlich blass. Vielleicht sollten Sie einfach mal versuchen, sich anderen Dingen zu widmen. Lesen, Musik hören, sich auf sich selbst besinnen und so was.«
    Sie starrte ihn entgeistert an.
    »Egal, ob es ein Max, Viktor, Conrad oder Ole ist. Es ist im Grunde doch immer das Gleiche. Versuchen Sie, sich von Ihrem Tim nicht gleich so vereinnahmen zu lassen. Denken Sie an sich.«
    »Tim ist mein Bruder«, sagte sie irritiert.
    »Ja, ja«, der Makler lächelte. »Ich glaube, Sie verstehen mich.«

    Dann fuhr sie ins Büro. Sie war ein wenig nervös, obwohl es dazu keinen Anlass gab. Im Gegenteil. Sie würde nie wieder dorthin gehen müssen. Jetzt erst wurde Claire bewusst, wie ungern sie in letzter Zeit zur Arbeit gefahren war. Sie parkte auf dem Parkplatz zwischen Patricias Golf und Pessoas Sportwagen.
    Der Golf war für Patricia ein Muss gewesen. Zwei Tage nach ihrer Anstellung fuhr sie damit vor, stolz, als habe sie eine Riesenleistung vollbracht.
    Jetzt öffnete sie bei ihrem Eintritt erstaunt den Mund und fragte verblüfft: »Was machen Sie denn hier?«
    Claire gab ihr hierauf keine Antwort und sagte nur: »Ich muss mit Herrn Pessoa sprechen. Ist er in seinem Büro?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob er Zeit hat«, sagte sie mit verkniffenem Gesicht, griff dann aber zum Telefon und fragte nach. Befriedigt legte sie den Hörer wieder auf und sagte: »Er ist immer noch in einer Besprechung, da werden Sie wohl warten müssen. Wenn Sie möchten, können Sie sich ja einen Kaffee holen«, fügte sie boshaft hinzu.
    Claire verzichtete und setzte sich auf einen der Besucherstühle. Sie blätterte in einem der Magazine und beobachtete heimlich Patricia, die lustlos an einem Rundbrief arbeitete. Sie tippte, korrigierte, tippte weiter und blätterte dann in ihrem privaten Terminkalender. Dann blickte sie wieder auf den Bildschirm, auf die handgeschriebenen Notizen Pessoas, der keine Diktiergeräte mochte, und tippte wieder, bevor sie aufhörte und ihre Nägel betrachtete.
    Claire wartete eine halbe Stunde und war sich sicher, dass Pessoa das absichtlich machte. Außerdem waren keine Stimmen aus dem Büro zu hören. Nach weiteren zehn Minuten stand sie auf und sagte: »Bitte fragen Sie noch einmal nach. Ich habe ein wenig Eile.«
    Patricia dachte nicht daran.
    »Sie werden sich noch etwas gedulden müssen«, sagte sie, ohne aufzusehen. Claire reichte es. Sie ging auf die Tür zu, klopfte und trat ein. Pessoa saß an seinem leeren Schreibtisch vor dem flackernden Bildschirm. Er war alleine.
    »Was fällt Ihnen ein?«, schnappte er.
    »Sie ist einfach an mir vorbeigelaufen«, sagte Patricia atemlos.
    Wie im Film, dachte Claire flüchtig.
    »Ich muss Sie sprechen«, sagte sie. »Es dauert auch nicht allzu lange.«
    Patricia stand immer noch neben ihr.
    »Okay, Patricia, Sie werden im Moment nicht gebraucht.«
    Patricia starrte ihn an und schien etwas entgegnen zu wollen. Aber dann ging sie wortlos und zog die Tür hinter sich zu. Oha, das Verhältnis schien sich etwas abgekühlt zu haben.
    »Also, was ist los?«
    Wieder der spöttische Ton. Er bot ihr noch nicht einmal einen Stuhl an.
    »Ich möchte kündigen. Fristlos, wenn es geht.«
    Sie wartete.
    »Okay«, er lehnte sich zurück. »Ich lasse Ihre Papiere fertig machen und schicke sie Ihnen zu.«
    Natürlich fragte er nicht, wieso.
    »Hier«, sie reichte ihm einen Zettel. »Das ist meine neue Anschrift.«
    »Gut«, er legte den Zettel vor sich und sah sie fragend an. »War es das?«
    Einen winzigen Moment verspürte sie Ärger, der aber gleich wieder verflog.
    »Ja, das war alles. Wünschen Sie eine Übergabe oder gibt es noch etwas, was Sie zu meinem Aufgabengebiet wissen möchten?«
    Er schwieg einen Moment und fragte dann unvermittelt: »Wieso dachten Sie, ich hätte keine Erfahrung? Sie kannten mich doch nicht einmal.«
    Sie war perplex.
    »Ich bin nicht direkt von der Uni gekommen, sondern habe ein Jahr

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