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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Kerl, dachte sie. Es war sicher nicht einfach für ihn. Wahrscheinlich wurde er wegen seiner Akne oft gehänselt.
    Sie nannte ihm ihre Kontonummer und er sah auf den Bildschirm. Dann pfiff er einmal, räusperte sich aber schnell.
    »Schönes Stück Geld«, sagte er anerkennend. »Sie haben einen Aktienfond und zwei Tagesgeldkonten.«
    »Ja«, sagte sie und wurde zunehmend nervös, als sie Viktors Stimme wieder auf dem Flur hörte.
    »Den Aktienfond würde ich auf gar keinen Fall verkaufen«, sagte er nun. »Der Kurs ist zwar im Moment sehr hoch, aber er wird noch weiter steigen. Wollen Sie nicht noch etwas warten?«
    »Nein«, sie schüttelte den Kopf.
    »Und wo soll es hingehen?«
    »Auf ein Girokonto, abrufbar«, sagte sie. Er begann einiges auszudrucken und legte ihr dann die Formulare vor.
    »Wirklich schade, dass Sie nicht länger warten können mit dem Fond. Ihnen geht dadurch wahrscheinlich ein schönes Stück Geld verloren.«
    Bevor sie etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und Viktor sah sie verwundert an.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er.
    »Ich löse meine Konten auf«, sagte sie verärgert. Wieso bekam er immer alles mit?
    »Wir sprachen gerade von ihrem Aktienfond und ich wies sie darauf hin, dass der Kurs noch weiter steigen werde. Aber sie will jetzt verkaufen«, mischte sich Pickelgesicht ein.
    »Lass uns einen Moment alleine«, sagte Viktor und Pickelgesicht stand anstandslos auf und verließ das Büro.
    »Was soll das? Du kannst doch nicht so töricht sein, tatsächlich alles aufgeben zu wollen.«
    Töricht. Seltsame Wortwahl, sogar für Viktor, der sich gerne gewählt ausdrückte.
    »Doch, ich habe mich dazu entschlossen, wobei dich das aber nichts mehr angeht.«
    »Claire«, seine Stimme wurde sanft.
    »Lass uns doch in Ruhe reden. Wenn du noch nicht heiraten willst, dann ist das okay. Dann warten wir eben. Obwohl ich es einfach vernünftiger finde, wenn man seine Kinder früh bekommt. Ich dachte …«
    Sie unterbrach ihn: »Ich will keine Kinder und von dir erst recht nicht. Wir haben uns getrennt. Vielleicht hörst du endlich auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen.«
    Er wich zurück. »Du willst also wirklich rübergehen und ein Hotel führen.« Das Wort › Hotel ‹ sprach er so abfällig aus, als rede er von einem Bordell.
    »Ja, das will ich«, sagte sie ruhig.
    Viktors Hände waren plötzlich zu Fäusten geballt.
    »Du wirst scheitern«, er sah sie verächtlich an. »Du wirst in spätestens drei Monaten wieder hier sein. Du bist nicht in der Lage, ein Hotel zu führen und Verantwortung zu übernehmen. Du wirst alles verlieren. Komm dann aber bloß nicht zu mir.«
    Aber genau das wollte er. Dass sie zu ihm zurückkehrte. Zu Kreuze kroch.
    »Ich möchte den Aktienfond verkaufen«, sagte sie, ohne auf seine Worte einzugehen. »Der Betrag soll meinem Girokonto gutgeschrieben werden. Und ich habe es ein wenig eilig, weil ich heute noch zurück muss.«
    Er wurde weiß vor Wut und für einen Moment bekam sie Angst.
    »Wie du willst«, sagte er mühsam beherrscht. »Mein Kollege wird das Ganze für dich abwickeln.«
    Er drehte sich um und ging, und sofort tauchte der junge Mann wieder auf, ihr einen neugierigen Blick zuwerfend. Er setzte sich wieder hin, erledigte alles und sagte kein einziges Wort. Aber er beobachtete sie aus den Augenwinkeln, was sie zunehmend nervte. Da hatte sie ihm ja einen feinen Gesprächsstoff geliefert. Das würde er sicher sofort seiner Freundin erzählen. Wenn er eine hatte. Oder seinem Freund, wenn er schwul war. Oder seiner Mutter, wenn er noch zu Hause wohnte. Und er würde sicher Viktor eine ganze Zeit lang fragend ansehen. Aber Viktor würde ihm natürlich nichts anvertrauen. Er war ja so diskret. Es sei denn, er inszenierte eine Verlobung vor Freunden.
    Sie atmete tief durch. Auch seine Freunde Max und Lena musste sie nicht mehr sehen. Ob er mit ihnen über sie sprach? Er würde sie sicher davon in Kenntnis setzen, dass sie sich getrennt hatten. Und Lena würde sofort ihren Bekanntenkreis durchforsten auf der Suche nach einer passenden Frau für ihn.
    Als sie die Bank verließ, sah sie Viktor nicht mehr. Erleichtert stieg sie in ihren Wagen und blieb einen Moment sitzen. Jetzt hatte sie alle Brücken endgültig hinter sich abgebrochen. Etwas Neues würde beginnen.

    Im Flugzeug fiel alles von ihr ab. Diesmal war der Platz neben ihr leer. Sie lehnte sich zurück und bestellte sich einen Drink. Den hatte sie sich jetzt verdient. Sie war müde

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