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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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in der ersten Stunde.«
    Tim mischte sich ein.
    »Das kannst du vergessen«, sagte er. »Ich habe es auch schon versucht.«
    »Nein, nein, ich schätze sie als einen Profi ein. Sie weiß, dass ich recht habe. Auf Dauer kommt sie ums Reiten nicht herum.«
    Was er sagte, stimmte. Es wäre für ihre Gäste wirklich seltsam, wenn sie mit Pferden nichts zu schaffen hätte.
    Claire schluckte. Scabri war riesengroß. Wenn sie herunterfiel, konnte sie sich sonst was brechen. Und reiten lernen wollte sie sowieso nicht. Dazu würde sie in Zukunft auch gar keine Zeit haben. Reichte es denn nicht, wenn sie die Tiere auseinanderhalten konnte? Und wenn sie wusste, wie sie so waren?
    »Niemals«, sagte Tim und lachte. »Sie ist total unsportlich.«
    Das stimmte einfach nicht. Sie war eine Zeit lang gelaufen und als Kind war sie immer gerne geschwommen. Dass sie im Moment keinen Sport trieb, hatte eben seine Gründe. Zeitmangel und so.
    »Sie ist einfach nicht der Typ. Oder kannst du sie dir in verschwitzten Reithosen und schlammverkrusteten Stiefeln vorstellen?«
    Das reichte. Was hieß hier, sie sei nicht der Typ? Entschlossen stellte sie sich neben das Pferd, setzte zaghaft ihren Fuß in den Steigbügel, griff mit der rechten Hand an die Sattelkante und stieß sich mit Schwung ab. Mit zu viel Schwung, um ein Haar wäre sie auf der anderen Seite wieder hinuntergefallen. Aber sie blieb oben und rutschte in den Sattel. Der Blick nach vorne, auf den unendlich langen Hals des Tieres, machte sie wieder unsicher. Krampfhaft griff sie nach den Zügeln.
    »Alle Achtung«, murmelte Tim.
    »So, jetzt die Füße in die Steigbügel.«
    Alex hielt ihr die Steigbügel hin, aber sie waren viel zu lang. Er passte sie an und führte sie dann auf den Sandplatz. Dort erklärte er ihr, wie sie die Zügel halten musste, und hakte die Longierleine ein. Als er schnalzte, trat das Pferd sofort los.
    »Ganz gerade sitzen und locker bleiben.«
    Er korrigierte ihre Beinhaltung und sie versuchte, alles zu beherzigen. Aber sie fand es unmöglich, den Absatz nach unten zu drücken und gleichzeitig schwer sitzen zu bleiben. Die schaukelnde Bewegung des Tieres aber war nicht unangenehm, nach einer Weile spürte sie den Takt der Tritte. Der Hals war immer noch lang und sie fand es lustig, wie er nach rechts und links schwenkte, so als wolle sich das Tier damit ausbalancieren.
    »Absätze tief«, sagte Alex wieder und sie versuchte, ihre Beine lang zu machen.

    Nach einigen Runden erklärte er ihr, wie sie antraben sollte.
    Unsicher sah sie zu ihm hin.
    »Kommen Sie, versuchen Sie es einfach mal. Scabri ist brav und er kann nicht weglaufen.«
    Vorsichtig, als habe sie Angst, ihm wehzutun, drückte sie mit den Absätzen gegen die Flanken.
    »Darüber lacht er nur«, sagte Alex grinsend. Tim nickte bestätigend.
    Sie versuchte, stärker zu drücken, und tatsächlich, das Tier setzte sich in Bewegung. Sie rutschte unruhig hin und her und versuchte, sich am Zügel festzuhalten.
    »Nicht am Zügel ziehen«, sagte Alex sofort. »Und die Hände tief lassen und ruhig halten.«
    Sie versuchte es und konnte allmählich etwas besser sitzen. Aber das bequeme Schaukeln von vorhin war zu einem hämmernden Rhythmus geworden, der sie immer wieder ein wenig aus dem Sattel hob. Dann erklärte Alex ihr, wie man leicht trabte.
    »Okay, versuchen Sie es. Abwechselnd aufstehen und wieder hinsetzen.«
    Sie kam zuerst nicht hoch und als sie endlich oben war, wurde sie wieder nach unten gezogen und fiel hart zurück in den Sattel.
    »Die Beine lang machen und schwer auf dem Gesäß sitzen bleiben«, sagte er sofort. »Und die Hände ruhig, schön vor dem Bauch hertragen.«
    Alles gleichzeitig zu machen, ging einfach nicht. Ihre Hände führten ein Eigenleben, ihre Beine schlackerten und ließen sich nicht kontrollieren und ihr Oberkörper wurde hin und her geworfen. Und wie sollte sie schwer auf dem Gesäß sitzen bleiben, wenn sie abwechselnd aufstehen sollte? Sie überlegte, ob sie sich an dem Riemen vorne festhalten sollte. Wie hatte er ihn genannt? Anfängerriemen. Nein, lieber nicht. Vorsichtig zog sie die Beine etwas an, um sich besser halten zu können.
    »Beine lang machen«, riefen beide Männer wie aus einem Mund.
    Nach zehn Minuten wollte Alex Schluss machen und erklärte ihr, wie sie absteigen sollte. Aber sie blieb sitzen, lächelte hoheitsvoll und sagte: »Wir haben wohl etwas vergessen.«
    Alex sah sie überrascht an.
    »Vergessen?«
    »Ja, die ganzen Paraden.«

12
    T im

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