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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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wollte die Verschläge zwischen den Stallungen und der Scheune in kleinere Boxen umbauen. Er war der Ansicht, dass sie unbedingt einige Ponys brauchten. Für die Kinder. Sie stimmte zu und gab zu bedenken, dass der eine oder andere Gast vielleicht sein eigenes Pferd würde mitbringen wollen. Auch dafür musste Platz sein.
    Tim war begeistert und besprach sich mit Piet, und am nächsten Tag kamen zwei Männer mit einem Lieferwagen, auf dessen Ladefläche Holzplanken, Eisengitter, verschweißte Stahlrohre und verzinkte Futtertröge lagen. Den Rest des Tages war Gehämmer zu hören und hin und wieder eine Männerstimme.
    Mittags wollte Claire kurz in die Stadt fahren. Alex hatte ihr einen Laden empfohlen mit einer großen Auswahl an Dekorations- und Gardinenstoffen. Sie wollte sich ein wenig umsehen und inspirieren lassen. Aber als sie den Wagen aufschließen wollte, bemerkte sie, dass der linke Vorderreifen platt war. Verdammt. Sie wollte wieder zurück ins Haus, als sie sah, dass der linke Hinterreifen ebenfalls platt war. Ein ungutes Gefühl beschlich sie und sie ging langsam um den Wagen herum. Bei dem rechten Hinterreifen konnte sie noch das Einstichloch sehen, der Vorderreifen wies sogar zwei Löcher auf. Einen Moment kroch Angst in ihr hoch, dann wurde sie wütend und stürmte in den Stall zu Tim.
    Ihr Bruder fütterte gerade. Sie sagte ihm, dass jemand die Reifen zerstochen haben musste.
    »Alle vier.«
    »Mist«, fluchte er und kippte Esquire ein Maß Hafer in den Trog. Claire blieb etwas zurück, weil die Stute futterneidisch war.
    »Und jetzt?«, fragte sie aufgebracht. Tim schloss die Boxentür.
    »Ich rufe Piet an, er kann neue mitbringen und aufziehen.«
    »Wer kann das getan haben?«, fragte sie ratlos.
    Tim zuckte mit den Schultern und drückte Scabri etwas zurück, um an den Trog zu gelangen.
    »Keine Ahnung. Vielleicht sollten wir abends das Tor schließen.«
    Das zweiflügelige Tor stand immer offen.
    »Ja, das wäre wohl gut.«

    Immer noch verärgert verschob Claire ihre Fahrt in die Stadt.
    Sie trödelte ein wenig herum und ging dann wieder in den Stall. Esquire stand mit geschlossenen Augen vor dem saubergeleckten Trog. Ihr Fell glänzte wie immer. Tim kam dazu und sie fragte: »Wie oft müssen Pferde eigentlich geputzt werden?«
    »Eigentlich jeden Tag«, er lockerte mit einer Gabel das Stroh auf, winzige Strohhalme wirbelten durch die Luft.
    »Warum putzt du Esquire nicht? Sie ist lammfromm und bleibt stehen.«
    »Du meinst, ich soll in die Box reingehen?«, fragte sie zögernd.
    Tim stemmte die Hände in die Hüften.
    »Jetzt sag nicht, dass du dich nicht traust. Zu Samira bist du doch auch gegangen und die ist wirklich gefährlich.«
    Sie nickte.
    »Okay, ich ziehe mich um.«
    Sie wollte sich schon abwenden, als ihr noch etwas einfiel: »Heute Nachmittag kommt der Architekt. Ich möchte, dass du dabei bist.«
    »Schon gut«, brummte Tim.
    Sie schlüpfte in alte Sachen und band sich die Haare zusammen. Esquire stand an der Boxentür, als erwarte sie sie bereits. Tim kam mit zwei Bürsten.
    »Komm, ich zeige es dir.«
    »Aber eigentlich sieht sie doch geputzt aus«, sagte sie fragend.
    »Ja, sie ist ausgesprochen pflegeleicht. Aber beim Putzen geht es nicht nur um die Reinigung, sondern auch um die Massage. Die Pferde genießen das und es fördert die Durchblutung der Haut.«
    Er rieb mit einem Gummistriegel über das Fell, winzige Schuppen und getrocknete Mistpartikel lösten sich.
    »Beim Putzen wird der abgesonderte Talg der Haut über das ganze Haarkleid verteilt«, fuhr er fort. »Davon kommt der Glanz. Also, du arbeitest mit dem Striegel vor, um den schlimmsten Schmutz oder Schweiß zu lösen. Dann gehst du mit der Kardätsche über das Fell, immer in Richtung des Strichs. Lange, runde Striche unter leichtem Druck. Die Kardätsche wird dann am Striegel abgestrichen.«
    Andächtig sah sie ihm zu.
    »Jetzt du«, er reichte ihr den Striegel und die Kardätsche und sie rieb vorsichtig über das Fell.
    »Etwas energischer«, wies Tim sie an.
    »Ist die Bürste nicht zu hart?«, fragte sie.
    »Nein, keine Angst. Wenn was ist, rufst du mich.«
    Damit verschwand er.
    Mit zunehmendem Eifer ging sie über die Flanken, den Rücken und die Kruppe und Esquire blieb mit geschlossenen Augen stehen und gab hin und wieder kleine Grunzlaute von sich. Die Kardätsche hinterließ glänzende Bahnen auf dem leuchtenden Fell. An den Beinen war sie vorsichtiger, die Hinterbeine ließ sie vorerst aus. Zum Schluss

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