Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
Vom Netzwerk:
Wirklich hohe Hortensienbüsche. Der erste Eindruck soll fröhlich sein, farbig. Und der Kies passt dazu.«
    »Ich könnte mir schöne Pflastersteine vorstellen, die auch ein wenig den altertümlichen Charakter unterstreichen würden«, überlegte er laut.
    »Nein, das geht nicht wegen der Pferde«, erklärte sie. »Der Boden darf nicht zu hart sein. Das ist schlecht für deren Gelenke.«
    Wie fachmännisch sich das anhörte. Tim hatte erst kürzlich davon gesprochen.
    »Ich werde einen Gärtner vorbeischicken, der sehr gut arbeitet und nicht zu teuer ist«, schlug Ben Hastings vor. »Vielleicht können Sie auf dem See Boote anbieten«, fuhr er zögernd fort. »Soviel ich weiß, hat der vorherige Pächter aufgehört, weil er nach einem Sturz längere Zeit krank war. Die Boote könnten Sie sicher preiswert übernehmen.«
    »Gute Idee«, stimmte sie zu. »Ich muss das aber noch mit meinem Bruder besprechen und wir müssen uns die Boote ansehen.«
    Er notierte etwas und sah dann hoch.
    »Ich habe jetzt alles zusammen und kann einen ersten Entwurf machen. Gibt es noch etwas, was ich beachten soll?«
    Sie überlegte.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Okay. Für die moosbedeckte Treppe des Steinhauses bringe ich Ihnen das nächste Mal etwas mit.«
    »Danke«, sagte sie überrascht.
    Er gab ihr seine Karte und sagte, sie solle anrufen, wenn es noch etwas gebe.
    Sie sah seinem Wagen nach, unschlüssig, wie sie ihn einschätzen sollte. Von Alex wusste sie, dass er längere Zeit in Deutschland wegen einer Frau gewesen war. Aber er trug keinen Ehering. Vielleicht lebte er mit ihr zusammen, ohne verheiratet zu sein.
    Was zum Teufel hatte er nur gegen sie? Er schien kein Schwätzer zu sein, wieso hört er dann auf Geschwätz?
    Dann ärgerte sie sich über sich selbst. Warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Es konnte ihr letztlich egal sein. Seltsam, dass er fast perfektes Deutsch sprach. Nur hin und wieder kam ein leichter Akzent durch.
    Er würde schon in Ordnung sein, beruhigte sie sich. Alex kannte ihn schließlich.
    Sein Vorschlag für den Anbau an das Gesindehaus war gut. Eine Außentreppe war keine schlechte Idee. Sie hätte einen separaten Eingang und ihre eigene Wohnung. Sie würde den Vorschlag später auf jeden Fall aufgreifen.
    Aber sie würde auch noch einmal mit Alex über ihn reden.

    Diesmal war Tim da, aber sie sagte ihm dennoch nicht, was sie vorhatte. Er würde sich nur unnötig aufregen. Sie schlich in den Stall, ließ das Tor offen und ging langsam nach hinten durch. Samira hatte den Kopf erhoben und schien zu horchen. Claire murmelte beruhigende Worte und öffnete leise die Boxentür.
    Die Stute stand in die Ecke gedrängt und schnaubte laut. Sie schloss die Tür und blieb stehen. Samira senkte den Kopf, schnupperte kurz am Heu und scharrte dann mit einem Bein.
    »Na, komm«, murmelte sie und blieb unbeweglich stehen. Die Stute schien zu überlegen, ihre Ohren schnellten vor und zurück. Claire wartete geduldig. Dann kam das Tier zögernd, Schritt für Schritt, auf sie zu. Sie ließ sich von ihr beschnuppern und hielt ihr die Kardätsche hin, die sie kurz mit ihrem Maul anstupste. Zaghaft berührte das Tier mit der Oberlippe ihre Hand und wanderte dann den Arm hoch bis zu ihrer Schulter.
    Sie zog ein Stück Brot aus der Tasche und legte es auf ihre Hand. Die Stute nahm es zwischen die Lippen, kaute darauf herum und hob den Kopf und zeigte Claire ihre gelblichen Zähne. Als sie fertig war, stupste sie Claire an, und sie berührte sie vorsichtig mit der Kardätsche am Hals. Das Tier blieb ruhig stehen. Vorsichtig begann sie den Hals der Stute zu bürsten und ließ sie gleichzeitig an der anderen Hand schnuppern. Langsam tastete sie sich weiter nach hinten. Hin und wieder zuckte das Fell, als wolle das Tier eine lästige Fliege verscheuchen. Sie ging behutsam über ihre Vorderbeine und über den Bauch, an dem das Fell allmählich verblasste. Und Samira blieb regungslos stehen und begann an den Resten Heu zu knabbern.
    Sie konnte auch die andere Seite putzen, ließ die Hinterbeine aber vorerst aus. Das Fell war ziemlich verklebt und lange Zeit nicht mehr gereinigt worden. Beim nächsten Mal würde sie einen Striegel benutzen müssen.
    Als sie fertig war, berührte sie das Tier am Kopf und ging vorsichtig mit der weichen Bürste über die Stirn. Zufrieden streichelte sie sie, als Tim leise rief.
    »Ja, ich bin hier«, antwortete sie. Tim kam langsam etwas näher, blieb aber in einiger Entfernung stehen.

Weitere Kostenlose Bücher