Das irische Erbe
einmal nachhaken, sobald er zurück ist. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.«
Dann kam sie auf ihr Pferd zu sprechen und Tim erklärte sich bereit, es bei sich unterzustellen.
»Aber du musst das Futter bezahlen und beim Ausmisten helfen«, sagte er ernst und Claire dachte wieder, wie erwachsen er doch geworden war.
Jennifer fuhr gegen zehn Uhr. Als sie fort war, sagte Tim: »Obwohl sie ganz anders aussieht, erinnert sie mich ein wenig an Nina.«
»Ja«, stimmte sie sofort zu. »So ergeht es mir auch.«
Während Tim noch einmal nach den Pferden sah, ging Claire hinüber ins Steinhaus, in der Hoffnung, dass die Arbeiter weitergekommen waren. Aber der Durchbruch war immer noch nicht geschafft, das Loch nur geringfügig größer.
15
C laire saß in der Küche und trank Kaffee, als der blaue Bus durch die Einfahrt fuhr. Nur zwei Männer stiegen aus. Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. Was zum Teufel hatte Hastings vor? Wollte er sie ruinieren? Unlustig räumte sie die Küche auf und rief dann in seinem Büro an, ohne große Hoffnung, jemanden zu erreichen. Aber die Blondine war da.
»Hallo«, meldete sie sich und Claire sah ihren kaugummikauenden Mund vor sich.
Sie sagte, sie müsse dringend mit Ben Hastings sprechen.
Wer denn da sei, wollte sie wissen.
Eine unzufriedene Kundin, sagte Claire bissig.
Einen Moment Schweigen, dann sagte das Mädchen, er sei aber nicht da.
Claire atmete einmal tief durch und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. Sie fragte, wie sie ihn denn erreichen könne. Aber die Blondine sagte nur, er sei im Ausland auf Dienstreise und sie wisse nicht, wann er zurückkomme.
Claire hätte sie am liebsten angebrüllt, ging aber davon aus, dass das zu nichts führen würde. Mit ruhiger Stimme fragte sie nach der Nummer seines Mobiltelefons. Wieder schwieg das Mädchen einen Moment, als müsse sie sich eine Ausrede einfallen lassen. Dann sagte sie gelangweilt, er habe keine Nummer dagelassen und legte auf. Claire kochte vor Wut, knallte den Hörer auf die Gabel und versuchte, Hastings noch einmal auf seiner privaten Nummer zu erreichen, aber niemand hob ab.
Sie wusste, dass sie jetzt keine Ruhe haben würde. Sie musste irgendetwas tun. Kurzentschlossen stieg sie in ihren Wagen. Als sie aus der Toreinfahrt fuhr, fiel ihr ein, dass sie Tim nicht gesagt hatte, was sie vorhatte. Aber was hatte sie denn vor? Sie überlegte kurz und entschied dann, einfach zu Hastings Büro zu fahren. Dann konnte sie immer noch sehen, was sie tun konnte.
Sie versuchte, sich zu beruhigen, ärgerte sich aber über einen Mann, der die Straße überquerte und sich dabei Zeit ließ. Was fiel ihm ein? Und dann grinste er sie auch noch an.
In Gedanken versunken, fuhr sie auf der rechten Seite und wechselte erst hastig, als ein Wagen entgegenkam und die Lichthupe betätigte. Genervt kam sie vor Hastings Büro an. Eine üppige Brünette stieg gerade in ihren Wagen. Claire bremste hinter ihr und wartete, um ihren Parkplatz zu übernehmen. Aber der Wagen rührte sich nicht. Sie fuhr einen halben Meter vor und sah dann, dass die Fahrerin telefonierte. Konnte sie das nicht zu Hause tun? Sie wartete weiter, aber der Wagen blieb stehen. Zornig fuhr sie wieder an und parkte in einer Seitenstraße. Als sie zurückkam, war der Wagen verschwunden. Blöde Kuh.
Sie stieg die beiden Stufen hoch und wollte gerade auf die Klingel drücken, als sie eine Frauenstimme aus dem Büro hörte. Aha. Sie klingelte und wartete. Sofort verstummte die Stimme. Niemand öffnete die Tür. Was sollte das? Wieder klingelte sie. Nichts. Sie wurde wütend und hätte am liebsten gegen die Tür getreten. Dann ging das Telefon, und sofort wurde abgehoben und sie konnte eine flüsternde Stimme vernehmen. Sie wartete weiter. Nichts. Entmutigt gab sie auf. Die ohnehin schon nicht sehr arbeitswillige Blondine würde sie nicht einlassen. Sie wandte sich ab und ging zurück zum Wagen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie noch, dass sich die Gardine bewegte. Das war wirklich das Letzte. Sie würde Hastings gründlich ihre Meinung sagen.
Claire stieg nicht in den Wagen. So frustriert wollte sie einfach nicht nach Hause fahren. Sie konnte vielleicht irgendwo einen Kaffee trinken. Aber dann sah sie neben dem Café einen kleinen Friseursalon. Genau, ihre Haare mussten geschnitten werden. Und es täte ihr sicher auch gut, sich ein wenig verwöhnen zu lassen.
Eine Wolke Parfüm umfing sie und erinnerte sie spontan an die Friseurbesuche ihrer Mutter,
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