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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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sicher?«
    »Herbert, glaubst du, ich kenne Coen nicht? Er führt uns zu Zorro. Du wirst es ja sehen. Wir werden die Rotte ein für alle Mal ausheben.«
    Der Chauffeur konnte kein Wort mehr aus ihm rausholen. Er vermisste Isaac. Isaac hatte niemals in einem Wagen des First Deputy Trübsal geblasen. Brodsky fühlte sich nicht wohl dabei, einen gojischen Harvard-Inspektor zu fahren. Er setzte Pimloe in der Jane Street ab.
    »Herbert, Coen bringt uns zu ihm, das schwöre ich dir.«
    Pimloe entließ ihn mit einem schwachen Nicken. Odette vernebelte seinen Verstand. Er stolzierte zu ihrer Tür und drückte auf eine ganze Reihe von Klingeln. »Fotze«, sagte er; er verfiel in Isaacs Idiom. Er kam nicht in das Gebäude rein. Odettes Wirtin gaffte ihn durch die Tür an. Er zeigte ihr die Zacken seines Dienstabzeichens. »Offizielle Angelegenheiten«, formte sein Mund durch das Glas, und seine Lippen beschlugen die Tür. Die Wirtin schob den Riegel zurück; Pimloe quetschte sich rein. Isaacs süßes Lächeln fehlte ihm, doch eine Wirtin der Jane Street konnte selbst er in die Tasche stecken. »Madam«, sagte er und kramte seine halblaute Harvard-Stimme mit den Untertönen hervor, »ist die Schauspielerin da?«
    »Sie ist oben.«
    »Ist sie zu schüchtern, um auf den Summer zu drücken?«
    »So ist die Hausordnung. Ist dies ein Frühstücksbesuch? Fremden Männern ist in meinem Haus vor elf kein Zutritt gestattet.«
    »Kein Grund zur Sorge, Madam.« Er drückte ihr eine alte Lizenz in die Hand. »Meine Nummer steht auf der Rückseite. Sie können meinen Vorgesetzten anrufen, den First Deputy Commissioner.«
    Die Vermieterin hastete auf ihre Wohnung im Kellergeschoss zu, Pimloes Karte fest in ihre Hand gekrallt, und Pimloe stieg die Treppe hoch. Das war kein Klinkenputzen für den First Deputy; ihm ging es um die Spalte unter Odettes Wollpullover, die Feuchtigkeit ihres Bauchnabels, ihre Art, Männer böse anzusehen. »Ausgerechnet ich muss einer Lesbe verfallen«, murmelte er auf der Treppe. Sie kam erst zur Tür, als er »Odette, Odette« ins Schlüsselloch rief.
    »Ich bin’s, Herbert. Es ist an der Zeit für eine Konferenz. Lass mich rein.«
    Pimloe lächelte, als das Schloss klickte, aber sie hängte die Türkette nicht aus.
    »Deine Konferenz können wir gleich hier abhalten«, sagte sie. »Spinnst du, Odile? Ich bin Herbert Pimloe, nicht einer der Trottel deines Onkels. Ich habe ein Dienstabzeichen mit einem Stern oben drauf. Ich flüstere nicht in einem Treppenhaus mit Mädchen.«
    »Dann sprich eben laut«, sagte sie.
    Pimloe hätte die Kette mit einem Daumen wegschnippen können, aber er wollte für Odette leiden. Er sah den Umriss ihrer Nase, zwei Lippenhälften und einen Kinnansatz.
    »Odile, lass mich einen Moment rein. Ich lasse auch meine Hände an der Tür.«
    »Odile bin ich nur für meine Freunde, Inspektor.«
    Pimloe schlug mit seinen Knöcheln gegen die Kette, um für Odette den Inspektor zu spielen.
    »Wo ist Zorro?«
    »Für wie blöd hältst du ihn? César würde nie hierherkommen. Aber ich hatte einen anderen Besucher.«
    »Wen?«
    »Den Chinesen. Er hat meine Strumpfhalter gestohlen, während ich in der Stadt war.«
    Pimloe konnte das Schrumpfen in seiner Unterhose spüren; bei der ersten Erwähnung von Chino Reyes war er dahingeschwunden. Er trug keinen Revolver im Gürtel. Seine Smith & Wesson war gewöhnlich in einer Schublade eingeschlossen, denn er zog es vor, sich nicht mit einer Handfeuerwaffe zu belasten. Ihm war nicht klar gewesen, dass der Chinese bei Odette Feuertreppenprivilegien genoss. Er wollte nicht auf der Treppe mit César Guzmanns Schützen zusammenstoßen. Daher wedelte er mit mattem Finger Good Bye und war schneller auf der Straße, als Odette ihre Tür schließen konnte.
3
    Auf der Fifth Avenue trug Coen Fischgrät und knallrote Socken. Er ging durch den Park, ohne einen Blick auf die Ziegelfassaden ringsrum zu werfen. Coen schauderte vor der East Side. Zu Zeiten seiner Ehe, als er gerade die Naive aus einem Broadway-Musical bewacht hatte, ein leichtsinniges Mädchen mit schwachen Knöcheln und einer Liste von großtuerischen Freiern, war Coen von dem Produzenten der Show aufgelesen worden. Er wurde zum festen Bestandteil der Entourage des Produzenten und ging mit oder ohne die Naive in dessen Penthouse an der Fifth Avenue ein und aus. Coen führte seine Muskeln vor, zeigte seine Narben und sein goldenes Abzeichen, erzählte Geschichten über grässliche Kindermörder und

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