Das Isaac-Quartett
es im Verlauf des Jahres mit allen Sechsen gemacht. Sie mochte den Klang ihrer Orgasmen; es war dasselbe melancholische Stöhnen. Ihre übrigen Männer kamen anders: Ob laut oder zart, ihre Schreie ließen Odile kalt. Nur bei einem anderen Jungen, einem Bullen namens Manfred Coen, hatte es Odile so mitgerissen, dass sie Laute ins Kopfkissen gehaucht hatte. Und Coen war tot.
Sie brauchte eine Weile ihre Ruhe vor dem Fuchs, und sie wollte Luft atmen, die nicht nach Bananen roch. Auf der Straße würde sie einen Spiegel finden und gründlich nach Falten und Muttermalen suchen. Bei Odile war das keine Eitelkeit; es war der Geschäftssinn eines Mädchens, das sein Gesicht an den Film verkaufen wollte und sich jedes Leberflecks bewusst sein musste.
Odile schlich sich davon, während Zorro ein Schläfchen hielt. Für Unterwäsche fehlte ihr die Geduld. Sie zog ein Wickelkleid an und ging die Treppe hinunter. Sie hätte alle Spiegel auf Erden haben können, wenn sie in die Antiquitätenläden in der Hudson Street geschaut hätte. Aber Odile schreckte davor zurück. Sie liebte Merle Oberon, Mary Astor und Alice Faye, Frauen von wahrem Format, viel Stirn und tieftraurigen Augen, aber alle Welt wollte sie als Odette die Pornokönigin sehen, eine dürre Stange mit perfekten Titten.
Als sie durch die Jane Street zum Abingdon Square ging, sah sie Jerónimo und den großen Iren im Park stehen. Das Baby maunzte sie an. »Leonhardy.« (Er nannte sie gern bei ihrem Familiennamen.) Der Ire war weniger gesprächig. Er hatte wunderschönes grauweißes Haar. Kleine schwarze Flaschen schauten aus seinen Hosentaschen. Sie bewunderte seinen großen irischen Zinken. Außerhalb des Plaza sah Silver gut aus.
»Was haben Sie in der Tasche?«, sagte sie.
»Stout.«
»Stout?«, sagte sie. »Was ist Stout?«
Silver schleckte sich die Lippen. Er reichte ihr eine Flasche Guinness zum Probieren.
»Ist das süß?«, fragte sie.
»Nein. Das ist dunkles Bier.«
»Danke«, sagte sie und steckte die Flasche wieder in Silvers Hosentasche. »Ich mag keine bitteren Getränke.«
Silver wiegte sich in seinem Unterhemd. »Das ist schade«, sagte er. »Wir zwei, wir kommen nie zusammen. Dass Sie kein Guinness mögen und so. Da sind mehr Vitamine drin als in Milch.«
»Warum laufen Sie in diesem Lumpen herum?«
»Das ist kein Lumpen«, sagte er. »Es war mal schwarz und rot.« Er zeigte ihr den ausgeblichenen Schädel und die gekreuzten Knochen auf Zwerchfellhöhe des Hemds. »Das sind die Farben des University College von Cork.«
Odile sah stirnrunzelnd die undeutlichen Ränder der gekreuzten Knochen an. »Patrick Silver, fürs College sind Sie zu alt.«
»Sie haben nicht mitgekriegt, was ich damit sagen will. Sehen Sie, das hätte meine Schule sein können, wenn mein Vater nicht von gewissen Leuten aus Irland gejagt worden wäre.«
Sie konnte seinen verrückten Geschichten nicht folgen. Wie kommt man von Irland an den Abingdon Square? Aber sie wäre zu gern dahintergekommen, was Patrick unter seinem Hemd hatte. Hatte der Ire grauweiße Haare auf der Brust? Sie dachte daran, ihn in ihre Wohnung in der Jane Street mitzunehmen, aber der Fuchs lag in ihrem Bett und schlief. In seiner Synagoge konnte sie Patrick nicht ausziehen. Dieser Ort war von Guzmanns überlaufen.
»Wie geht es Papa?«, sagte sie.
»Er lebt. Er lernt gerade, mit uns zu beten.«
»Sagen Sie ihm, dass Odile wieder in der Jane Street wohnt. Er kann sie jederzeit besuchen, wenn er dazu aufgelegt ist. Mit seinen Jungen oder allein. Mir ist beides gleich recht.«
»Gibt es sonst noch was?«
»Ja. Ich glaube, wir werden von beiden Seiten des Parks aus von Bullen beobachtet.«
»Ich weiß. Die Kerle hat Isaac geschickt. Keine Sorge. Sie gaffen bloß. Ihnen werden sie nichts tun.«
Odile küsste Jerónimo und winkte dem Iren zu. Wenn Zorro aufwachte und sie nicht vorfand, würde er in die Wand beißen und schwören, Odile hätte ihn dem teuflischen Auge in ihren Spiegeln ausgeliefert. Sie eilte an dem blonden Kriminalbeamten am Parkende vorbei. Mit Süßigkeiten in den Backen sah er lächelnd ihr freizügiges Kleid an. »Baby Odile«, sagte er. »Onkel Isaac kauft dir einen Haufen Geschenke, wenn du ihn zu dem dummen Fuchs führst.«
Bei Gott, Isaac streckte seine Krallen an jeder Straßenkreuzung aus. Kein Hund konnte an eine Straßenlaterne pissen, ohne dass ein Kommissar davon erfuhr. Sie lief in die Jane Street, um Zorro vor den blonden Kriminalbeamten zu warnen. Zu Hause fand
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