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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Hinweisen. Aber Isaac hatte sich schlafen gelegt. Er kroch zwischen Ratten und Mäusen im alten Präsidium herum. Jetzt herrschte Coote McNeill über Chinatown und die One Police Plaza. Mit einem ungeschickten PC wie Tiger John und einem abwesenden First Dep hatte McNeill das ganze Haus für sich. Das neue Polizeipräsidium gehörte ihm, einem kleinen alten Mann kurz vor der Pensionierung.
    Isaac kroch in sein Hotel zurück. Sammys heiße Kiste im Dingle musste den Wurm in Isaac beruhigt und seinen Kopf freigeräumt haben. Mangen war gar nicht so blöd. Irgendein beschissenes Tänzchen ging da ab zwischen Bürgermeister Sam und dem McNeill. Tiger John pendelte zwischen den beiden hin und her. Der PC war nur ein Laufbursche. Dieser senile, alte Bürgermeister hatte Isaac die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Herzogs Bello, hatte Euer Ehren in der Synagoge in Queens gemurmelt. Herzogs Bello. Sammy war der Gerissenste von allen.
    Und wie passte Dermott ins Bild? War er ein passives Mitglied im Dingle Bay Club? Isaac fand alles ziemlich verrückt. Verrückter Scheiß. Sollte er eine Untersuchung gegen den alten Mann im Rathaus anstrengen? Er konnte noch nicht mal zwei gute Jungs auftreiben, die Annie Powell beschützten. Die Dinge glitten an Isaac dem Reinen vorbei. War der McNeill Annies Patenonkel? Das Ganze war eine ziemlich glückliche Familie, die Isaac da zu sprengen versuchte. Was machten da schon ein paar Leichen? Der Bürgermeister hatte seine Sauna. Die Welt musste ja in Ordnung sein.
     
    Annie Powell fühlte sich einsam ohne ihren Robinson Crusoe. Er war so was wie ein Zimmergenosse für sie gewesen. Jamey O’Toole. Am Schluss war er ihr auch nicht mehr lästig gewesen. Er musste nicht auf den Flur verschwinden, wenn ein Freier kam. Annies Geschäfte lagen praktisch am Boden. Nicht mal mehr die altersschwachen irischen Matrosen kamen noch zu ihr. Sie beschimpfte sie und krähte Lieder, die bei ihnen keine Erinnerungen an die alte Heimat wachriefen. Sie sang nicht von Dublin. Sie sang von einem Fisch zwischen ihren Beinen, der jemandem gehörte, den sie den König nannte. Sie gab Dermott ein Ständchen übers Meer hinweg, rief nach ihrem Mann. Sie glaubte weder an das Wetter noch an die Spuren der Zeit. Sie weigerte sich einfach im Herbst Unterwäsche, Strümpfe und Blusen zu tragen. Sie hatte einen Mantel, einen zerfetzten Slip und eins von den alten Unterhemden des Königs an.
    Sie war einsam und allein, ganz, ganz allein ohne O’Toole. Der winzige Jim war ihr letzter Draht zum König gewesen. An ihm roch sie Connemara, Schafskot, Castledermott – das Haus, das nicht Dermotts Haus war –, die Lachse, die im Wasser kämpften, den Qualm der Torffeuer, Bananen und Sahne, die tote Kuh auf der Straße. Mein Gott, sie war nur ein Mädchen in einem Juweliergeschäft gewesen, das Kunden ihr Lächeln verkaufte, bis Dermott sie dort rausholte. Aber er hätte sie nicht von ihrer Mutter kaufen sollen. Sie mochte es nicht, wenn ein Mann Bares für sie hinlegte. Den irren Blick in seinen Augen, das Schnappen seines Messers, das konnte sie ihm ja noch verzeihen. Ein Mann durfte Annie Powell sein Mal aufdrücken, wenn er sie nur genug liebte. Der König hätte sie nicht allein lassen dürfen.
    Sie hockte bei den drei freundlichen Hexen der Ninth Avenue, Margaret, Edna und Mary Jane. Sie hatten Whiskey und heiße Kartoffeln, die die zahnlosen Hexen mümmeln konnten. Margaret, Edna und Mary Jane wollten nicht in Häusern leben. Sie Hassten solch neumodischen Kram wie eine Küche, Töpfe und all das Zeug, Klospülung, Heizkörper, Fenster und Rohre. Sie hätten kein Dach überm Kopf ertragen können. Sie brauchten das Geheul, das nachts vom Fluss herüberwehte. Also campierten sie auf der Straße. Sie hatten ihr Heim aus Kisten, Kartons und Lumpen, die sie zu so etwas wie einem planlos angelegten Fort um sich herum verstreut hatten.
    Die Mädchen hießen Annie Powell willkommen. Sie besaß sämtliche Merkmale einer Lumpenlady. Sie war eine jüngere, schönere Version von ihnen, eine Hexe mit verwüsteter Wange. Sie brabbelte genauso vor sich hin wie sie. Sie erzählte obszöne Geschichten über den irischen Mann, der über Jahrhunderte seine Eier einziehen musste, weil er ständig auf der Flucht war. Sie trug dieselben zerlebten Dinge am Leib wie sie. Nichts passte zusammen. Eine Socke war braun. Die andere grün oder gelb. Die Mädchen stammten aus Clonmel, Wicklow und Dun Laoghaire. Eine Hexe aus Sunnyside konnten

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