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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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den Ehrenwerten zwei Monate zuvor im Schlafanzug spazierend aufgelesen hatte. Aber dort war kein Bürgermeister Sam. Isaac fragte sich, ob der Ehrenwerte vielleicht in einem irischen Club in der Gegend verschwunden war. Sammy war bei mindestens zwanzig von denen Mitglied. Sein Lieblingsclub waren die Sons of Dingle Bay auf der First Avenue. Die Söhne hatten extra eine Sauna eingebaut, weil dem Bürgermeister die Idee von einem Finnischen Dampfbad gefiel. Selbst um drei Uhr früh war der Club nicht ausgestorben. Isaac erkannte Lichtflecken hinter den Fensterläden im Erdgeschoss. Er musste klopfen und seinen Namen brüllen, um reingelassen zu werden. »Isaac Sidel … ich such den Bürgermeister.« Ein paar Cops im Ruhestand pokerten im Spielzimmer. Isaac hielt sich nicht lange auf. Vollständig bekleidet stürzte er sich in die Sauna. Der Bürgermeister saß auf der unteren Bank, ein Handtuch unterm Hintern, um sich vor dem heißen Holz zu schützen. Er war mit seinem Spielzeugcommissioner Tiger John dort. Zwei alte Männer in einem Raum, der wie ein großes Puppenhaus gebaut war, mit Steinen, die in einer Wiege glühten, welche in der Ecke stand. »Jungchen«, kommentierte der Bürgermeister, »du wirst schwitzen wie ein Schwein, wenn du dich nicht was frei machst.« Tiger pflichtete ihm bei. Sie schienen nicht sonderlich überrascht, dass Isaac in ihrem Raum aufgekreuzt war.
    Der Schweiß tropfte ihm aus den Augen. Er spürte einen heißen Luftzug in den Ohren. »Euer Ehren, Sie sollten ein paar Ihrer Leute informieren, wenn Sie noch spät in den Club gehen. Die machen sich Sorgen um Sie, und dann rufen sie mich an.«
    »Herr im Himmel«, meinte der Bürgermeister. »Man kann noch nicht mal allein weggehen und ein Schwitzbad nehmen, ohne die öffentliche Ordnung zu stören … Jungchen, wegen mir hättest du nicht kommen brauchen.«
    »Ich dachte, es würde Sie vielleicht etwas interessieren. Mangen hat mich in meinem Hotel besucht.«
    »Aah, der große Gott persönlich. Was wollte er?«
    »Er kam mit einer verrückten Geschichte über Nutten und Cops an.«
    »Nutten und Cops?«, wiederholte der Bürgermeister.
    Tigers Bauch hob und senkte sich weiter.
    »War nicht weiter wichtig«, meinte Isaac. »Mangen befindet sich auf seinem üblichen Kreuzzug.«
    Der Bär musste hier raus. Mantel und Hose kochten. Er ließ Sammy Dunne und den PC auf ihrer Holzbank bei den glühenden Steinen in der Ecke zurück. Die Sons of Dingle Bay fluchten und schleuderten ihre Pokerchips hinter Isaacs tropfnassem Rücken umher. Vor dem Club parkte ein blauer Chevrolet. Am Steuer saß ein seltsamer Chauffeur, Coote McNeill. McNeill teilte sich mit Tiger John den dreizehnten Stock im neuen Polizeipräsidium. Er war der dienstälteste New Yorker Cop. Vor zwölf Jahren war er Chief Inspector geworden. Seine Untergebenen nannten ihn einfach nur »den McNeill«, weil er angeblich von einem berühmten Königsclan abstammte, der einst ganz Galway kontrolliert hatte, bis Oliver Cromwell den letzten McNeill köpfen ließ. Isaac hielt das für ausgemachten Blödsinn, aber wenn der alte Mann seine eigene Königslinie aufziehen wollte, warum sollte Isaac ihm da den Spaß verderben?
    Der McNeill steckte seinen Kopf zur Seitenscheibe heraus. »Sidel, woher hast du denn so eine rote Birne?«
    »Bin selber schuld. Ich war bei Sammy und John in der Sauna. Hätte mir die Socken ausziehen sollen … Wartest du auf den Ehrenwerten?«
    »Ja«, sagte der McNeill. »Irgendwer muss ihn ja nach Hause bringen. Sam ist nicht mehr so gut zu Fuß wie früher. Und vergesslich ist er auch. Er könnte um die falsche Ecke biegen und seinen Amtssitz nicht wiederfinden.«
    »McNeill, ist dir jemals ein Bursche namens Dermott untergekommen? Mangen schwört, er sei ein Spitzel.«
    Coote McNeill spuckte in die Hände wie jeder König von Galway. »Das ist eigentlich ein Skandal, mein Junge … Du glaubst Mangen mehr als uns. Du solltest ins Präsidium kommen, zu deinen eigenen Leuten. In der Centre Street wirbelt zu viel Staub herum, Isaac, und der ist dir wohl in die Augen gekommen.«
    »Der Staub wird sich wieder legen«, antwortete Isaac. »Die fette Becky setzt mich an die frische Luft … Du wirst mich früher zum Nachbarn haben, als du denkst.«
    Bevor die Cops nach Chinatown umzogen, war Isaac der starke Mann des NYPD gewesen. Sämtliche unlösbaren Fälle, alle Rätsel landeten bei ihm. Seine blauäugigen Jungs schossen durch die fünf Boroughs und baggerten nach

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