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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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von seinen Stammtischbrüdern verabschiedet hatte, wirkte beunruhigt.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein angeblicher Einbruch mich schlimmer treffen würde als ein tatsächlicher«, erklärte Römer, nachdem der Messner gegangen war. »Aber es erschwert die ganze Sache natürlich, wenn jemand so etwas tut, den man kennt.« Er stützte das Kinn in die Hände. »Trotzdem scheint es mir unvorstellbar, dass der Mann einen Mord begangen hat. Aber das hört ihr wohl ständig. Man kann sich wahrscheinlich niemals vorstellen, jemand, den man kennt, könnte zum Mörder werden.«
    »Dieser Kelch wird mir langsam unheimlich«, murmelte Rainer. Als Eva ihn fragend ansah, korrigierte er sich: »Na ja, vielleicht nicht unheimlich. Mysteriös. Wie der Heilige Gral. Ich meine, Kronauer hat gesagt, es gäbe eine Geschichte um den Kelch, dann hat er ihn einfach mitgenommen, und als er plötzlich stirbt, stirbt er mit dem Kelch in der Hand. Das ist doch komisch, oder? Klingt irgendwie nach Indiana Jones.«
    Eva ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Immerhin gab es auch heutzutage noch jede Menge Verrückter, die felsenfest davon überzeugt waren, dass es den Gral gab und dass er irgendwo verborgen lag – warum nicht in einer Kirche im fränkischen Jura? »Ich bezweifle, dass Kronauer ein Gralsjäger gewesen ist«, antwortete sie schließlich. »Der Mann scheint mir zu vernünftig gewesen zu sein, um auf so einen Blödsinn abzufahren.«
    »Ich glaube, den Heiligen Gral könnt ihr ausschließen«, gab Pfarrer Römer ihr Recht. »Der bewusste Kelch ist nämlich in den 1930er Jahren hergestellt worden, und das ist ein bisschen spät für den echten Kelch des letzten Abendmahls.«
    Als die beiden Polizeibeamten ihn überrascht ansahen, fuhr er fort: »Aber ich glaube, dass die Geschichte des Kelchs tatsächlich eine Bedeutung für Ihren Fall haben könnte.« In ein paar Sätzen erzählte er ihnen, was er über den jüdischen Goldschmied erfahren hatte und wie der Kelch über den Antiquitätenhändler in den Besitz der Buchfelder Kirche gekommen war. Nach kurzem Zögern berichtete er noch von dem alten Mann namens Weiher, der mit der seltsamen Frage nach seiner Tochter in den Laden gekommen war. »Das hat wahrscheinlich mit Ihrem Fall nicht das Geringste zu tun«, gab er zu. »Es wirkte nur in dem Moment so eigenartig auf mich, dass ich es lieber erwähnen wollte.«
    »Weiher?«, vergewisserte sich Eva, und als Römer nickte, wandte sie sich an Rainer: »Hör zu, das ist ziemlich ins Blaue geschossen, aber vielleicht … Pass auf, wer war die Frau, die mit Kronauer in der Kirche war – die so viel Interesse an dem Kelch hatte? Andi König hat gesagt, sie sei ›mittelalt‹ gewesen. Also wahrscheinlich zu alt für Klara Weiß und zu jung für Margarete Hofmann. Könnte es Elisabeth Baarer-Weiher gewesen sein? Und könnte dieser alte Weiher im Antiquitätenladen mit ihr zu tun haben?«
    Rainer machte ein zweifelndes Gesicht. »Jemand wie der Andi König würde wahrscheinlich jeden als ›mittelalt‹ bezeichnen, der älter als 18 ist. Und Weiher ist nicht so ein außergewöhnlicher Name. Wenn du willst, prüfe ich das natürlich nach, aber es wird nicht ganz einfach sein, da wir von dem alten Mann nichts weiter wissen als seinen Nachnamen.«
    Pfarrer Römer räusperte sich. »Also, zufällig bin ich noch im Café gewesen, als der Mann wieder herauskam, und sein Auto stand direkt gegenüber, und … na ja, ich habe einen Blick aufs Nummernschild geworfen. Es war ein Weißenburger. WUG‑HC 34, um genau zu sein. Ich wollte mir das gar nicht merken«, behauptete er etwas lahm. »Das ist mir nur so im Gedächtnis geblieben.«
    »So war er immer«, rief Eva erbittert, als sie und Rainer das Pfarrhaus verlassen hatten und im Auto saßen. »Nein, ich hab Schillers Glocke nicht auswendig gelernt, ich hab sie bloß zufällig zweimal gelesen, deshalb kann ich jetzt die ersten zweihundertfünfzig Strophen auswendig hersagen.«

22
    Sie fuhren zur Polizeistation zurück, wo Rainer sofort hinter dem Computerbildschirm verschwand, um festzustellen, ob sich etwas Neues ergeben hatte. Eva dachte unterdessen laut nach: »Immerhin wissen wir jetzt, dass der Vater von der Baarer-Weiher sie gesucht hat – und dass beide irgendwas mit dem Kelch zu tun haben.«
    »Verdammt!«, stieß Eva unvermittelt hervor und stürzte zum Telefon, während sie mit der freien Hand in ihrem Notizblock blätterte. Ihr Kollege sah verständnislos zu, wie sie eine

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