Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
Vom Netzwerk:
glauben, sie würden am Tag der Entrückung zum Himmel auffahren, denn wenn sie das glauben, gefährden sie wissentlich das Leben ihrer Passagiere, wenn der Bus plötzlich fahrerlos über die Straße schlingert. Die anderen sahen mich seltsam an, deshalb fügte ich noch hinzu, da wir für eine religiöse Organisation arbeiteten, müsste eine solche Frage doch erlaubt sein.
    Ich wurde nicht in den Ausschuss aufgenommen, vermutlich wurden also viele Busfahrer eingestellt, die ihre Busse sich selbst überlassen wollen. Ich wette, diese Fahrer wissen ganz genau, dass sie das Leben ihrer Passagiere gefährden, aber es ist ihnen egal. Was aufgrund dessen, was ich im Fernsehen über Religion gelernt habe, allerdings als Sünde gelten dürfte. Unsere Passagiere behalten am Tag der Entrückung also vermutlich ihre Fahrer. Für die Busfahrer dürfte das eine ziemlich böse Überraschung sein.
----
    JEDE PA,
in der ich je gearbeitet habe, hat Geheimcodes, die niemand anders kennt und die dazu dienen, sich über einen Bewerber zu verständigen, während er noch im Büro sitzt. Hier einige Codes meiner letzten Stelle. Die Haare hinter das Ohr schieben bedeutet: »Diese Frau ist verrückt.« Die Haare hinter beide Ohren schieben bedeutet: »So was von total durchgeknallt.« Sich abwesend über die Stirn streichen bedeutet: »Tut mir echt leid. Sehe ich so aus, als stehe auf meiner Stirn ›Idiot‹?« In der Nase zu bohren heißt: »Jemand muss den Sicherheitsdienst rufen.« Sich im Schritt zu kratzen heißt: »Punkt für mich.« Die Codes funktioniertenprima, bis wir eine neue Mitarbeiterin einstellten, die viele nervöse Ticks hatte. Ab da wurde das Ganze zu verwirrend.
----
    VERGANGENES JAHR
wurden unter unseren Schreibtischen Alarmschalter installiert, damit wir den Sicherheitsdienst rufen konnten, wenn jemand gewalttätig wurde und uns bedrohte. Einmal im Monat sollen wir sie testen, aber es dauert immer ewig, bis die Typen kommen und den Alarm wieder abstellen. Gestern war der Chef weg, deshalb beschlossen wir, alle Alarmschalter zu drücken. Nachdem eine Viertelstunde vergangen und nichts passiert war, legten wir uns auf den Boden mit Schildern auf uns drauf, auf denen stand »Ich wurde in den Kopf geschossen« oder »Wir sind jetzt alle tot. Danke«. Auf meinem Schild stand: »Ich lebe noch. Ich bin gerade gekommen und auf dem vielen Blut ausgerutscht und jetzt bin ich bewusstlos und habe eine Gehirnerschütterung. Bitte unbedingt aufwecken.« Ich war so engagiert bei der Sache, dass ich tatsächlich schlief, als eine weitere Viertelstunde später die Sicherheitsleute auftauchten. Sie fanden unsere Aktion gar nicht lustig und empfahlen uns dringend, etwas netter zu den einzigen Leuten im Haus zu sein, die mit einer geladenen Waffe zum Dienst erscheinen müssten. Am nächsten Tag wurden wir vom Chef zusammengeschissen, weil potenzielle Bewerber es mit der Angst zu tun gekriegt haben könnten, wenn sie uns durch das Glasfenster in unserem Büro auf dem Boden liegen sehen hätten. Ich wandte ein, wenn sie uns gesehen hätten, ohne uns zu helfen, wären sie sozusagen sowieso durchgefallen, wir hätten also im Grunde nur Zeit gespart. Der Chef fand das nicht lustig.
----
    IN EINER FIRMA
mussten wir Übungen durchführen, um herauszufinden, wie leicht man Babys aus einem Gebäude schmuggeln kann. Ein Mitarbeiter (gewöhnlich ein Neuer, damit dieanderen ihn noch nicht kannten) bekam ein Baby und die anderen im Haus mussten ihn daran hindern, heimlich nach draußen zu entwischen. Es handelte sich um ein öffentliches Gebäude und keiner unserer Kunden wusste, dass wir eine supergeheime Babyschmuggel-Übung durchführten, denn das wäre ihnen vielleicht unprofessionell vorgekommen, und das machte es noch schwerer. Das Baby war meist eine Puppe, aber man wusste nie, ob es nicht doch ein echtes Baby war, das jemand von zu Hause mitgebracht hatte. Damals hatten wir eine Übung und ich hielt jemanden mit einem Baby in der Halle an und ließ ihn eine Viertelstunde lang nicht gehen, bis die Sicherheitsleute kamen, weil ich überzeugt war, dass es sich um die Puppe handelte. Es war nicht die Puppe.
----
    HEUTE MORGEN
beteten wir auf der Arbeit alle gemeinsam mit dem Bischof (was durchaus zulässig ist, schließlich handelt es sich um eine kirchliche Organisation, aber auch sehr seltsam, ich verstehe immer noch nicht, warum man mich hier genommen hat. Ich weiß nur, dass wir den Hintergrund unserer Mitarbeiter besser überprüfen müssen).

Weitere Kostenlose Bücher