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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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Teil von ihren Hauskatzen aufgefressen wurde, und das letzte Kapitel endet mit einer handschriftlichen Notiz, die da lautet: »Anmerkung für mich selbst: Finde ein optimistischeres Ende für dieses Kapitel, denn von Katzen gefressen zu werden ist deprimierend und sollte in einem Buch auf keinen Fall öfter vorkommen. Außerdem Katzenfutter kaufen und Versicherung für Schwebeauto zahlen.« Ist das der Fall, entschuldige ich mich für den Zustand meiner Wohnung. Ich hatte nicht mit Besuch gerechnet und lasse sonst nie schmutziges Geschirr in der Spüle stehen oder angefressene Leichen auf dem Boden herumliegen. Ich versichere, dieser Tagesablauf ist keineswegs typisch für mich.

WENN DU MEINE LEBER SIEHST, HAST DU DICH ZU WEIT GEDREHT
    SPOILERWARNUNG: BAMBIS MOM ÜBERLEBT NICHT.
    Okay, macht euch schon mal drauf gefasst, dieses Kapitel zieht euch runter, denn es handelt von toten Babys. Ich weiß.
Igitt.
Aber nicht
alle
sterben und am Ende ist alles gut. Mehr oder weniger. Wenn man die vielen toten Babys mal weglässt. Oder Föten nennt. Das klingt sachlicher und weniger traurig, aber ich glaube doch, ich nenne sie wie ich will, weil es
meine
toten Babys sind. Und nein, ich nenne sie nicht aus irgendwelchen politischen Gründen »Babys« statt »Föten«, weil ich in Wirklichkeit total für Abtreibung bin, man kann mit seinem Körper tun, was man will, und ich lasse mir von keinem Arschloch Vorschriften zu diesem Kapitel machen, denn es geht um mich. Gott,
habt ihr Probleme.
Meine Lektorin ist auch schon ganz hibbelig. »WTF machst du da? Wie willst du Spannung aufbauen, wenn du im ersten Absatz schon alles verrätst? Noch nie von den sechs Elementen des Dramas gehört?« Und ich: »Nein, aber ich weiß, wenn ich einen traurigen Film sehe, will ich immer, dass vor der traurigen Szene jemand kommt und sagt: ›Also, Bambis Mom gibt gleich den Löffel ab, aber am Ende ist alles wieder total okay, also keine Panik.‹« Und dasselbe habe ich eben für euch getan.
Bitte sehr, gern geschehen.
Meine Lektorin sagt gerade, ich hätte damit
Bambi
für alle verdorben, die es noch nicht gesehen haben, aber Moment mal, WIR REDEN HIER VON
BAMBI,
Leute. Es ist nun wirklichnicht meine Schuld, wenn jemand
Bambi
noch nicht gesehen hat, das ist doch schon vor einer Ewigkeit rausgekommen. Hey, schon mal von dieser neuen Erfindung namens »Sandwich« gehört? Absoluter Wahnsinn. Einfach zwei Brotscheiben aufeinandergeklappt … Meine Lektorin meint, das wäre jetzt Schmonzes. Ich kenne das Wort nicht, aber es klingt schlecht, also gehe ich noch mal zum Kapitelanfang zurück und hänge eine Spoilerwarnung dran. Ich bin zu gut für diese Welt, wirklich.
    So, wie schreibt man jetzt was Lustiges über tote Babys? Antwort:
Geht gar nicht.
Also macht euch auf was gefasst.
    Ich habe mir immer vorgestellt, wenn ich mal schwanger bin, wäre das der Wahnsinn und alles würde klappen wie am Schnürchen und ich würde für kunstvoll nackte, Demi-Moore-mäßige Schwangerenbilder posieren und sie überall bei mir zu Hause aufhängen und plötzlich würde ich keine Cellulitis mehr haben und die Wehen würden einsetzen, wenn ich am Bankschalter anstehe, aber es wäre nicht schlimm, das Baby würde im Hosenbein stecken bleiben und nicht volle Kanne auf den Boden knallen. Gott sei gedankt für Röhrenjeans mit Schwangerschaftseinsätzen! Ziemlich genau so habe ich mir meine erste Schwangerschaft vorgestellt. Im wirklichen Leben wurde mir dagegen, kaum war ich schwanger, so speiübel, dass ich mich kaum noch rühren konnte und den ganzen Tag in den Mülleimer bei mir im Büro kotzte. Ich arbeitete damals noch in der Personalabteilung und brachte Leuten bei, wie man sich in einer gemeinnützigen christlichen Organisation in Houston angemessen verhält. Das klingt wie ein Witz, ist es aber keineswegs. Es gelang mir sogar täuschend echt, selber ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen (solange ich mich nicht vor einer großen Gruppe übergeben musste), aber allmählich sahen alle, dass ich entweder schwanger war oder todkrank,also beschlossen Victor und ich, es allen zu sagen. Und alle waren begeistert, nur nicht die Putzfrau in meinem Büro, die den Abfalleimer leeren musste.
    Ich wollte immer eine Mutter sein. Mit anderen Babys konnte ich eigentlich nicht so viel anfangen, aber das habe ich auch nie als Voraussetzung betrachtet, ich habe mir immer vorgestellt, mein Baby wäre einsame Spitze oder würde sich zumindest schnell in ein Kind verwandeln.

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