Das ist nicht wahr, oder?
riesige Schamlippen hätte, würde ich die ganze Welt damit verändern.«
Jason kippte seinen Thunfischsalat in den Müll. »Aber du tust es nicht, weil … deine Schamlippen so klein sind?«
»Na ja, sie behindern mich nicht«, gab ich zurück. »Ich komme gut zurecht.«
Jason schwieg.
»Ich würde mal sagen, sie sind geräumig und kompakt zugleich. Wie ein Ballonvolant. Oder ein Honda Accord.«
Da rastete Jason auf einmal völlig aus und brüllte: »Du sollst mir nicht sagen, dass deine Vagina wie ein Honda Accord ist! WIR ARBEITEN ZUSAMMEN!« Darauf ich wütend: »Du hast damit angefangen!« Es folgte ein unbehagliches Schweigen. Ich versuchte zerknirscht auszusehen und Jason missbilligend, aber insgeheim dachte ich, dass große Schamlippen in kalten Nächten eine tolle Decke wären, und Jason überlegte wahrscheinlich, was ein Ballonvolant war. Also sagte ich schnell: »Das ist eine Art kleiner Vorhang.« Darauf Jason sofort: »Was denn!?« Und ich nur: »Ach, egal.«
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HEUTE
gab eine Bewerberin mir die Schuld daran, dass sie die Prüfung im Maschinenschreiben nicht bestanden hatte. Ich hätte ihr die »falsche Tastatur gegeben, weil die Tasten nicht in alphabetischer Reihenfolge angeordnet waren«. Ich erklärte, alle Tastaturen wären gleich angeordnet, aber sie nannte mich eine Lügnerin. Ich entschuldigte mich und sagte, wenn sie eine alphabetisch angeordnete Tastatur mitbringen wollte, würde ich sie gerne für sie anschließen und dann könnte sie die Prüfung noch mal machen. Darauf schrie sie: »ICH ERSETZE DOCH NICHT AUF MEINE KOSTEN EURE VERALTETEN GERÄTE.« Also schickte ich sie über die Straße zum Computerladen,um dort auf unsere Rechnung eine alphabetische Tastatur zu kaufen. Eine Stunde später rief der Computerladen an und bat, künftig keine Verrückten mehr zu schicken.
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HEUTE NACHMITTAG
hat mich meine Kollegin Collette, ein nettes, aber sehr behütetes Mädchen, in ihr Büro gerufen. »Hast du schon mal von Amputiertenpornos gehört? Die gibt es nämlich wirklich. Amputiertenpornos.« Sie starrte mich an, als wollte sie vor lauter Schreck gleich in Ohnmacht fallen, und ich sah mich schon nach einer Decke um, in die ich sie wickeln konnte. »Die Vorgesetzte dieses einen Typs hat in einem Drucker pornographische Bilder gefunden, deshalb sollte ich seine Festplatte überprüfen, und sie war voller Amputiertenpornos.«
Ich wirkte offenbar nicht schockiert genug, denn sie starrte mich weiter an, schlug mit ihrer kleinen Faust auf den Tisch und schrie: »AMPUTIERTENPORNOS.« Sie hing offenbar in einer Pornoschleife fest und brauchte jemanden, der sie rausholte.
Ich sah mir ein Bild an. Es zeigte eine nackte Frau ohne Beine. »Aha, siehst du hier? Das ist kein Amputiertenporno. Das ist nur … schlechtes Photoshop. Man erkennt es an den Schatten, wo die Beine waren, bevor sie wegretuschiert wurden. Natürlich ist das trotzdem absolut Porno, nur kein richtiger Amputiertenporno.«
Collette sah mich an. Ihr Blick war leer, ihre Unschuld für immer beschädigt. »Und das?«, fragte sie und vergrößerte das Bildschirmfoto eines einbeinigen Mädchens im Bikini. »Ist das Pornografie? Oder nicht? Ich kann es nicht mehr beurteilen. Es muss ja eigentlich Pornografie sein, weil es in seinem Porno-Ordner steckt, aber warum? Man sieht ein einbeiniges Mädchen, das Wasserski fährt. Soll das antörnen? Ist das Pornografie? ICH WEISS ES NICHT.«
Ich konnte ihr auch nicht helfen. Wenn man nicht mehr weiß, ob etwas Pornografie ist, sollte man Feierabend machen. Oder kündigen. Oder vielleicht beides.
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Es wäre natürlich passend (und einfach), dieses Kapitel damit zu beschließen, dass ich meine Karriere als Personalreferentin beendet habe, weil ich nicht mehr zwischen Pornografie und wirklichem Leben unterscheiden konnte, aber das wäre gelogen, denn in Wirklichkeit habe ich gekündigt, um in einer einjährigen Auszeit herauszufinden, ob ich das Zeug zum Schreiben habe. Ich sagte also meinem Chef, ich würde ein Buch mit mir herumtragen und müsste es unbedingt loswerden, selbst wenn ich es durch meine Vagina pressen müsste. Denn genau das bräuchte die Welt. Ein durch meine Vagina gepresstes Buch.
Offenbar hat sich mein Einsatz gelohnt, denn der Leser hält jetzt eben dieses Buch in Händen. Es sei denn, wir schreiben das Jahr 2057 und er ist Kriminalpolizist, hält ein fleckiges unvollendetes Manuskript in Händen und blickt auf die einsame Leiche einer älteren Frau hinunter, die zum
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