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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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nicht seinen Penis, Leute, sondern das Samuraischwert, das bei uns neben dem Bett liegt. Victor ist nicht den Flur entlanggerannt und hat den Serienmörder mit seinem Penis bedroht. ICH MEINE, DAS WÄRE JA WIRKLICH ALBERN.« Ich lachte. Außer mir lachte niemand.
    »Jedenfalls«, fuhr ich fort, »hat Victor das ganze Haus abgesucht, aber da war niemand außer uns und die Türen waren immer noch abgesperrt. Victor wollte mir einreden, ich hätte mich versehentlich selber gekratzt, aber ich hatte meine Zweifel. Am nächsten Tag meinten meine Kollegen von der Arbeit, Victor hätte mich geschlagen, deshalb erzählte ich ihnen den Traum vom Serienmörder, aber natürlich glaubte mir niemand, was eigentlich ziemlich kränkend ist, denn ich versichere euch, wenn mein Mann mir wirklich das Gesicht zerschnitten hätte, hätte ich mir eine bessere Geschichte ausgedacht als die von einem Serienmörder, der mich im Traum überfällt.«
    An diesem Punkt angelangt, wollte ich wirklich aufhören, aber ich konnte nicht, weil die Geschichte immer verworrener wurde, ich drehte fast durch und wollte unbedingt ein Ende finden, bekam das aber in meiner Panik nicht richtig hin. Ich wünschte mir irgendwie, Victor würde das Haus anzünden, um die anderen abzulenken, aber das tat er nicht, er ist bei so was überhaupt keine Hilfe.
    Ich redete also weiter. »Natürlich hatte ich damals schreckliche Angst, dass mir alles, was mir im Traum passiert, auch im wirklichen Leben passieren würde, dass ich also in einem abartigen selbst genähten Kleid aus Essiggurken in meiner Highschool aufwachen könnte, oder mit Armen aus Marshmallows oder mit nur einem Bein. Dann, so ungefähr eine Wochespäter, als Victor und ich im Bett liegen, kommt vom Fenster über unseren Köpfen auf einmal so ein kratzendes Geräusch wie von einem Messer, das jemand ganz langsam über eine Wand zieht. Ich war vor Angst wie gelähmt, drehe mein Gesicht dann aber doch langsam in Richtung Fenster und sehe dort DEN FETTEN ARSCH MEINES KATERS. Es stellt sich heraus, dass Posey, unser Kater mit dem dicken Hintern, sich auf den schmalen Fenstersims hocken wollte, aber nicht draufpasste und sich deshalb verzweifelt mit den Hinterpfoten an der Wand festkrallte, weil er langsam abrutschte. Als ich das sah, wurde mir klar, was damals passiert sein musste. Mein dicker Kater war mir aufs Gesicht gefallen und hatte es mit seinen langen Katzenkrallen zerkratzt, während ich von Serienmördern geträumt hatte. Und deshalb habe ich heute noch, nach zehn Jahren, diese Narbe.«
    Alle betrachteten mich verwirrt und Victor zerrte mich zum Ausgang und schwor, er würde mich nie wieder zu einer Dinnerparty mitnehmen. Dagegen konnte ich schwer etwas einwenden, aber ich sagte immerhin, die Party wäre doch wenigstens insofern ein »Erfolg« gewesen, als niemand meine Vagina gesehen hätte. Victor sagte, wir würden unter »Erfolg« unterschiedliche Dinge verstehen. Außerdem sagte er noch, Geschichten von Serienmördern, die in Wirklichkeit nur Katzen wären, stünden ab jetzt ganz oben auf der Liste des »Schwachsinns, über den ich nicht reden darf«, aber da wurde ich richtig ein wenig ärgerlich, denn eigentlich ist doch
er mir
was schuldig, weil er in meiner Serienmördergeschichte wie ein strahlender amerikanischer Held rüberkommt, wenn er den Serienmörder, der in Wirklichkeit eine Katze ist, durch das ganze Haus verfolgt. Er meinte darauf, Katzen wären keine Serienmörder, und ich erwiderte, theoretisch wären Katzen sogar noch gefährlicher als Serienmörder, weil sie so fluffig wären, dass niemand sie verdächtigen würde, und wenn Posey ein paar Zentimetertiefer gelandet wäre, hätte er mir die Halsschlagader aufgeschlitzt. Im Prinzip ist Posey ein lautloser Killer. Ähnlich wie Cholesterin.
    Um Victor zu beruhigen, sagte ich, sobald wir zu Hause wären, würde ich alles mit einer witzigen E-Mail an seine Kollegen wieder einrenken, in der dann niemand mehr überfallen würde.
    »Wozu das denn?«, fragte Victor.
    »Weil«, erklärte ich, »dann alles wieder gut ist, weil ich so charmant sein werde, dass sie mir verzeihen. Außerdem waren die meisten Gäste sowieso betrunken, und wenn sie morgen aufwachen, glauben sie bestimmt nicht mehr, dass ich ihnen wirklich eine solche Schauergeschichte erzählt habe.« Aber Victor wandte ein, selbst wenn ich seine Kollegen durch eine E-Mail davon überzeugen könnte, dass ich ganz normal wäre, würde mir so etwas doch immer wieder passieren,

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