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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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guter Zombie mehr wärst?
    VICTOR
Aus deinem Mund klingt das dumm.
    ICH
Also gut, ich spende nur die Organe, die ein Zombie nicht braucht. Wie deine Haut. Oder dein Gehirn.
    VICTOR
Zombies brauchen ein Gehirn.
    ICH
Nein, sie
fressen
das Gehirn von anderen. Und dann werden ihre Opfer wiederum Zombies, obwohl ihr Gehirn gefressen worden ist, du kannst dein Gehirn also spenden und wärst immer noch ein funktionstüchtiger Zombie.
    VICTOR
Ja, und dann müsste ich in alle Ewigkeit als hirnloser Idiot durch die Gegend ziehen.
    ICH
[unterdrücktes Lachen]
    VICTOR
Schnauze.
    ICH
Hab nichts gesagt.
    VICTOR
Wenn mein Zombie-Ich feststellt, dass mir Organe fehlen, bist du die Erste, die ich fresse.
    ICH
Und wenn du bei einem Autounfall stirbst und Haileyist schwer verletzt und kann nur durch eine Niere von dir gerettet werden?
    VICTOR
Mit meiner erwachsenen Riesenniere hätte sie als Kleinkind ein Problem.
    ICH
Und wenn sie schon sechzehn wäre?
    VICTOR
Wenn sie sechzehn ist und ich sterbe, kann sie natürlich gern Sachen von mir haben. Aber nur die unwichtigen … also einen Arm oder ein paar Finger.
    ICH
In der Schule wäre sie mit deinem behaarten alten Männerarm bestimmt bei allen beliebt.
    VICTOR
Genau, und wenn ein Junge frech würde, bräuchte sie nur zu sagen: »Ich hole gleich die Hand meines Vaters heraus!«
    ICH
Ich glaube, so einen abstrusen Streit hatten wir noch nie.
    VICTOR
Das war doch gar nichts.

FRAUENFREUNDSCHAFTEN
    Ich habe die meiste Zeit meines Lebens mit einem kleinen, schrecklichen Geheimnis gelebt: Ich mochte Mädchen und Frauen nie wirklich. Das klingt jetzt nicht ganz ernst gemeint, ich weiß, weil ich ja selber eine Frau bin, aber ich würde, wenn ich die Option hätte, meine Freizeit eher nicht mit mir verbringen.
    Das war schon immer so. In meiner Kindheit und Jugend war ich viel zu sehr die schüchterne Außenseiterin, um richtigeFreundinnen zu haben, und ich bin auch später nie auf den Geschmack gekommen. Ich habe mich damit getröstet, dass ich Weihnachten viel Geld sparte bei Geschenken für Freundinnen, die ich nicht hatte, und mir eingeredet, es wäre ganz normal, wenn man keine Brautjungfern hat oder Freundinnen, die den Junggesellenabschied mit einem feiern. Wenn ich von Frauen höre, die immer noch eng mit ihren ehemaligen Klassenkameradinnen befreundet sind, nehme ich mir gleich vor, sie zu meiden, weil sie wahrscheinlich zwanghaft lügen.
    Sogar als erwachsene Frau hatte ich überwiegend männliche Freunde und fand die meisten anderen Frauen voreingenommen, gefühllos und zickig, von der Art, die deine Puppe ausleiht und sie nie mehr zurückgibt. Victor meinte immer, ich sollte mir Freundinnen suchen, aber für mich waren Frauen wie kleine Bären: niedlich anzusehen, aber viel zu gefährlich, um mit ihnen Mittag zu essen.
    Das änderte sich allerdings, als ich das Bloggen entdeckte und online andere Frauen kennenlernte, die menschenfeindliche Außenseiter waren wie ich, und auf einmal erzählte ich Victor stolz von meinen neuen besten Freundinnen, die ich höchstwahrscheinlich nie kennenlernen würde.
    »OHMEINGOTT, Raptor99 bekommt wieder ein Baby!«, rief ich zum Beispiel aufgeregt und Victor erwiderte, er hätte keine Ahnung, von wem die Rede sei. »Du weißt doch«, erklärte ich, »Raptor99 ist die Person, die letztes Jahr den Krebs überlebt hat und jetzt überlegt, ob sie sich als homosexuell outet. Erinnerst du dich noch, wie ich vergangenen Monat ständig am Computer war, um jemanden zu überzeugen, dass er wegen seiner Magersucht Hilfe brauchte? Das war Raptor99.«
    »Aha. Ist Raptor99 ein Mann oder eine Frau?«, fragte Victor.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Sein Avatar ist ein Delfin.«
    Victor meinte, man könne schwerlich von »enger Freundschaft«sprechen, solange man nicht einmal wüsste, ob der Betreffende Mann, Frau oder Delfin wäre. Ich musste ihm recht geben und beschloss, eine Mitbloggerin und Mutter namens Laura, mit der ich mich online über die beiderseitigen Schrecken der Kindererziehung ausgetauscht und dabei angefreundet hatte, persönlich zum Mittagessen zu treffen. Das Treffen war überraschenderweise voll der Hit, aber auch bedenklich, weil dadurch weiteren Treffen Tür und Tor geöffnet wurde. Meine vielen Ängste kollidierten mit der bloßen Vorstellung, mich mit anderen Menschen anzufreunden, vor allem Frauen. Laura wollte mich davon überzeugen, dass es tatsächlich interessante und einigermaßen vorurteilslose Frauen gab, die nicht darüber lachten,

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