Das ist nicht wahr, oder?
dass ich mich oft unter Tischen verstecken musste, wenn ich mit etwas überfordert war. Ich glaubte ihr zwar nicht, nahm aber meinen ganzen Mut zusammen und beschloss, ihr zu vertrauen und einen Versuch zu machen. Zumindest konnte ich dann beweisen, dass die meisten Frauen genauso gefährlich sind wie die Kinder auf dem Spielplatz, die dich nicht beim Tetherball mitspielen lassen, weil du nicht die Wonder-Woman-Höschen trägst.
In den folgenden beiden Jahren schloss ich versuchsweise Freundschaft mit den Bloggerinnen, mit denen Laura mich bekannt machte. Und dann wurde ich zu einem Wochenende nur für Frauen eingeladen, das in Wine Country in Kalifornien für eine kleine Gruppe von Bloggerinnen veranstaltet wurde. Auf dem Programm standen eine Weinprobe und Gruppenyoga. Beides interessierte mich herzlich wenig, aber Laura, eine der Gastgeberinnen, wollte das absolut nicht gelten lassen. »Außerdem«, sagte sie, »hast du dir für dieses Jahr doch vorgenommen, Freundinnen zu suchen.« Sie hatte recht, aber zugleich musste ich bei ihren Worten daran denken, warum Frauen großartige und zugleich schreckliche Freunde sind: Sie hören dir wirklichzu, allerdings auch dann, wenn du so betrunken bist, dass du gar nicht mitbekommst, was du sagst. Ich hatte tatsächlich gesagt, ich müsste mir mal Freundinnen suchen, dabei aber mehr an bodenständige Mädels gedacht, die auch gerne Weinschorle mit Erdbeergeschmack trinken und auf eine Einladung zu einer Weinprobe in einer Wellnesseinrichtung genauso entsetzt reagieren, als hätte man ihnen vorgeschlagen, zum Zirkus zu gehen, nur um ihn dann niederzubrennen.
Laura sah mich unverwandt an, während ich mir eine Entschuldigung ausdachte. »Stimmt, ich habe gesagt, ich wollte Freundinnen kennenlernen«, räumte ich zögernd ein, »aber könnten wir nicht eine Nummer kleiner und harmloser anfangen? Zum Beispiel mit einem Wochenende in einem Crack-Schuppen? Ich habe gehört, dass die Leute dort keine Vorurteile haben, und wenn man versehentlich etwas Falsches sagt, kann man immer behaupten, die anderen hätten eine Halluzination gehabt.«
»Klingt attraktiv …«, meinte Laura, »aber lass uns zuerst das andere versuchen. Den Crack-Schuppen können wir immer noch später machen.«
Die viertägige Auszeit wurde von einer Bloggerin namens Maggie organisiert, die ich flüchtig kannte und die erst kürzlich einen großen Konzern als Sponsor für ihre Lebensliste gewonnen hatte. Verwirklicht hatte sie von ihren Zielen bereits eine Griechenlandreise, die Teilnahme an einer großen öffentlichen Essensschlacht und einen Ausflug zum Schwimmen nach Puerto Rico, finanziert durch den Sponsor und vielleicht ja auch den Verkauf ihrer Seele. Das nächste Ziel auf ihrer Liste war eine Auszeit für Frauen, also hatte sie den
Broad Summit
organisiert, den »Tussi-Gipfel«, wahrscheinlich weil wir ein Haufen Tussis waren. Ich kann nur vermuten, dass Vagina-Wellnesswochenende als Name schon vergeben war.
Frauen machen mir schon genug Angst, aber Bloggerinnen können noch schlimmer sein. Sie haben meist eine Persönlichkeitsstörung und kommen mit anderen Menschen nicht gut zurecht, was ja der Grund ist, warum so viele von uns überhaupt mit dem Bloggen angefangen haben. Außerdem sind sie ständig auf der Suche nach etwas, über das sie schreiben können, deshalb wird jeder Mist, den du baust, bis an dein Lebensende gebloggt, getwittert und gefacebookt. Das ist in etwa so, als würde Lindsay Lohan ein Wochenende lang von der Klatschpresse interviewt. Auf meinem Grabstein steht eines Tages vermutlich nur: JENNY LAWSON – SIE WURDE AUF TWITTER FALSCH ZITIERT.
Ein Wochenende in Wine Country klingt für die meisten wahrscheinlich sehr verlockend, ist aber nicht mein Ding. Weinproben, Massagen, Gesichtsbehandlungen und Pyjamapartys in einem kleinen Hotel schmeckten für mich nach etwas, das nur für Reiche lustig ist, die Pyjamas besitzen. Ich überlegte schon angestrengt, mit welcher Entschuldigung ich mich davor drücken konnte, da traf meine Einladung ein: in Form einer Mini-Weinkiste mit einer Flasche Sekt und einem verrückt gebogenen Strohhalm. Als Victor sie sah, redete er mir zu, hinzugehen und Frauen kennen zu lernen und ich u. A. w. g.-te »Ja«, weil ich mich mit dem Inhalt der Einladung betrunken hatte. Anschließend bereute ich die Zusage eine Woche lang.
GESPRÄCH MIT MEINER SCHWESTER
DREI TAGE VOR DER VERANSTALTUNG
ICH
Ich gehe zu einer Party in Napa Valley und habe total Schiss.
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