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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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am besten organisiert wäre. Maggie bat den Koch um einHackmesser und da wurde ich ein wenig nervös, aber wie sich herausstellte, fand sie meine Idee genial und wollte den Mord gleich aufführen. Was wir dann auch taten …
    Und es war der Wahnsinn.
    Am letzten Morgen saßen wir alle in Decken eingewickelt, ungekämmt und ohne Make-up am Pool, und ich hörte genau wie damals in der Highschool den Gesprächen um mich zu, aber statt sie zu verdrängen oder innerlich darüber zu lästern, lächelte ich und nickte. Ich zwang mich, daran teilzunehmen und den anderen zuzuhören, statt den Kopf in ein Buch zu stecken, um einer möglichen Ablehnung zuvorzukommen. Und ich stellte fest, dass Frauengespräche ganz schön abgefahren sein können. Hier einige zufällig mitgehörte Gesprächsfetzen.
    »Ich habe das noch nie zu jemandem gesagt, aber manchmal denke ich, mein Baby ist ein richtiges Arschloch. Ist das normal?«
    »Klar. Meins ist manchmal ein Vollidiot.«
    »Kennst du das, wenn du in Nepal bist und überall sind diese Japaner und es ist zwei Uhr morgens und du bist in einem Keller und suchst nach etwas zum Frühstück und plötzlich steht ein Zauberer vor dir?«
    »Oh ja, ich weiß ganz genau, wovon du sprichst.«
    »Mein Dad war manchmal ziemlich aggressiv, deshalb empfahl sein Arzt ihm, auf eine Pantomimenschule zu gehen und zu lernen, wie man mit seinen Gefühlen ganz ruhig umgeht. Mir wurde erst als Erwachsener klar, dass nicht alle mit ihrem aggressiven Dad einen Pantomimenkurs besucht haben.«

    »Ich mag keine Pantomimen.
Ich mag nicht, wie sie eine Behinderung vortäuschen.«
    »Genau? Warum sich damit begnügen, Stumme nachzuahmen?
Wo sind die Clowns, die so tun, als hätten sie Kinderlähmung?«
    »Ich habe mal mit einem Typen geschlafen, der einen wirklich riesigen Penis hatte. Das war ein echtes Problem. Kein Kondom passte. Ich war so überwältigt, dass ich versehentlich lachte. Da schrumpfte er.
Der Typ fand das nicht lustig.«
    »Das wäre ein guter Superman-Comic.
Der
Penis giganticus
verleiht ihm seine Superkraft, die Frauen, die darüber lachen, sind sein Kryptonit.«
    »Passiert euch das auch, dass ihr in die U-Bahn einsteigt und denkt: ›Wer ist der Typ da hinten? Er kommt mir bekannt vor. Habe ich mit ihm geschlafen?‹ Also mir passiert das andauernd.«
    »Nein, mir ist das noch nie passiert. Du
Hure.
Dafür passiert es mir oft im Bus.«
    Die letzte Stunde:
    Wir schleppten unser Gepäck zu den wartenden Vans und ich betrachtete die anderen Frauen, über die ich vor wenigen Tagen noch gelästert hätte, weil ich sie versnobt oder gemein fand, mit einer überraschenden Zuneigung. Sie hatten alle ihre Geschichte und kämpften mit Problemen, die genauso schlimm und bizarr waren wie meine. Gut, ich war die Einzige mit nur einem kleinen Handkoffer und einem Paar Schuhe. Aber ich hatte zu meiner Schande erkennen müssen, dass die Dinge, die mich von anderen Frauen trennten und die ich wie persönliche Ehrenzeichen vor mir hergetragen hatte, in Wirklichkeit willkürlich errichtete Barrieren waren, mit denen ich mir die anderen vom Leib hielt. Ich hatte damit Menschen, von denen ich vermutete, dass sie mehr hatten als ich, verurteilt und abgewiesen, genauso wie ich selber verurteilt worden war, weil ich als Kind weniger gehabt hatte.
    Ich warf meine kleine Tasche in den Van und ging noch einmal zurück, um meinen neu gewonnenen Freundinnen mit ihren voluminösen Koffer-Sets und Kleidersäcken zu helfen, und sie lächelten dankbar und ein wenig schockiert, dass ich auf einer so langen Reise mit einer so kleinen Tasche ausgekommen war. Ich lächelte stumm zurück und fühlte mich ein wenig schuldig. Ihre Koffer waren vielleicht dreimal so groß wie meiner, dafür wirkte das emotionale Gepäck, das ich mitgebracht hatte, neben ihrem beschämend groß. Jetzt, bei der Abreise, war es allerdings ein wenig leichter geworden.
    Ich ließ die Vorurteile zurück, nur reiche Snobs würden gerne Wein trinken und die Menschen würden sofort Cliquen bilden, je nachdem, wer die richtige Unterwäsche besaß. Vor allem aber hatte ich mich von einer Vorstellung verabschiedet, die ich jahrelang mit mir herumgetragen hatte, dass man nämlich Frauen nicht trauen dürfe. Gut, es gab Frauen, die höllischnervten, aber das konnten Männer auch (und anscheinend sogar Babys), und so legte ich nach und nach ein Vorurteil ab, das mir bis dahin gar nicht bewusst gewesen war. Frauen waren in Ordnung (bis auf die, die erwiesenermaßen

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