Das italienische Maedchen
kehrte ins Schlafzimmer zurück. Als sie wieder unter die Bettdecke schlüpfte, schlang Roberto die Arme um sie.
»Alles okay?«
»Ja, ich kann nur nicht schlafen.«
»Versuch, dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Wir schaffen das schon.« Er küsste sie zärtlich auf die Wange.
Rosanna nickte. »Wie ich es auch drehe und wende: Ich scheine immer den Kürzeren zu ziehen«, murmelte sie.
31
Vier Wochen später hatte Rosanna noch immer keine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen. Roberto, der mit den Proben zu Tosca in Covent Garden beschäftigt war, bemühte sich um sie, so gut er konnte.
»Ich finde, du solltest zur Premiere kommen«, sagte er beim Frühstück, Nico fröhlich vor sich hin glucksend in seiner Wippe zu ihren Füßen. »Wenn du siehst, wie Francesca Romanos die Tosca singt, hilft dir das vielleicht bei der Entscheidung«, spöttelte er.
»Du hoffst, dass ich neidisch werde und sofort auf die Bühne zurückwill.«
» Principessa , du fehlst mir. Francesca ist technisch hervorragend, aber sie besitzt nicht unsere Emotionalität. Du kannst mir keinen Vorwurf machen, dass ich dich zu überreden versuche.« Er sah auf seine Uhr und seufzte. »Leider muss ich jetzt zu den Proben.« Er stand auf, bückte sich und nahm Nico aus der Wippe. »Sei brav, mach deiner Mamma keinen Kummer. Wir sehen uns später.« Roberto küsste seinen Sohn auf die Stirn und gab ihn seiner Mutter auf dem Weg zur Haustür.
»Wann kommst du nach Hause?«, fragte Rosanna, als Roberto in seinen Jaguar stieg und das Fenster herunterließ.
»Früh genug, um Nico zu baden.« Er ließ den Motor an. »Bitte, cara , überleg dir das mit dem Premierenabend. Es täte dir gut, mal rauszukommen.«
»Und was ist mit Nico?«
»Im Ort gibt es bestimmt ein Mädchen, das auf ihn aufpasst. Hör dich um oder häng einen Zettel im Postamt auf. Ciao .«
Rosanna sah dem Wagen nach, trug Nico hinein, legte ihn in seine Wippe und räumte die Frühstückssachen weg.
Kurze Zeit später machte sie sich mit Nico im Kinderwagen auf den Weg zum Postamt.
Als Roberto am Abend nach Hause kam, reichte Rosanna ihm ein Glas Wein.
»Ich habe ein sehr nettes Mädchen gefunden, das Nico babysitten würde. Die Frau im Postamt hat selbst vier Kinder und sagt, ihre Tochter passt gern auf ihn auf. Ich habe sie mir angeschaut und komme zur Premiere.«
»Wunderbar! Wenn du da bist, singe ich besonders gut.« Roberto streckte ihr die Hand hin. »Danke, cara .«
Nach so vielen Monaten mit flachen Schuhen war es merkwürdig, hohe Absätze zu tragen, und noch merkwürdiger, sich zu schminken, dachte Rosanna, als sie sich im Spiegel betrachtete. Das Abendkleid hatte sie sich kurz vor ihrer Schwangerschaft gekauft und dann nicht anziehen können. Nun passte es ihr genau. Sie war stolz, schon wieder ihre alte Figur zu haben.
Rosanna ging ins Nachbarzimmer, wo Nico sich glucksend vor Vergnügen von seiner Babysitterin Eileen kitzeln ließ.
»Bist du sicher, dass du zurechtkommst?«, fragte Rosanna zum x-ten Mal.
»Natürlich kommen wir zurecht, was, Nico? Genießen Sie ruhig den Abend, Mrs Rossini.«
»Es wird nicht später als Mitternacht. Seine Fläschchen stehen im Kühlschrank, und in der Schublade ist ein frischer Strampler. Falls es ein Problem geben sollte …«
»Wähle ich die Nummer auf dem Block beim Telefon«, führte Eileen den Satz für sie zu Ende.
Rosanna küsste Nico und lief nach unten, als der Wagen, der sie nach London bringen sollte, sich näherte.
»Ich gehe jetzt«, rief Rosanna nach oben.
»Tschüs, viel Spaß«, kam die Antwort.
Anderthalb Stunden später hielt der Wagen vor der Oper. Rosanna stieg aus, ging hinein und die breite Treppe hinauf zum Crush Room, wo sie mit Chris Hughes verabredet war.
»Du bist wunderschön, Rosanna.« Chris küsste sie auf beide Wangen und führte sie zu einem Tisch. »Trinken wir ein Glas Champagner auf Robertos Erfolg und deine Rückkehr an den Ort einiger deiner größten Triumphe.«
»Danke.« Rosanna nahm das Glas. »Ich war Ewigkeiten nicht mehr in London.«
»Fehlt es dir?«
»Nein«, antwortete sie ehrlich.
»Bestimmt bekommt Nico das Leben auf dem Land besser als das in der Stadt. Er ist ein braves Kind. Bis jetzt hast du mit ihm wirklich Glück gehabt, Rosanna.«
»Ich weiß. Du kennst wahrscheinlich den Spruch: unkomplizierte Geburt, unkompliziertes Kind. Im Krankenhaus waren sie alle unglaublich nett. Und natürlich Stephen«, fügte sie hinzu.
»Stephen?«
»Mein Aushilfsehemann. Er
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