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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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recht.«
    Roberto beobachtete, wie seine Frau ziemlich lange an dem Bissen Lamm kaute. »Und was ist mit dir?«, fragte er vorsichtig.
    »Was soll mit mir sein?«
    »Hast du dich für immer aus dem Berufsleben verabschiedet?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Rosanna, du musst dir doch Gedanken darüber gemacht haben, ob du weitersingen willst.«
    »Nein. Im Moment beschäftigt mich nur, ob Nicos wunder Po heilt und ob er die Nacht durchschläft. Es ist so schön, dass mir das Singen überhaupt nicht fehlt.«
    » Principessa , du weißt, dass wir immer wieder lange getrennt sein werden, wenn du mit Nico hierbleibst.«
    »Soll das heißen, dass ich genauso gut wieder singen kann, weil ich sowieso mit dir um die halbe Welt reisen werde?«
    »Schatz, wir wollen beide nicht voneinander getrennt sein, deswegen habe ich mir einen Kompromiss überlegt. Covent Garden ist inzwischen das Haus, an dem ich mich am wohlsten fühle. Ich könnte Chris bitten, dafür zu sorgen, dass die meisten meiner Auftritte in England stattfinden. Dann könnten wir sechs Monate im Jahr hier verbringen.«
    »Und die anderen sechs sind wir in Hotels irgendwo auf der Welt.« Rosanna sah Roberto an. »Meinst du wirklich, das wäre gut für Nico?«
    »Andere Kinder halten das auch aus. Er ist noch so klein, cara . Er weiß doch gar nicht, wo er ist. Solange seine Mamma bei ihm ist, macht es ihm nichts aus. Statt im Hotel zu wohnen, könnten wir an Orten, an denen ich länger engagiert bin, sogar ein Apartment mieten.« Roberto klang flehend.
    »Wenn ich auch wieder mit dem Singen anfange, lebt Nico nicht nur in der Fremde, sondern wird auch von Fremden betreut.«
    »Wir finden bestimmt ein gutes Kindermädchen für ihn und später einen Privatlehrer und ein gutes Internat. Bitte, Rosanna, es läuft nicht, wenn wir getrennt sind, das weißt du doch.«
    Sie kaute nachdenklich an einem Brokkolistrunk. Schließlich sagte sie: »Roberto, ich versuche dir meine Gefühle zu erklären. Als ich gemerkt habe, dass ich schwanger bin, war ich ziemlich verwirrt, fast sogar unglücklich. Meine Karriere lief gut, ich hatte dich – das Leben hätte nicht besser sein können. Ich wollte nicht, dass sich etwas ändert. Und dann kam Nico und mit ihm eine neue Art des Lebens mit neuen Prioritäten.«
    »Bedeutet das, dass du Nico mehr liebst als mich?«, fragte er.
    »Sei nicht albern, Roberto. Du weißt, dass meine Liebe zu dir stärker ist denn je. Die zu Nico ist anders, die Liebe einer Mutter. Ein Kind braucht Strukturen. Ich finde es nicht richtig, wenn wir ihn überallhin mitschleppen.«
    Roberto seufzte. »Bis zu meiner Abreise sind es noch zwei Monate. Cara , ich kann deine Gefühle für Nico verstehen, aber ist dir deine Karriere denn nicht auch wichtig? Was passiert, wenn Nico größer ist? Wenn er das Internat besucht? Dann hast du dein ganzes Leben für ihn geopfert, und dir selbst bleibt nichts.«
    »Roberto, können wir uns bitte über etwas anderes unterhalten? Für heute Abend habe ich genug von diesem Thema.«
    Als Roberto die gequälte Miene seiner Frau bemerkte, nickte er. »Entschuldige. Ich rede auch nicht gern darüber. Aber bitte denk über das nach, was ich gerade gesagt habe. Lange können wir mit unserer Entscheidung nicht mehr warten.«
    In jener Nacht wälzte Rosanna sich schlaflos im Bett herum und stand schließlich wieder auf. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging zu Nicos Kinderzimmer. Im trüben Schein des Nachtlichts sah sie, dass er friedlich schlief.
    Rosanna setzte sich in den Stillsessel, zog den Vorhang zurück und schaute durchs Fenster hinaus in die Dunkelheit. Warum nur war das Leben so kompliziert? Alles, was sie sich wünschte, alles, was sie liebte, befand sich hier unter diesem Dach. Doch das würde sich schon bald ändern.
    Die Entscheidung zwischen Ehemann und Sohn überforderte sie. Wenn sie sich von ihrer Karriere verabschiedete und in Manor House blieb, was ihrer Meinung nach das Beste für Nico war, sah sie Roberto kaum noch. Und wenn sie das Singen wählte und mit Roberto reiste, hieß das, dass sie nicht mehr in der Lage war, Nico ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.
    Sie wusste, dass sie sich glücklich schätzen konnte, überhaupt zu Hause bei Nico bleiben zu können, wenn sie das wollte. Diese Option hatten viele Frauen nicht. Aber … Rosanna erinnerte sich an den schrecklichen Monat, als Roberto in New York gewesen war, daran, wie elend sie sich gefühlt hatte.
    Es war hoffnungslos.
    Rosanna

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