Das italienische Maedchen
aus.
»Darf ich mit reinkommen? Wir sollten darüber reden. Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht.«
»Nein, Chris. Wenn es dir nichts ausmacht: Ich wäre jetzt gern allein. Danke fürs Heimbringen.« Rosanna stieg aus und ging zum Haus.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, ließ Chris laut fluchend den Motor an und fuhr los.
Rosanna starrte von der Fensternische im Kinderzimmer aus den Vollmond an. Nico schlief tief und fest; von seinem Bettchen drang leises Schnarchen herüber.
Ihr erster Impuls war es gewesen, einfach mit ihrem Sohn wegzulaufen. Doch sie wusste, dass sie so dem Schmerz nicht entfliehen würde, und außerdem war dies ihr Leben. Roberto konnte das seine anderswo führen.
Er hatte ihr geschworen , dass es nie so weit kommen würde, und seinen Schwur gebrochen. Auch wenn es sie zugrunde richtete: Rosanna würde ihr Versprechen halten.
Sie ging in das Schlafzimmer, das sie bis dahin mit ihrem Ehemann geteilt hatte. Bis zu seiner Heimkehr war noch ziemlich viel zu tun.
Der Jaguar schnurrte die Auffahrt nach zwei Uhr morgens herauf. Rosanna stand an der Haustür.
Sie sah sofort, dass Roberto getrunken hatte. Auf dem Heimweg hätte er einen Unfall haben können, dachte Rosanna – und schob den Gedanken beiseite. Das war nicht mehr ihre Sorge.
» Cara , du bist noch auf.« Roberto breitete die Arme aus.
»Mit dem, was da drin ist, kommst du fürs Erste zurecht«, sagte sie und deutete auf die beiden Koffer neben der Tür. »Alles andere lasse ich für dich packen und in das Haus in London schicken.«
»Ich verstehe nicht ganz, cara . Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass ich die nächsten zwei Wochen zwischen hier und London pendle, und meine Sachen mitten in der Nacht zu packen …«
»Du gehst, Roberto, und zwar sofort.« Rosannas Stimme war eisig.
»Aber warum? Ist jemand gestorben?«
»Nein, niemand ist gestorben außer meiner Liebe zu dir.«
»Was ist los? Was habe ich verbrochen?«
»Du hast mir etwas geschworen, Roberto. Und mich hintergangen. Ich will dich nicht mehr wiedersehen.«
Roberto schüttelte verwirrt den Kopf. »Was für ein Schwur? Wie soll ich dich hintergangen haben?«
»Erinnerst du dich etwa nicht an die Nacht, die du in Donatella Bianchis warmem Bett verbracht hast, während deine Frau in den Wehen lag? Ich hasse dich. Bitte geh.«
Er sah sie entsetzt an.
Falls Rosanna Francesca noch nicht ganz geglaubt hatte, tat sie es jetzt. Das schlechte Gewissen war ihm vom Gesicht abzulesen.
»Aber wie …?« Roberto sank auf die Knie.
»Es spielt keine Rolle, wie ich es erfahren habe. Wichtig ist nur, dass ich es weiß.«
Er brach in Tränen aus.
» Mamma mia , wenn du wüsstest, welche Vorwürfe ich mir deshalb gemacht habe. Donatella und ich … Das war nicht wichtig, begreifst du das denn nicht?«
»Wie viele Ehemänner es wohl schon mit dieser Entschuldigung bei ihren Frauen versucht haben? Nein, ich begreife überhaupt nichts. Ich habe dir bei deinem Heiratsantrag gesagt, dass ich dich verlassen würde, wenn du mir untreu wirst. Und jetzt bist du fremdgegangen. Doch nicht ich werde gehen, sondern du.«
»Bitte, Rosanna, lass es mich erklären. Ich flehe dich an. Ich liebe dich, amore mio , ich liebe dich.«
»Das habe ich geglaubt, aber ich habe mich getäuscht. Du schläfst mit einer anderen Frau und lügst mich an. Wie kannst du das Liebe nennen? Du eignest dich nicht als Vater!« Rosanna bebte vor Zorn. »Roberto, ich möchte, dass du gehst, und zwar auf der Stelle.«
Er hob den Blick zu seiner Frau, deren blasses Gesicht vom Licht des Mondes erhellt wurde. Sie sah aus wie ein Kindgeist; Roberto wusste, dass dieses Bild ihn sein ganzes Leben lang verfolgen würde. Er wusste auch, dass es ihr Ernst war. Roberto stand auf.
»Rosanna, egal, was du von mir denkst, egal, was für schlimme Dinge ich getan habe: Ich liebe dich. Es wird nie eine andere für mich geben.«
»Bitte geh jetzt«, wiederholte sie.
Allmählich wichen Entsetzen und Reue Selbstmitleid. »Rosanna, wenn du mich wegjagst, ohne mich anzuhören, komme ich nie wieder zu dir zurück.«
»Freut mich, dass du es endlich begreifst.« Sie deutete auf die Koffer. »Auf Wiedersehen, Roberto.«
Er bückte sich, um sie aufzuheben. »Rosanna, du wirst es bereuen. Wir können nicht ohne einander leben.«
Rosanna sah, wie er den Wagen aufschloss, sein Gepäck im Kofferraum verstaute und ihn zuknallte. Dann stieg er ein, ließ den Motor an, setzte zurück
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