Das italienische Maedchen
gelassen. Ich habe Roberto geraten, vorsichtiger zu sein. Ihm sollte klar sein, was Klatsch anrichten kann. Obwohl wir natürlich alle wissen, dass die Sache harmlos war«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
»Natürlich. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss zu meinem Mann.« Rosanna ertrug Francesca keine Sekunde länger.
»Selbstverständlich. Auf Wiedersehen, Rosanna … vielleicht bis später.«
Rosanna zog sich in die Toilette zurück.
»Donatella«, stöhnte sie, nachdem sie sich in eine Kabine eingeschlossen hatte. »Warum, Roberto, warum?«
»Ich will nach Hause. Ich habe Eileen versprochen, bis zwölf daheim zu sein.«
Roberto sah seine Frau an. Sie wirkte blass, ihre Augen waren gerötet.
» Cara , bevor wir gehen, muss ich noch mit ein paar Leuten reden.«
»Dann bitte ich Chris, mich nach Hause zu bringen.«
»Rosanna, ich …« Doch sie war schon weg.
Sofort stürzte sich ein Dirigent auf ihn.
»Mr Rossini, ich habe gehört, Sie kommen nächstes Jahr nach Glyndebourne?«
Zehn Minuten später gelang es Roberto, sich loszueisen und nach Rosanna zu suchen.
»Hast du meine Frau gesehen?«, fragte er Francesca.
»Ja, sie ist vor ein paar Minuten mit Chris Hughes gegangen. Ich glaube, sie war müde.«
»Champagner, Sir?«, fragte ein Kellner.
»Warum nicht?«, seufzte Roberto und nahm mit grimmiger Miene ein Glas vom Tablett.
Chris lenkte den Wagen aus London hinaus.
»Du bist so still«, meinte er. »War es so schlimm, Francesca zu sehen?«
Rosanna schwieg.
»Du weißt doch, dass sie dir nicht das Wasser reichen kann. Alle Opernhäuser wollen dich wieder mit Roberto. Du musst mir nur dein Okay geben, dann kann ich dich sofort buchen.«
»Ich habe Nico. Mehr brauche ich nicht.«
»Und Roberto.«
»Ich glaube, ich werde mich an den Gedanken gewöhnen müssen, ohne ihn auszukommen.«
»Dann willst du also nicht auf die Bühne zurück?«
»Nein. Dieser Abend hat mich zu einem Entschluss gebracht.«
»Aber werdet ihr die permanenten Trennungen ertragen?«, hakte Chris nach. Er war ihr Agent, und egal, wie gut er sich in Rosanna und ihre Lage hineinversetzen konnte: Es war seine Pflicht, sie wieder ins Boot zu holen. »Roberto ist ein geselliger Mensch. Wenn du dabei bist, braucht er niemanden sonst. Er erscheint zu den Proben, ist weniger jähzornig und benimmt sich auch sonst vorbildlich. Seit der Heirat ist er wie ausgewechselt. Durch dich konnte er seinen Ruhm mehren. Es macht mir Kopfschmerzen, wenn du zu Hause sitzt, während er unterwegs ist. Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber er hat diesen … Hang zum Impulsiven, den er nur schwer in den Griff bekommt, wenn ihr nicht zusammen seid …«
»Wie in New York mit Donatella Bianchi?«, zischte Rosanna.
Chris schwieg eine ganze Weile, bevor er sagte: »Ich hatte keine Ahnung, dass du Bescheid weißt.«
»Wusste ich auch nicht, bis Francesca mich heute Abend auf den neuesten Stand gebracht hat. Danke für die Bestätigung, Chris.«
»Scheiße! Diese dumme Kuh!« Chris schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad.
»Hatten sie was miteinander?«
»Rosanna, ich weiß es nicht«, stöhnte Chris.
»Aber Roberto war doch in deiner Wohnung. Du musst mitbekommen haben, was er treibt.«
»Nicht wirklich. Ich war ziemlich viel unterwegs.«
»Und an dem Morgen, an dem Stephen angerufen hat? Bist du ans Telefon gegangen, weil Roberto nicht da war? Um halb sechs als seine Frau gerade sein Kind zur Welt brachte?« Rosanna traten Tränen in die Augen.
»Also schön, er war nicht da, aber er hätte genauso gut in einem Klub sein können. Die haben in New York ziemlich lange geöffnet, und es war sein letzter Abend in der Stadt.« Chris lenkte den Wagen von der Autobahn auf die Landstraße.
»Roberto war informiert, dass das Baby früher kam. Er ist schnurstracks ins Krankenhaus gefahren. Jemand muss ihm Bescheid gesagt und gewusst haben, wo er sich aufhielt, bevor er zurückgeflogen ist. Warst du das?«
Chris’ Schweigen sagte Rosanna alles.
»Rosanna, was auch immer in New York passiert sein mag: Es ist vorbei. Roberto liebt dich so sehr, dass er seine Karriere im letzten halben Jahr auf Eis gelegt hat, um bei dir und Nico sein zu können. Ich habe ihn noch nie so glücklich erlebt.«
»Bitte, Chris, erspar mir das Gesäusel. Für mich ist das Thema abgeschlossen. Das geht nur mich und Roberto etwas an.«
»Rosanna …«
» Bitte! «
Chris fuhr betreten schweigend weiter. Vor Manor House schaltete er den Motor
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